Withering Soul - Last Contact

Review

WITHERING SOUL treten mit dem Jenseits in Kontakt. Die Blackened Melodic Deather aus Chicago begeben sich auf „Last Contact“ zum vierten Mal in schaurige Gefilde, schwingen dabei rein musikalisch aber eine gröbere Kelle als so mancher Geisterjäger.

WITHERING SOUL erzählen Gruselgeschichten

Anders als viele Genre-Kollegen befassen sich WITHERING SOUL nicht mit dem Gehörnten, kosmischem Chaos und allerlei anderen Teufeleien, viel lieber wollen die Amis im klassischen Sinne das Fürchten lehren. Bei „Last Contact“ handelt es sich nämlich um eine Anthologie von Gruselgeschichten über finale Nachrichten aus dem Jenseits. Die Rede ist von ominösen Stimmaufnahmen, Notsignalen oder flackernden Lichtern am Nachthimmel, auch wenn sich der Promotext die bekannte Floskel „beruht auf wahren Begebenheiten“ verkneift. Thematisch bleiben sich WITHERING SOUL jedenfalls treu und bewegen sich mit ihrem lyrischen Konzept weiterhin in der Nähe von CARACH ANGREN oder einem weniger theatralischen KING DIAMOND.

Musikalisch bleibt man weiterhin fest im melodischen Schwedentod mit unterschiedlich stark ausgeprägter Black-Metal-Schlagseite verwurzelt. So steigt „Allegory of the Void“ mit halsbrecherischem Tempo und leichter Thrash-Schlagseite ein, wird anschließend aber auf eine gesundes Marschtempo heruntergedrosselt und macht Raum für flirrendes Tremolo und finstere Melodiebögen. DISSECTION, NECROPHOBIC und Co. lassen grüßen. „Carrion Reflection“ dagegen erinnert eher an AT THE GATES auf ihren letzten, etwas experimentelleren Alben und kann mit düsterer Atmosphäre punkten, während „Of Blackened Pillars“ wieder stärker zum melodischen Black Metal neigt.

Anschließend wird das Tempo mit dem schleppenden „Ascent to Madness“ drastisch heruntergefahren, thematisch macht der Schritt in Doom-Gefilde ja auch durchaus Sinn. Ein wenig wird die Geschwindigkeit danach zwar wieder hochgeschraubt, besonders „The Transcendence of Night“ und der auf getragene Epik gebürstete Rausschmeißer „Uncharted“ bewegen sich aber größtenteils im gemäßigten Midtempo. So nehmen sich WITHERING SOUL auf der zweiten Albumhälfte leider selbst ein wenig den Wind aus den Segeln, hier hätte ein wenig mehr Abwechslung nach hinten raus durchaus gutgetan.

Kein Horrortrip für die Ewigkeit

Viel falsch gemacht haben WITHERING SOUL auf „Last Contact“ nicht und handwerklich ist hier grundsätzlich alles im grünen Bereich. Allerdings stechen die Amerikaner mit ihrer Darbietung nun auch nicht unbedingt aus der Masse heraus, denn Alben unterschiedlicher Qualität aus dem Bereich des Blackened Melodic Death Metal gab es grade in den letzten Jahren eben haufenweise. Das lyrische Konzept der Band ist zwar durchaus interessant, allerdings hätte man es musikalisch etwas aufregender umsetzen können.

Ein weiterer Kritikpunkt ist außerdem die Produktion, die zwar einerseits druckvoller als auf dem Vorgänger ist, für diese Art von Musik aber auch etwas zu steril. Zudem wirkt der Sound stellenweise etwas übersteuert und das Schlagzeug manchmal zu leise und manchmal besonders an den Becken zu laut. Sicherlich keine Katastrophe, aber auf Albumlänge schon auffällig. So bleibt „Last Contact“ unterm Strich ein solides Album, aber kein Horrortrip für die Ewigkeit.

17.09.2021

"Musik hat heute keinen Tiefgang mehr." - H.P. Baxxter

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