Emigrate
"Ich wollte mit Musik aufhören."
Interview
„The Persistence Of Memory“ von EMIGRATE war gar nicht als Album geplant, ursprünglich sollten es nur drei bis vier neue Songs werden. Warum es doch satte neun geworden sind und weswegen Mastermind Richard Z. Kruspe solche Musik meistens nur im negativen Gemütszustand schreibt, verrät er uns im Interview.
„The Persistence Of Memory“ erscheint nur drei Jahre nach seinem Vorgänger, die Abstände zwischen den Alben werden immer kürzer. Brauchst du ein Ventil für deine Kreativität?
Ich habe gerade in einem Interview mit einem anderen Magazin festgestellt, dass jedes Mal, wenn ich ein Album mache, es eine sehr dunkle Vorgeschichte hat. Es ist nie so, dass ich gerade lustig durchs Leben gehe und gerade super drauf bin und dann denke: „Jetzt schreibe ich mal ein neues EMIGRATE-Album.“ Es geht immer mit einer starken Veränderung in meinem Leben einher.
Ich habe gestern einen Podcast mit Fans zusammen gemacht, die ihre Erlebnisse bei bestimmten Songs wiedergegeben haben und das waren auf der einen Seite extrem traurige, düstere Geschichten, aber es war auch sehr motivierend. Wir reden hier von Missbrauch, Suizid und all diese Geschichten. Aber sie haben es durch diese Musik geschafft, da wieder herauszukommen.
2019, nach der großen RAMMSTEIN-Tour, bin ich in ein riesiges Loch gefallen und kam da irgendwie auch nicht mehr raus. Ich war total uninspiriert und wollte eigentlich auch mit Musik aufhören, weil ich da keinen richtigen Sinn mehr drin gesehen habe. Doch die Erinnerung, sozusagen als Transportmittel, hat es geschafft, dass ich mich wieder an so Zeiten erinnern konnte, als ich inspiriert war. Diese Songs, die ich über die letzten 20 Jahre geschrieben habe, haben es geschafft, mich wieder in die Gegenwart zu bringen und auch wieder in die Zukunft zu sehen. Es war gar nicht die Idee, ein neues EMIGRATE-Album zu schreiben, sondern so eine Art Therapie mit mir, in der ich mich generell wieder mit Musik verbinden musste.
Ich wollte eigentlich nur drei, vier Songs herausbringen, aber dann waren es doch auf einmal neun. Es wären vermutlich auch elf geworden, wenn ich noch Zeit gehabt hätte.
Dann hoffe ich mal, dass es dir in Zukunft gut geht, aber wir trotzdem neue Songs von dir zu hören bekommen.
Wahrscheinlich nicht, da musst du genau das Gegenteil hoffen, denn dann schreibe ich die meisten Alben. Ich habe eine Theorie, es geht ja vielen Musikern so, dass sie auf einem bestimmten Leidensweg, in bestimmte destruktive Formen besser schreiben können, als wenn sie glücklich sind. Es hat sich so eine Art Rhytmus eingespeichert, dass wir uns quasi bewusst in diesen Leidensweg begeben, weil wir wissen, dass wir dann kreativer sind. Das ist natürlich unheimlich ungesund, das will ich auf keinen Fall weiter empfehlen.
Das klingt wirklich nicht gesund, da muss man irgendwo auch eine Balance finden.
Genau, und da kommen wir wieder zurück auf die Zeit zwischen den Alben. Man muss auch Zeit haben, sich wieder zu erholen. Deswegen sind die Zeiten vermutlich immer ein wenig länger. Aber mein Brotverdiener hat da natürlich auch noch ein Wörtchen mitzureden. Wenn ich mit RAMMSTEIN beschäftigt und auf Tour bin, hat das Priorität. Nach dem ersten Album war ich mit RAMMSTEIN sehr viel unterwegs, sodass ich erst einmal Zeit für neue Ideen brauchte.
Es ist wieder dein Gesicht auf dem Cover zu sehen. Entwickelt sich das zu einer Art Trademark?
Ja, das stimmt. Das Lustige war, dass ich die Inspiration zum Cover wegen des Songs „Always On My Mind“ hatte. Ich hatte, als ich den Song gehört hatte, die Idee, dass es gar nicht um eine Beziehung zu einem Menschen geht, sondern um unseren Planeten. Daraus hat sich dann die Coveridee entwickelt mit dem Gesicht, das auf die Erde schaut.
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Stile | Industrial Rock |
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