Matron Thorn hat sich nach der Auflösung seiner ehemaligen Band ÆVANGELIST in 2019 eigenständig gemacht beziehungsweise sich als Sänger Stéphane Gerbaud dazugeholt und macht einfach unter demselben Namen weiter. Was nun genau an den Vorwürfen zwecks Vergewaltigung, die wohl der Hauptauslöser für den Split Ende 2018 war, so dran ist – nix genaues weiß man nicht. Aber dieses Review soll sich denn nun auf die Kunst konzentrieren, die hauptsächlich darin besteht, Black Metal beziehungsweise angeschwärzten Death Metal mit Ambient und Dissonanz zu einer unheimlichen, bedrückenden Atmosphäre zu schmieden. Das klappt auch auf „Dream An Evil Dream III“, das technisch gesehen die dritte Albumveröffentlichung der neuen ÆVANGELIST ist, einerseits ganz gut. Andererseits ist so manche Passage doch schon ein wenig, ähm, speziell und das Ganze weitet sich auf Albenlänge dann zur Geduldsprobe aus, obwohl es (glücklicherweise) hier nur etwa eine Dreiviertelstunde Spielzeit gibt. Ohne Abwechslung und einige kompositorische Kniffe macht sich auch das böseste Riff nicht lange aus.
ÆVANGELIST sind zwar fies unterwegs…
Und genau daran krankt auch der neueste Output, wie schon in der Vergangenheit öfters Veröffentlichungen aus dem Hause ÆVANGELIST. Es wird sich um Atmosphäre und Abwechslung zumindest grundständig bemüht. So ist das bedrohliche, hörspielartige Opening und auch das Entlassungsrauschen zwar nicht unbedingt fehl am Platz auf einem atmosphärischen Death/Black-Album, aber der Platz zwischen dem Rauschen, der ja das eigentliche Fleisch jeglicher Veröffentlichung ist, nimmt sich einfach zu ärgerlich uninspiriert aus. Dabei startet die Band gar nicht so übel, die ersten mäandernden Riffs eingangs sind nicht verkehrt, um eine bizarre Welt vor dem mentalen Auge herauf zu beschwören. Es wird nur nichts damit auf dem Rest des Albums gemacht. Ob es das minutenlange Rumreiten auf Riffs ist, für die andere Künstler vermutlich keine zehn Sekunden eingeplant hätten, oder aber auch die versuchten Soli (?) die sich des Öfteren eher ärgerlich und abträglich denn passend über den Rest der Musik legen.
Nichts passt hier wirklich zusammen und statt einer fließenden Sogwirkung entfaltet sich hier eher der Eindruck einer Listeninigsession beim ziellosem Rumgeeiere im Kellerproberaum beizuwohnen. Allerdings nicht soundtechnisch, die Produktion ist für Black-Metal-Verhältnisse tatsächlich sehr ordentlich geworden. Auch die Riffs sind teilweise schön fies und auch atmosphärisch, aber unterbrochen von solch nervigen und sich klebrig hinziehenden Passagen, die mehr nach Stückwerk denn nach einem guten Song klingen, dass man angesichts von Potential und der unterirdischen Ausführung eigentlich nur noch die Hände über den Kopf zusammen schlagen kann.
… „Dream An Evil Dream III“ krankt trotzdem an Langeweile
Ich sehe mich schon in den Kommentaren von der Fanarmee zerfleischt, dass diese Musik nichts für mich ist oder ich das Konzept des Künstlers nicht verstanden habe und demnächst dann einer sinistren Gottheit geopfert werden sollte. Wenn ich dann nicht mehr Musik wie auf „Dream An Evil Dream III“ hören muss, gerne. Was umso ärgerlicher ist, da teilweise halt schon gute Eindrücke auf diesem Ein-Song-Album vorhanden sind, die die Ausarbeitung in richtige Songs definitiv verdient hätten, aber durch Ziellosigkeit und Dilettantismus zunichte gemacht werden. ÆVANGELIST bleiben – rein musikalisch gesprochen – immer noch Hit and Miss, nur ist hier tatsächlich zu viel Ausschlussware mit vorhanden.
Im Grunde hätte ich mir Arbeit sparen können und eines der vorigen Reviews von „Matricie In The Temple Of Omega“ oder „Enthrall To The Void Of Bliss“ mitsamt Punkteangabe verlinken sollen, da textliche Aussage auch auf den neuesten Output größtenteils zustimmt. Punkte? Alles zwischen vier bis sechs. Liebhaber von Krach und rebellischer Kunst, die sich vermeintlich keinen Regeln beugt, legen vielleicht sogar noch einen drauf. Für mich bewegt sich hier vorliegendes nicht einmal mehr auf Standard-Niveau für eine esoterisch-atmosphärisch-dissonante Death Metal Band.
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