Smith/Kotzen - Smith/Kotzen

Review

Die Ankündigung, dass IRON MAIDEN-Gitarrist Adrian Smith und Saitenhexer Richie Kotzen (unter anderem THE WINERY DOGS) als SMITH/KOTZEN gemeinsame Sachen machen, kam äußerst überraschend. Weniger überraschend hingegen ist die hohe Qualität des Debüts.

Keine Fahrt im Fahrwasser

Wohin die musikalische Reise der beiden geht, verriet vorab die Singleauskopplung „Taking My Chances“, welche die Platte eröffnet. Die Riffs sitzen arschtight und die Gitarrensoli sind wie zu erwarten über jeden Zweifel erhaben. Smith und Kotzen harmonieren an den sechs Saiten auf eine nahezu magische Art, die man so nur von, nun ja, Smith und seinem MAIDEN-Kollegen Dave Murray kennt. Oder vielleicht noch von Glenn Tipton und K.K. Downing zu den besten Zeiten von JUDAS PRIEST.

Dabei weisen SMITH/KOTZEN kaum eine musikalische Nähe zu den Heroen der New Wave Of British Heavy Metal auf. Natürlich gibt es hier wie dort harte Gitarren. Doch das Duo bewegt sich klar im Bereich des klassischen Hardrocks. Die Halbballade „Scars“ dürfte dabei selbst etablierten Genrevertretern den Neid ins Gesicht schreiben. Neben der wie zu erwarten tollen Gitarrenarbeit begeistert vor allem das gesangliche Zusammenspiel der beiden Ausnahmemusiker.

SMITH/KOTZEN teilen sich die Arbeit

Im erwähnten „Scars“ löst der zweistimmige Gesang augenblicklich Gänsehaut aus. In Songs wie dem lässigen „Some People“ wiederum ist es das stetige Wechselspiel, dass den Spannungsbogen aufrechterhält. Smith sorgt dabei für die eher bluesigen Töne – auch im Gitarrenspiel – während Kotzen für die hohen Schreie verantwortlich ist. Beide legen aber jede Menge Emotionen an den Tag.

Einmal aber lassen sich die beiden Meister doch dazu hinreißen, an den Gitarren so richtig vom Leder zu ziehen. Ein ausuferndes Solo krönt die epische, unter die Haut gehende Ballade „You Don’t Know Me“. Ohnehin lassen SMITH/KOTZEN zwischen allen treibenden Hardrock-Tracks überraschend oft Platz für nachdenklich Töne, was sich allerdings zu jedem Zeitpunkt auszahlt. So rührt „I Wanna Stay“ zu Tränen, ohne kitschig zu werden.

Immer noch hungrig

Zum Abschluss entlässt das Duo Hörende mit dem den düstersten Tönen des gesamten Albums. „‚Til Tomorrow“ holt noch einmal die große Gefühlskeule raus. Der Refrain wartet mit dramatischen Melodiebögen auf, die Kotzen mitreißend intoniert. An der Gitarrenfront kommen noch einmal zahllose Licks zum Zuge, die die Kinnlade runterklappen lassen. Wow.

SMITH/KOTZEN sind gestandene Musiker, die nichts mehr beweisen müssen. Und trotzdem klingen sie auf ihrem gemeinsamen Debüt so frisch und hungrig wie es sonst eher bei Jungspunden der Fall ist, die gerade zum ersten Mal eine Platte aufgenommen haben. Das Duo legt neun voll ausgereifte Songs vor. So machen Allstar-Projekte Spaß. Lasst das hier bitte keine einmalige Sache sein, denn die Welt kann definitiv mehr Hardrock von dieser Qualität vertragen.

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19.03.2021

"Irgendeiner wartet immer."

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1 Kommentar zu Smith/Kotzen - Smith/Kotzen

  1. Eddy Doom sagt:

    Stimme zu. Richtig gutes Hardrock Album. 1A handwerklich und macht auch richtig Spass, dank Songwriting. Überraschend ist das nicht, weil Adrian Smith, überraschend ist aber, weil ich doch befürchtet habe dass was etwas fades daherkommt – ist nicht der Fall. Super Album für alle die classic hardrock noch hören können. Dazu klingt es soundtechnisch wirklich frisch & einfach gut. Erstes Highlight 2021!

    9/10