Lindemann
Die letzte Reise, Reise
Special
RAMMSTEIN sind ja schon immer für ihre ausgefeilten Shows bekannt gewesen und auch Till Lindemann bringt das bei seinem Nebenprojekt ein, doch auch er war sich nicht bewusst, welche prophetische Wirkung sich während ‚Golden Shower‘ entfaltet: Peter Tägtgren und Till Lindemann begeben sich in eine Kugel, die durch das Publikum geschoben wird. Isoliert, aber sichtbar. LINDEMANN spielten am 15. März in Moskau auf ihrer Tour zu „F & M“. Russland vermeldete an jenem Tag 55 Corona-Infizierte, Deutschland 5.754. Während der Konzertbetrieb hierzulande schon lahmgelegt war, bestand die Pandemiebekämpfung in Moskau damals noch aus Quarantänebeschränkungen bei der Einreise.
Das dynamische Duo gab an jenem Abend ihr bislang letztes Konzert. Nachdem es zuvor ruhiger um Till Lindemann geworden war, hat sich im Jahr davor der Workload massiv erhöht: So veröffentlichten nicht nur RAMMSTEIN ein langerwartetes neues Album, welches im Rahmen einer ausführlichen Stadiontournee vorgestellt wurde, sondern auch LINDEMANN brachten mit „F & M“ ihr zweites Album heraus. Für den Winter war eine kurze zweimonatige Tour geplant, bevor Till Lindemann im Sommer wieder mit seiner Hauptband durch die Republik ziehen wollte.
Der Tourstart war am 2. Februar in Hannover. Unser Autor Christian Schmidt war am 12. Februar beim Tourstopp in Offenbach. Er ruft sich das Konzert ins Gedächtnis: „Die LINDEMANN-Show war der Hammer. Sie war von Anfang an energiegeladen und die Setlist ein guter Mix aus beiden Alben. Das Tortenwerfen bei ‚Allesfresser‘ war ein Riesenspaß, da wurde ohne Rücksicht geworfen und getroffen. Da wurden auch einige Handys im Tortenschaum versenkt. Bei Fish On war die Meinung in der Gruppe zweigeteilt, muss das jetzt sein das mit Fischhälften geschossen wird. Aber wenn ich auf ein LINDEMANN-Konzert mit Altersbeschränkung gehe, ist alles erlaubt.“
Wolken am Himmel
Am 28. Januar wurde die erste Corona-Infektion in Deutschland gemeldet. Am 15. Februar gab es den ersten Todesfall in Europa. Ende Februar bildeten sich in Baden-Württemberg und Nordrhein-Westfalen erste Hotspots. Zum gleichen Zeitpunkt hat sich in der Lombardei die Lage rapide verschlimmert. Am 13. März appellierte Angela Merkel schließlich, alle „nicht notwendigen“ Veranstaltungen abzusagen.
Die letzte Party
In Russland war der Umgang mit Corona zu dem Zeitpunkt unaufgeregt, obwohl das Virus auch damals schon spürbar war. Die LINDEMANN-Show in Moskau wurde auf 5.000 Zuschauer beschränkt, weswegen die Gruppe an dem Tag zwei Konzerte gab. In der Produktbeschreibung des dazugehörigen Livealbums wird das Konzert als das letzte der „alten Zeitrechnung“ beschrieben. Und trotz der limitierten Kapazität, lässt sich angesichts der dichtgedrängten Massen konstatieren, dass die Sensibilität für Corona bei den Anwesenden an diesen Abend nicht besonders hoch war. So war das Konzert zumindest gefühlt eine letzte coronafreie Party.
Ungewollt wurde das Konzert zum letzten Tourstopp. Die drei folgenden Konzerte wurden abgesagt. Nach Till Lindemanns Rückkehr nach Berlin wurde er wegen einer Lungenentzündung und Fieber in ein Krankenhaus eingeliefert. Nach der Darstellung von RAMMSTEIN wurde Lindemann vom Bandarzt in ein Krankenhaus eingewiesen, wo er eine Nacht auf der Intensivstation gewesen sei. Er wurde jedoch verlegt, da sich sein Gesundheitszustand verbessert habe. Sein Corona-Test war negativ.
Am 13. November verkündeten sie wortkarg den Ausstieg von Peter Tägtren. Der RAMMSTEIN-Sänger macht nun alleine weiter. So ist er unter anderem beim Wacken Wednesday dabei und hat vor einigen Wochen mit „Любимый город“ eine russischsprachige Single veröffentlicht. Auch wenn LINDEMANN Vergangenheit ist, sieht er für seine Solo-Laufbahn eine Zukunft.
Galerie mit 23 Bildern: Lindemann - Tour 2020 in Offenbach am MainMehr zu Lindemann
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