Area 53 Festival 2021
Der große Festivalbericht
Konzertbericht
Ein richtiges Festival im Jahre 2021, davon schien man lange nur träumen zu können. Das Area 53 in unserem schönen Nachbarland Österreich wollte die Sache aber durchziehen, hielt die Fühler aufmerksam ausgestreckt und konnte schließlich ein Festival unter Normalbedingungen auf die Beine stellen, das Besucher:innen wie Musiker:innen verzückte und bei dem der Stress und die Beklemmung der letzten eineinhalb Jahre von einem abfallen konnten. Auf Basis der 3Gs (geimpft, genesen, getestet) und der Kontaktverfolgung fielen in Österreich Maskenpflicht und Abstandsbeschränkungen. Das Area 53 setzte diese Maßnahmen unkompliziert um, verteilte verschiedenfarbige Bändchen und bot Schnelltests an der Tageskasse an. Der Check-in erfolgte bequem über QR-Code. Wie mittlerweile feststeht, kam es beim Festival zu keinen Infektionen.
Auch wenn aufgrund der Reisebeschränkungen auf ein gewohnt internationales Line-up verzichtet werden musste, so konnte das Area 53 neben Künstler:innen aus den GAS-Ländern doch auch gern gesehene Bands aus Finnland und den Niederlanden klarmachen. Das Billing konnte sich daher mehr als nur sehen lassen. Wir machten uns also auf in die wunderschöne Steiermark, um dem Spektakel beizuwohnen. Dabei haben wir für euch auch ein paar Bilder vom Warm-up-Abend vor dem ersten Festivaltag eingesammelt:
Galerie mit 19 Bildern: Feinstaub - Area 53 Festival 2021
Galerie mit 23 Bildern: April Art - Area 53 Festival 2021
Galerie mit 18 Bildern: KISS Forever Band - Area 53 Festival 2021
Galerie mit 24 Bildern: Mono Inc. - Area 53 Festival 2021
Freitag, 16.07.2021
Trotz anfangs schlechter Wettervorhersage für das gesamte Festival lacht am Freitagmorgen die Sonne und das Frühstück lässt sich im Freien genießen. Um 10:30 Uhr öffnen sich die Tore des Area 53 Festivals, und um 11:30 Uhr geht die Sause los. Eine angenehme Zeit, um es morgens gemütlich angehen zu lassen, vor allem, wenn man am Tag davor eine lange Anreise hatte oder den Warm-up-Abend ausgiebig genossen hat.
ALL WILL KNOW (11:30 Uhr)
Galerie mit 24 Bildern: All Will Know - Area 53 Festival 2021
Den Festival-Freitag eröffnen die Darmstädter ALL WILL KNOW mit einer modernen Mischung aus Melodeath und Core-Elementen. Es haben sich zwar noch nicht allzu viele Besucher:innen vor der Bühne versammelt, doch die bereits anwesenden haben Bock und freuen sich nicht weniger als die Band, endlich wieder Livemusik zu erleben. So läuft auch bereits zu früher Stunde das Mitklatschen. Vor allem die Gitarrenarbeit von ALL WILL KNOW überzeugt und läuft gut rein, doch auch die Melange aus cleanen und roughen Vocals kommt gut an. Die Band teilt sich mit Gitarrist Jan Jansohn einen Musiker mit NOTHGARD, die später am Tag noch auftreten werden und bei denen er sich am Bass austoben darf. Sänger Steve Kiai ist etwas wehmütig ob seiner erst kürzlich abgeschnittenen Haare und bedauert, nun nicht mehr ordentlich headbangen zu können. Dieses Manko können seine Bandkollegen sowie die Besucher:innen jedoch glücklicherweise ausgleichen.
SCARECROW NWA (12:15 Uhr)
Galerie mit 19 Bildern: Scarecrow NWA - Area 53 Festival 2021
Ein Heimspiel ist das Area 53 für SCARECROW NWA aus dem quasi um die Ecke gelegenen Graz. Ihr Soundcheck geht nahtlos in das Set über, das direkt schön loswummert. Auf die Ohren gibt es altbewährten Death mit melodischen Einsprengseln sowie hardrockigen Parts. Ab und an vielleicht ein wenig stumpf, machen sie trotzdem Spaß und kommen bei der zwar noch überschaubaren, aber motivierten Menge gut an. Eine kurze Umfrage von Fronter Bernd Krumböck ergibt, dass viele der bereits Versammelten am Vortag schon den Warm-up-Abend besucht haben. Nach dem Motto „nur die Harten kommen in den Garten“ gibt es Anerkennung für das frühe Weiterfeiern.
