Seit einem halben Jahrhundert wabert der Name YES durch die Musikwelt. 1968 gründeten Jon Anderson, Chris Squire, Tony Kaye, Peter Banks und Bill Bruford die Band und veröffentlichten in den ersten fünf Bandjahren sieben Longplayer, darunter „Tales From Topographic Oceans“ und „Relayer“, welche beide hohe Chartpositionen in UK und den USA erreichten. 1969 erschien das Debütwerk „Yes“ und 52 Jahre später heißt es „The Quest“.
Der große Durchbruch war „Going For The One“ im Jahr 1977. Die Bandbesetzung hatte reichlich Veränderung durchgemacht und gerade einmal zwei Gründungsmitglieder waren noch an Board. Das sich ständig drehende Bandkarussell führte dazu, dass es viele Jahre zwei verschiedene YES-Formationen gab. Neben YES nannte sich die zweite Kombo ebenfalls YES, aber mit dem Zusatz „Featuring Jon Anderson, Trevor Rabin, Rick Wakeman“, welche sich offiziell 2020 auflöste. Steve Howe und Alan White sind noch von der „Going for the One“-Besetzung dabei. Chris Squire verstarb 2015, Anderson und Wakeman gehörten zu der zweiten YES-Formation.
“The Quest” entstand mit zwei Bandmitgliedern aus den 70er Jahren
Bands, welche ihre Großtaten vor mehr als 40 Jahren leisteten, präsentieren ein neues Werk. Die Erwartungen liegen zwischen einem Abklatsch der erfolgreichen Zeit oder Musik, die mit den ehemaligen Erfolgen nichts mehr zu tun hat. Egal was so eine Band tut, gewinnen ist schwer möglich. Steve Howe ist mittlerweile 74 und Alan White gerade einmal zwei Jahre jünger. Wo die meisten Damen und Herren in diesem Alter ihr Rentendasein irgendwo auf dieser Welt genießen, sitzen die Musiker noch immer im Studio und tüfteln an neuen Sounds und Melodien.
Die ersten Töne klingen nach einem Aufguss von der 77er Scheibe „Going For The One“, welches mit den heutigen technischen Möglichkeiten optimiert wurde. Positiv fällt die Gesangsleistung von Jon Davison auf. Es fehlt jedoch das Zwingende, was in früheren Zeiten transportiert werden konnte. „The Ice Bridge“, „Dare To Know“ oder „Minus The Man“ sind hörbar, werden aber primär an die Anhänger der alten Zeiten adressiert. Die orchestralen Einschübe wirken altbacken und die Nummern sind etwas langatmig. Die Hörerschaft dümpelt sich durch „The Quest“ und spätestens ab Track vier oder fünf fällt es schwer, die Skip-Taste nicht zu betätigen.
YES sind auf ausgetretenen Pfaden unterwegs
„The Quest“ ist technisch ein gutes Machwerk. Vor circa 40 Jahren wäre das Album eventuell auch ein Renner am Markt geworden. Die Zeiten haben sich verändert und die Protagonisten liefern altgediente Musik mit neuen technischen Möglichkeiten. So dürfte die Scheibe primär für die Fanbase der 70er Jahre ein Highlight darstellen, ansonsten aber in der Masse der Veröffentlichungen untergehen. Kein Track sticht hervor, Song für Song läuft durch, ohne dass etwas länger im Ohr bleibt. Menschen mit Interesse an vielfältigeren und härten progressiven Tönen werden zu YES eher Nein sagen.
Als alter Fan möchte ich anmerken, dass der Durchbruch von Yes nicht erst 1977, sondern bereits Anfangs der 70-er mit ‚The Yes Album“, „Close to the edge“ und besonders „Fragile“ mit dem evtl. bekanntesten Song „Roundabout“ erfolgte.