Scald - Will Of The Gods Is A Great Power

Review

Unter "Blast From The Past" erscheinen jeden Mittwoch Reviews zu Alben, die wir bislang nicht ausreichend gewürdigt haben. Hier gibt es alle bisher erschienenen Blast-From-The-Past-Reviews.

Wenn eine Band nur ein einziges Album veröffentlicht und daraufhin in der Versenkung verschwindet, dann ist dieses Album entweder total irrelevant oder es wird von einer kleineren Masse zum Kult verschrien. Beide Punkte treffen für das 1996 veröffentlichte Album „Will Of The Gods Is A Great Power“ der russischen Band SCALD zu.

SCALD sind „Trve Kvlt“

Denn zu dem Zeitpunkt an dem SCALD ihr bislang einziges Album „Will of the Gods is a Great Power“ veröffentlicht haben, hat sich, gelinde gesagt, keine Sau im Westen dafür interessiert. Das lag vor allem daran, dass sich SCALD sehr treu einem Genre bedient haben, das selbst von den Gründungsvätern CANDLEMASS zu dieser Zeit schon längst vernachlässigt worden ist: dem Epic-Doom-Metal. Des Weiteren haben sich SCALD sehr stark von dem Album „Hammerheart“ von BATHORY beeinflussen lassen. Was bei BATHORY 1990 noch neu und erfrischend war, sorgte sechs Jahre später für weniger Begeisterung.

„Will Of The Gods Is A Great Power“ – Neu und doch alt

Dass es SCALD dann am Ende doch noch zum Kult geschafft haben, ist zwei Faktoren zu verdanken. Zum einen haben Bands wie EREB ALTOR oder DOOMSWORD das Genre des Viking-Dooms in den 2000er Jahren neu entfacht und es auch zu einer neuen Blüte gebracht. Und da SCALD so ziemlich die Ersten sind, die die Elemente des Epic-Doom-Metals mit BATHORY’s „Hammerheart“ vereinen, ist es quasi automatisch zum Underground-Klassiker geworden. Außerdem erfuhr „Will Of The Gods Is A Great Power“ 2018 durch Ordo MCM über Bandcamp ein Re-Release mit zusätzlichen Demo-Aufnahmen und erstmaliger Vinyl-Veröffentlichung. Zu dieser Zeit begannen auch Bands wie VISIGOTH und SMOULDER den Epic-Doom-Metal einen neuen Hype zu verpassen.

Der Funke von BATHORY

Dass „Will Of The Gods Is A Great Power“ heute als Meilenstein des Epic-Doom-Metals betrachtet wird, liegt nicht nur an der zeitlichen Komponente des Albums. Es liegt auch an der technischen Raffinesse, mit der SCALD dieses Genre bedient haben. Denn wo BATHORY zwar das Wikinger-Gefühl sehr gut erzeugen konnten, mangelte es Quorthon doch immer wieder an der Spieltechnik. Der technisch beste Sänger ist er trotz Nostalgie-Brille nie gewesen. Bei SCALD ist das anders. Sänger Agyl kommt technisch verdammt nah an einen Messiah Marcolin (Ex-CANDLEMASS) ran, der auch schon der „Nightfall“ und „Ancient Dreams“ zu epischen Höhen verholfen hat. Aber auch die Gitarrenfront macht alles richtig und sorgt gerade bei den Solos für wahre Gänsehaut (vor allem auf „Night Sky“). Im Grunde klingt „Will Of The Gods Is A Great Power“ an vielen Stellen so, als ob die alten CANDLEMASS versucht hätten, BATHORY zu covern.

Wechselbad der Gefühle

Ein weiteres Highlight von „Will Of The Gods Is A Great Power“ sind die vielschichtigen Gefühlswelten, die die einzelnen Songs durchziehen. Das ist auch vor allem Sänger Agyl zu verdanken, der es meisterhaft schafft, die besungenen Helden auf der einen Seite mal heldenhaft und stark („Eternal Stone“) und auf der anderen Seite auch fragil und zweifelnd klingen zu lassen („In the Open Sea“, „A Tumulus“). Doch auch die Gitarrenfront um Harald und Karry vermag es, diese in den Lyrics geschilderten Szenarien gefühlvoll darzustellen.

Die Flamme lebt

Leider ist ihr wirklich fantastischer Sänger Agyl nur ein Jahr nach Veröffentlichung von „Will Of The Gods Is A Great Power“ verstorben, weswegen sich SCALD daraufhin aufgelöst haben. Die verbliebenden Mitglieder haben in der Folge die Band TUMULUS gegründet, welche sich eher im Folk Metal tummeln. Dank des Erfolges der Wiederveröffentlichung 2018 erfolgte dann 2019 im Zuge des „Hammer of Doom Festivals“ die Reunion mit ihrem neuen Sänger Felipe Plaza Kutzbach (DESTRÖYER 666, PROCESSION, NIFELHEIM, CAPILLA ARDIENTE). 2021 brachten SCALD dann auch mit „There Flies Our Wail!“ ihre erste neue Single nach über 24 Jahren heraus. Diese klingt auch nach der konsequenten Weiterentwicklung und man möchte fast gar nicht glauben, dass dazwischen fast 25 Jahre liegen.

Text: Tim Otterbeck

05.05.2021

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