CRYSTAL VIPER (13:00 Uhr)
Galerie mit 22 Bildern: Crystal Viper - Area 53 Festival 2021
Durch die recht enge Taktung der ersten paar Bands geht es Schlag auf Schlag mit CRYSTAL VIPER weiter. Die Heavy Metal-Formation aus Polen gibt druckvoll Gas und profitiert – wie auch bereits ihre beiden Vorgängerbands – von dem einwandfreien Sound. Zu Beginn recht thrashig, wird es im Verlauf einige Male ganz true, und man gerät in Versuchung, die Hände im MANOWAR-Gruß zu erheben. CRYSTAL VIPER locken mit ihrer Darbietung weitere Zuschauer:innen an, sodass sich der Platz vor der Bühne allmählich füllt. Das Pathos, das sie versprühen, steckt das Publikum auch sogleich an, und die Stimmung steigt mit der sich weiter durchsetzenden Sonne. Die schnelleren Stücke sind die definitive Stärke der Band, doch auch die Interaktion zwischen den Musiker:innen ist die bisher beste und unterhaltsamste des Tages. Kein Wunder also, dass die Menge bald mitsingt und zum Abschluss ordentlich Applaus spendet.
BURNING WITCHES (13:50 Uhr)
Galerie mit 26 Bildern: Burning Witches - Area 53 Festival 2021
In ähnlicher Gangart geht es mit den BURNING WITCHES weiter. Diese zelebrieren ihren Auftritt mit einem Intro, zu dem sie sich nach und nach auf der Bühne einfinden, bevor es vergleichsweise langsam losgeht. Das Tempo zieht jedoch schnell an, und sowohl auf der Bühne als auch auf dem sich weiter füllenden Infield geraten Nacken und Haare in Bewegung. Wie ihre Vorgänger:innen von CRYSTAL VIPER setzen auch die BURNING WITCHES auf eine satte Portion klassischen Heavy Metal mit ein paar truen Momenten. Fronterin Laura Guldemond, die während des Sets von DESTRUCTION übrigens noch durch den Pit purzeln wird, verpasst dem Sound ihre charakteristische Rockröhre und rettet ihn somit auch ein wenig davor, mit allzu typischen Heavy Metal-Vocals komplett generisch zu wirken. Beim Area 53-Publikum kommen die Schweizerinnen mit niederländischer Sängerin jedenfalls so gut an, dass sich ein erster Mini-Moshpit bildet und am Ende eine Zugabe gefordert wird, die aufgrund des Zeitplans allerdings ausfallen muss.
NOTHGARD (14:50 Uhr)
Galerie mit 25 Bildern: Nothgard - Area 53 Festival 2021
Nachdem mit den letzten Bands eine klare Heavy-Linie gefahren wurde, läuten NOTHGARD den abwechslungsreicheren Teil dieses Festivaltages ein. Den Auftakt bildet auch hier ein Intro, das einen Vorgeschmack auf den mit Epik gespickten Melodeath der Bayern bietet. Diese haben augenscheinlich eine ganze Menge der eigenen Fans mobilisiert, denn sobald sie rasant in ihren Opener „Malady X“ einsteigen, werden vor der Bühne ausgiebig die Haare geschüttelt. Zum darauffolgenden „Epitaph“ bittet Fronter Dom Crey trotzdem um noch etwas mehr Bewegung, woraufhin sich ein weiterer Mini-Moshpit bildet.
Für Bassisten Jan Jansohn ist es bereits der zweite Auftritt des Tages, nachdem er mit ALL WILL KNOW die Bühne eingeweiht hat. Von Ermüdungserscheinungen jedoch keine Spur. Das neue Stück „Lightcrawler“ gibt es beim Area 53 das erste Mal live zu sehen, bevor NOTHGARD wieder mit vielfach live erprobten Tracks wie „The Sinner’s Sake“ oder „In Blood Remained“ weitermachen. Zu letzterem Stück, das angenehm vor sich hingewittert, gibt es dann endlich einen ordentlicheren Pit. Wenig später müssen sich NOTHGARD leider schon unter Jubel verabschieden.
OMNIUM GATHERUM (16:00 Uhr)
Galerie mit 23 Bildern: Omnium Gatherum - Area 53 Festival 2021
Die weiteste Anreise und das exotischste Herkunftsland (für Coronaverhältnisse) des Festivals haben ganz klar die Finnen OMNIUM GATHERUM und deren Kollegen INSOMNIUM, die es später am Abend zu sehen geben wird. Erstere legen mit einem schleppenden Einstieg und dem bandtypischen Synchronheadbangen los und preschen anschließend mit dem schnellen „Gods Go First“ voran. Fronter Jukka Pelkonen stürmt passend zu seinem Einsatz auf die Bühne und wird es – wie gewohnt – während der ganzen Show keine drei Sekunden an der gleichen Stelle aushalten. Er fegt von links nach rechts um seine Bandkollegen herum, post für die Fotos der Zuschauer:innen und rampensaut mit Gitarrist Markus Vanhala um die Wette.
