Dethonator - Rise Against The Sun (Pt.II)

Review

Als wir letztes Jahr bei der Release-Party zu Teil eins von „Race Against The Sun“ in London weilten, um den Jungs von DETHONATOR unsere Aufwartung zu machen, hat mich die Qualität des aktuellen Materials völlig vom Hocker gehauen. DETHONATOR spielen ihren Metal traditionell, gönnen sich aber auch hin und wieder einen Blick über den Tellerrand, was nicht nur die immer wieder eingestreuten Growls betrifft. Nun liegt also Teil zwei vor und es hat sich musikalisch gar nicht so viel verändert. Oder doch?

The same but different…

Laut DETHONATOR schon. Von ihrem bisherigen Potpourri sind die Jungs um Sänger/Gitarrist Tris Lineker ein wenig abgewichen. Klar, die Trademarks sind immer noch vorhanden. Die tollen eigenwilligen Melodien und auch das typische Riffing ist nach wie vor präsent, doch haben die Engländer ihren Sound um einige epische Elemente erweitert. Episch ausufernde Songstrukturen bestimmen das Geschehen auf „Rise Against The Sun (Pt.II)“. Nicht, dass DEHTONATOR jemals 08/15-Songwriting abgeliefert hätten, aber auf der neuen Platte treiben sie es im positiven Sinn auf die Spitze. Zerbrechliche Melodien wechseln sich mit geschickt eingesetzten Growls, die von Tris‘ Bruder Adam stammen, ab und die verschieden Gitarrenparts verschmelzen wunderbar ineinander. Da das Album als Stream vorliegt und die Song hier nahtlos ineinander über gehen und somit eine ganz spezielle dem Thema des Albums angepasste Atmosphäre kreieren, könnte man schon von einem Magnum Opus reden.

Dethonator und 90er Gothic-Metal?

Das Thema des Albums? Ach ja, hatte ich noch nicht erwähnt. Es geht um Bram Stokers „Dracula“. Ja, das kann man langweilig finden, da ungefähr jede zweite Band einen Song zu dem Thema veröffentlicht hat, aber ein ganzes Album, das zudem versucht sich auch in seiner Wortwahl nah an Stokers Schreibstil zu halten? Habe ich noch keines gehört. Die gotische Atmosphäre, in die man beim Lesen des Buches immer wieder abtauchen kann, haben DETHONATOR meiner Meinung nach musikalisch perfekt eingefangen. Man kann keinen Song herauspicken, da alle ihre Highlights haben. Dennoch möchte ich zwei Stellen herausstellen, da mich diese sehr an die entsprechenden Interpreten erinnert haben. Zum einen ist da der Orgelpart in „A New Kind Of Maniac“, wo Tris einem Attila Dorn (POWERWOLF) gesanglich in nichts nachsteht. Klingt schon cool, zumal der Song sehr melancholisch angehaucht ist. Somit passt er genau in die 90er Gothic-Metal-Kiste wie das folgende „Beautiful In Death“, bei dem man sich auch einen gewissen Peter Steele aus Essen oder Ville Valo am Mikro vorstellen könnte. Das ist großes Tennis, da DEHTONATOR dem Genre zwar Tribut zollen, aber trotzdem ihren eigenen Sound spielen. Das heißt, sie verhaspeln sich nicht in einem Plagiat, sondern spielen Gothic-Metal eben (zum Thema passend) im DETHONATOR-Stil.

Traditionell, dennoch mit Weitblick.

Aber auch die anderen fünf Tracks können punkten, allen voran das abschließende „Race Against The Sun“. Wer auf intelligenten Metal steht, aber dennoch auch die nötige Portion Härte nicht verachtet, sollte sich „Race Of The Sun (Pt. II)“ auf jeden Fall zulegen, ebenso wie den ersten Teil. Soweit ich im Bilde bin haben die Jungs momentan keinen Deal, weswegen ihr euch an die Homepage von DETHONATOR wenden solltet. Als Fazit bleibt zu sagen, dass „Rise Against The Sun (Pt.II)“ keinen Deut schlechter als sein Vorgänger ist, und der war schon exquisit. Wer auf traditionellen Metal steht, der auch gerne einmal über den Tellerrand schauen darf, ist bei DETHONATOR goldrichtig.

24.11.2020

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1 Kommentar zu Dethonator - Rise Against The Sun (Pt.II)

  1. Andreas sagt:

    Am Anfang war ich im Vergleich zum songorientierten Vorgänger enttäuscht. Aber nach 2 Druchläufen entfaltete das aktuelle Album seine volle Wirkung und ich musste mir gleich mal Bram Stokers Daracula wieder mal ansehen. Der nahtlose Übergang zwischen den einzelnen Nummern ist wirklich gut, es gibt vereinzelt auch die obligatorischen Zitate eines Konzeptalbums und man braucht auch nicht unbedingt immer einen Sängerreigen a la Arjen Lucassen um verschiedene Charaktere zu verkörpern. Heroes, God knows …

    9/10