Heaven Shall Burn
"Of Truth And Sacrifice"-Clubtour in Karlsruhe
Konzertbericht
Von HEAVEN SHALL BURN ist man normalerweise größere Hallen sowie Headlinerslots auf Festivals gewohnt. Aus bekannten Gründen sind solche Späße aktuell aber noch nicht drin. Ihr Album „Of Truth And Sacrifice“ wollten HEAVEN SHALL BURN nun aber endlich mal live spielen und gingen deshalb auf Clubtour. Mit im Gepäck hatten sie die Death-Doomer DÉCEMBRE NOIR. Wir nutzten die Gelegenheit und pilgerten zum Konzert in der Karlsruher Stadtmitte. Im Januar 2023 soll dann die große Tour mit TRIVIUM folgen.
DÉCEMBRE NOIR
Bevor es mit HEAVEN SHALL BURN schnell, hart und schwitzig werden kann, wärmen deren Bundeslandsmänner DÉCEMBRE NOIR das Karlsruher Publikum ganz sachte vor. Vor fast genau einem Jahr haben sie ihr aktuelles Studioalbum „The Renaissance Of Hope“ veröffentlicht, auf dem sie einmal mehr dem melancholischen Death-Doom frönen. Pünktlich um 20 Uhr ertönen die ersten schleppenden Gitarrenklänge und locken die noch im Innenhof versammelten Zuschauer:innen in den Konzertsaal. ‚Saal‘ ist hier allerdings eine Übertreibung, denn da es sich um die Clubtour von HEAVEN SHALL BURN handelt, fällt die Lokalität doch deutlich kleiner aus, als man es vom Hauptact normalerweise gewohnt ist.
Bereits zu Beginn des Sets von DÉCEMBRE NOIR füllt sich der Raum knackig, und trotz des etwas anderen Stils hat die Menge definitiv Bock. Es wird schon jetzt ausgiebig geheadbangt und vereinzelt auch mitgesungen. Trotz des noch neuen Materials spielen DÉCEMBRE NOIR nicht nur Stücke vom aktuellen Album. Vor allem „Barricades“ wird besondere Aufmerksamkeit zuteil, denn hier bittet Fronter Lars das Publikum, ihm für den melodischen Gesang, mit dem er nach eigenen Angaben schon immer Probleme gehabt hat, die Daumen zu drücken. Das scheint zu funktionieren, denn das Stück geht ohne Schnitzer über die Bühne.
Auch „Escape To The Sun“, laut Lars der ‚Partysong‘ der Band, wird besonders angekündigt. Das Highlight stellt aber der Rausschmeißer „The Forsaken Earth“ dar. Bevor dieser zum Abschluss gespielt wird, bedanken sich DÉCEMBRE NOIR noch bei allen Beteiligten und natürlich speziell bei HEAVEN SHALL BURN, die den Auftritt – wie wahrscheinlich jeden Abend – von der Seite aus geschaut haben. Solch einen Zusammenhalt zwischen den Bands einer Tour kann man sich nur wünschen.
HEAVEN SHALL BURN
Nachdem sich DÉCEMBRE NOIR verabschiedet haben, geht das große Drängen nach vorne los. Obwohl es vorher schon voll war, scheint sich die Menge plötzlich gar zu verdoppeln. Kein Wunder, denn die Karlsruher Stadtmitte ist bei einer Band das Formats von HEAVEN SHALL BURN natürlich restlos ausverkauft. Bis hinten zur Bar, wo sich das Personal bereits Bierkästen zum Draufstellen für eine bessere Sicht zurechtgestellt hat, drängen sich die Zuschauer:innen dicht an dicht. Eine Situation, von der man nicht dachte, dass sie einem so schnell wieder so normal vorkommen würde. Die Menge ist auch in der Pause gut unterhalten und singt unter anderem „Fear Of The Dark“ von IRON MAIDEN lauthals mit.
Nachdem der Umbau zu Ende gegangen ist, steigt die Spannung im Raum spürbar und entlädt sich in einem Jubelschrei, als mit dem SCOOTER-Track „One“ aka „Always Hardcore“ das Intro für HEAVEN SHALL BURN ertönt. Schon jetzt wird getanzt und mitgegrölt, und die Herren von HSB lassen sich ordentlich Zeit, bis sie auf die Bühne kommen. Mit „Protector“ legen sie dann endlich los und bringen sofort den ganzen Raum in Bewegung. Dass es eine Weile her ist, dass man die Band zuletzt gesehen hat, merkt man optisch vor allem an den mittlerweile schulterlangen Haaren von Fronter Marcus Bischoff, den man bisher mit Kurzhaarfrisur kannte. Hätte er nicht das obligatorische rote Hemd getragen, hätte man vielleicht sogar zweimal hinsehen müssen.
„Ich fass‘ mich kurz, ich zieh‘ mich aus“ – Marcus Bischoff
HEAVEN SHALL BURN ist anzusehen, wie sehr sie es genießen, endlich wieder vor Publikum zu stehen. Ebenso begeistert sind die Besucher:innen. Während „Übermacht“ wird zwischenzeitlich so viel gecrowdsurft, dass mehr Füße als Hände in der Luft sind. Für das darauffolgende „Voice Of The Voiceless“ initiiert Marcus eine Wall of Death, für die im Raum zwar kaum mehr Platz ist, die aber trotzdem ganz ordentlich ausfällt. Eine kleine Verschnaufpause gibt es etwas später beim Intro zu „Endzeit“, doch diese Ruhe ist natürlich höchst trügerisch. Bei keinem Track wird übrigens so laut mitgeschrien wie bei diesem.
Als ob sie das Publikum noch weiter anstacheln müssten, erlauben sich HEAVEN SHALL BURN einen kleinen Spaß und verkünden, dass sie ja Wasser verteilen würden, die Besucher:innen das ja aber noch gar nicht verdient hätten. Stattdessen wird ein heißer Tee vorgeschlagen. Es ist das letzte Drittel des Sets, in dem die Party auf ihrem Höhepunkt ist. Zu einer besonderen Einlage kommt es, als Besucher Alex, der an diesem Abend Geburtstag hat, auf die Bühne kommen und ein wenig in die Saiten hauen darf. „Was hast’n gespielt?“ fragt Marcus im Anschluss scherzhaft. Als die Band die Bühne wieder für sich hat, verkündet er „ich fass‘ mich kurz, ich zieh‘ mich aus“. Gesagt, getan, fällt das nicht mehr so obligatorische rote Hemd.
Nach „Profane Believers“ gibt es noch „My Heart And The Ocean“ sowie „Tirpitz“ als Zugabe, auch wenn sich HEAVEN SHALL BURN den halbherzigen Abgang von der Bühne sparen und am Stück durchspielen. Die Zeit scheint ein Faktor zu sein, denn auf der Liste stand eigentlich noch „La Résistance“, das scheinbar gestrichen werden musste. Bevor sich die Band verabschiedet, verspricht sie noch „die Bühnen werden größer werden“. Hoffen wir also auf die Tour mit TRIVIUM.
HEAVEN SHALL BURN Setlist
1. Protector
2. The Weapon They Fear
3. Black Tears
4. Übermacht
5. Voice Of The Voiceless
6. The Only Truth
7. Awoken + Endzeit
8. Combat
9. Counterweight
10. Hunters Will Be Hunted
11. March Of Retribution + Thoughts And Prayers
12. Behind A Wall Of Silence
13. Profane Believers
14. My Heart And The Ocean (Zugabe)
15. Tirpitz (Zugabe)
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