Dieser versteht es ebenfalls, die Aufmerksamkeit des Publikums auf sich zu ziehen und sich beim Spielen sowohl akustisch als auch körperlich im positiven Sinne zu verkünsteln. Highlights der Show sind die bekannten Klassiker „Frontiers“, „Be The Sky“ und „Skyline“, und dabei vor allem die Gitarrenarbeit des Herrn Vanhala sowie der vierstimmige Klargesang, den OMNIUM GATHERUM beispielsweise beim Refrain von „Frontiers“ anwenden. Die Stimmung steigt entsprechend, ein Pit schlägt zunehmend weite Kreise und gegen Ende zettelt Jukka Pelkonen noch ein Lobgeschrei auf das ortsansässige Gösser-Bier an. In diesem Sinne: Kippis!
DESTRUCTION (17:15 Uhr)
Galerie mit 23 Bildern: Destruction - Area 53 Festival 2021
Der kurze Melodeath-Streak, den die letzten beiden Bands verteidigt haben, wird mit dem Auftritt der Thrasher DESTRUCTION jäh beendet. Ansagerin Jen Majura erlaubt sich noch den Scherz, dass die Band – der größte Stern am Schlagerhimmel – gerade frisch aus dem Musikantenstadl kommt, da prügeln sie auch schon los, sobald sie die Bühnenbretter unter den Füßen haben. Zu „Nailed To The Cross“ kommt der erste Crowdsurfer des Tages im Graben an und beim Titeltrack des aktuellen Albums „Born To Perish“ ist der bisher größte Pit in vollem Gange. Angesichts dessen müsste es zwar nicht mehr ausgesprochen werden, doch Schmier stellt trotzdem klar: „Scheiße geil, hier zu sein!“ Vor druckvollem Hintergrund rast die Leadgitarre durch ihre Tonfolgen, von denen jede einzelne sitzt, und Schmier unternimmt seine typischen Kurzausflüge in die hohen Stimmlagen.
Zum 1986er „Life Without Sense“ geht der Pit noch mal richtig los, bevor die Kettensäge den Schlächter aus „The Butcher Strikes Back“ ankündigt. Vor allem im Infield wird es zu diesem Zeitpunkt interessant, denn eine Besucherin sucht sich mit der Run-Zone des Circle Pits nicht unbedingt den besten Ort aus, um sich ihre Schuhe zu binden. Hier kommt es noch nicht zu größeren Kollisionen, doch als wenig später BURNING WITCHES-Sängerin Laura Guldemond sehr enthusiastisch mit einsteigt, bricht ein kleines Chaos aus, bei dem sie schließlich auf dem Rücken zum Liegen kommt. Dies tut ihrer Stimmung jedoch keinen Abbruch, denn sobald sie wieder auf den Beinen ist, feiert sie munter weiter.
J.B.O. (18:35 Uhr)
Galerie mit 20 Bildern: J.B.O. - Area 53 Festival 2021
Wenn schon Blödsinn, dann der wahre Blödsinn. So oder so ähnlich muss das Area 53 gedacht haben, als es sich als einzige Spaßband des Festivals J.B.O. gebucht hat. Schließlich sind diese die Verteidiger des wahren Blödsinns und daher prädestiniert, diesen gebührend zu vertreten. Das ist natürlich auch eine harte Konkurrenz für Jen Majura, die auch hier noch eine Ansage finden muss, die in Sachen Spaßfaktor mithalten kann. Die Band verspäte sich, da sie noch ein Interview für ein Frauenmagazin gebe, heißt es. Natürlich werden die Jungs aber prompt aus dem angeblichen Interview gezerrt und eröffnen ihren Auftritt mit „Hoffen und Bangen“.
Das mittlerweile volle Infield hat den notwendigen Pegel zwar bereits aufgebaut, lässt sich aber trotzdem nicht zweimal bitten als J.B.O. fordern: „Mach noch eins auf!“ Das Area 53 amüsiert sich mithilfe der Spaßmukke stilecht, wie es auch „Bolle“ bei jedem Auftritt von J.B.O. tut, und lässt auch Schenkelklopfer-Ansagen wie „wir sind Le-oben, ihr seid Le-unten“, ein Seitenhieb auf den Veranstaltungsort, wohlwollend über sich ergehen. Verdientere Lacher gibt es für „so viel muss ich ja gar nicht verdienen, es reicht mir, wenn meine zwei Kinder eine anständige Ausbildung nicht mehr nötig haben“. Mit „Alles nur geklaut“ und „Wacken ist nur einmal im Jahr“ arbeiten J.B.O. dann auf das Finale „Ein Fest“ hin, bei dem noch mal alle richtig durchdrehen können.
INSOMNIUM (20:05 Uhr)
Galerie mit 20 Bildern: Insomnium - Area 53 Festival 2021
Wenn es an diesem Tag ein Kontrastprogramm gibt, dann das zwischen J.B.O. und den melancholischen Melodeathern INSOMNIUM, die die nordische Düsternis nicht nur in ihren Herzen, sondern vor allem auch in ihrer Musik und ihren Texten tragen. Los geht es nach einem Intro mit „Valediction“ vom aktuellen Album „Heart Like A Grave“. Die Single dürfte den höchsten Wiedererkennungswert des neuen Materials haben, doch allseits beliebt sind auch die älteren Stücke, wie beispielsweise das mittlerweile 15 Jahre alte „The Killjoy“, das Sänger und Bassist Niilo Sevänen somit zurecht als ‚old, old stuff‘ ankündigt. Ganz so ernst und miesepetrig, wie die Titel klingen, geben sich INSOMNIUM auf der Bühne aber natürlich nicht.
Die beiden Gitarristen Markus Vanhala und Jani Liimatainen setzen unter anderem ein Fashion Statement mit ihren schicken Sonnenbrillen, die beim „Heart Like A Grave“-Titeltrack zur Show gehören, oder spielen sich auch mal gegenseitig an den Gitarren rum. Echtes Teamwork eben. Das Publikum versteht ebenfalls Spaß, so wedelt ein Besucher während „Shadows Of The Dying Sun“ nicht mit den Armen, sondern mit seiner Beinprothese, sichtlich zum Amüsement von Jani Liimatainen. Die neuen Stücke der anstehenden EP „Argent Moon“ hören die meisten – wenn nicht sogar alle – zum ersten Mal live. Gegen Ende des Sets hofft man dann aber doch auf ein paar alte Must-haves, die in Form von „The Primeval Dark“ und des sich nahtlos anschließenden „While We Sleep“ glücklicherweise auch geliefert werden. So wird dieser INSOMNIUM-Auftritt zu einer gewohnt runden Sache.
EPICA (21:35 Uhr)
Galerie mit 26 Bildern: Epica - Area 53 Festival 2021
Etwa eine halbe Stunde später als geplant beginnt der Auftritt der Niederländer:innen EPICA. Dies hängt zum einen mit einer kleinen Verspätung zusammen, mit der schon INSOMNIUM ihr Set begonnen haben, aber auch mit dem beeindruckenden Bühnenaufbau, den EPICA angekarrt haben. Neben einigen Podesten und an Mandalas erinnernden Metallaufstellern, zieren zwei etwa drei Meter hohe Metall-Cobras die Bühne, die zudem Bühnennebel spucken. Schließlich hat das Warten aber natürlich ein Ende und das Intro erschallt auf der in blaues Licht getauchten Bühne. Der Headliner kommt standesgemäß kleckerweise auf die Bretter und lässt sich vom Publikum abfeiern. Mit dem Intro und den ersten beiden Stücken „Abyss Of Time – Countdown To Singularity“ und “ The Skeleton Key“ folgt die Setlist vorerst dem aktuellen Album „Omega“.
Fronterin Simone Simons erklärt dem Publikum in ihrem makellosen Deutsch zudem, dass es insgesamt eine Menge neuer Songs zu hören geben wird. Dies sowie ihr Kommentar ’nach der Show gibt’s Bier für mich‘ kommen bei den Area 53-Besucher:innen gleichermaßen gut an. Der erste Auftritt nach eineinhalb Jahren will aber auch ordentlich begossen werden. Einziger Wermutstropfen: EPICA müssen an diesem Abend ohne Keyboarder Coen Janssen auskommen, denn dieser ist aufgrund eines Coronafalls in seinem Umfeld in Quarantäne. So verpasst er leider den astreinen Sound und das begeisterte Publikum, in dessen Genuss der Rest der Band kommt. Zu „Obsessive Devotion“ nimmt der Circle Pit so richtig Fahrt auf. Dort fallen einige mittlerweile um wie Fußballer; bei geringstem Körperkontakt oder gleich ganz ohne ersichtlichen Grund. Das ein oder andere Bier, von denen leider auch einige auf die Bühne fliegen, dürfte hier sicher seinen Teil beigetragen haben. EPICA lassen sich aber nicht beirren und beenden ihr Set famos mit „Omega – Sovereign Of The Sun Spheres“.
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