Architects
Architects - Live-Stream aus der Royal Albert Hall
Konzertbericht
Auf der Zielgeraden eines denkwürdigen Jahres lassen sich auch die Herren ARCHITECTS nicht lumpen und reihen sich in die Chronik der Live-Streaming-Events 2020 ein. Die Briten um Power-Fronter Sam Carter waren mit neuer Kraft aus dem Verarbeitungsprozess des Krebstodes von Gründungsmitglied Tom Searle im Jahre 2016 zurückgekehrt und Ende 2019 auf dem vorläufigen Zenit ihrer Karriere angelangt. Dann kam Corona.
Monate der Stille und des Brütens folgten. Dann der Doppelschlag: Ein neues Album mit dem Titel „For Those That Wish To Exist“ zur Veröffentlichung im Februar 2021 (inklusive Vorab-Single „Animals“) und ein Streaming-Konzert in der altehrwürdigen Royal Albert Hall in London Ende November. Die Aussage unmissverständlich: Eine Band mit einer solch bewegten Historie wie ARCHITECTS lässt sich nicht von einer Pandemie stoppen.
21. November 2020, 9 PM CET, Royal Albert Hall
Der Stream über die Plattform Veeps startet um 21 Uhr deutscher Zeit. Der Chat explodiert bereits in den Minuten vor Beginn der Übertragung regelrecht. Besonders beliebt, die Schriftvariante von Sam Carters Signature-Shout: „Blegh!“
Um kurz nach 21 Uhr geht es dann los. Die Kamera folgt dem mit einer Lederjacke bekleideten Sänger aus den Rängen der Royal Albert Hall mitten in das bis auf ein paar Techniker menschenleere Rund im Zentrum der sich aufstapelnden Zuschauerlogen. Aus der Perspektive des abwesenden Publikums schreit Sam Carter die ersten Worte des urgewaltigen Openers „Nihilist“ in Richtung Bühne und zu seinen Bandkollegen auf den angestrahlten Bühnenelementen. Ein bittersüßer erster Gänsehautmoment, der den Schmerz der vielen ausbleibenden Live-Momente in 2020 überdeutlich werden lässt.
Die Band legt ohne Atempause nach: Für „Modern Misery“ gesellt der Sänger sich auf sein eigenes Podest zwischen den Kollegen. Schon an dritter Stelle gibt es danach mit „Discourse Is Dead“ einen bisher unveröffentlichten Song zu hören. Die melodischere Stoßrichtung der ersten neuen Single „Animals“ wird beibehalten, Härte und Tempo jedoch deutlich angezogen. Mit „Broken Cross“, „Death Is Not Defeat“, „Royal Beggars“, „Gone With The Wind“, „Mortal After All“ und „Gravedigger“ folgen in hoher Schlagzahl die Hits der letzten drei Alben. Der Sound und die begleitenden Visuals für jeden einzelnen Song sind schlichtweg atemberaubend. Der Mix der Instrumente ist perfekt, aber an den entscheidenden Stellen roh genug, sodass zu keinem Moment Zweifel an der Live-Haftigkeit des Geschehens aufkommen.
Dreh- und Angelpunkt der Show ist Sam Carter, der eine Vocal-Performance liefert, die zum Besten gehört, was das Genre zu bieten hat. Zwischen schnellen und keifenden Shouts, halbmelodischen Schreien, Klargesang und vermehrt auch tiefen Growls beherrscht der Mann mittlerweile absolut alles. Und das mit einer Live-Konsistenz, die staunen lässt. Die Instrumentenmannschaft rund um Dan Searle, Alex Dean, Adam Christianson und das mittlerweile Vollzeit-Bandmitglied Josh Middleton (SYLOSIS) brettert und groovt dazu wie ein Uhrwerk zwischen Uptempo-Mathcore, Djent-Passagen, Post-Metal und atmosphärischen Breaks.
Im weiteren Verlauf des Konzert gibt es neben der Leadsingle „Animals“ mit „Dead Butterflies“ noch einen dritten brandneuen Song zu hören, der weiter aus dem Trademark-Soundkorsett der ARCHITECTS ausbricht als alles bisherige. Man darf gespannt sein, welche Richtung die Band auf „For Those That Wish To Exist“ einschlägt.
Die Royal Albert Hall ist eine eindrucksvolle Location – leer mindestens ebenso sehr wie mit über 5.000 Menschen besetzt. Die Ränge und beleuchteten Aufgänge erinnern an ein altrömisches Theater und die Lightshow, die ARCHITECTS für ihr ganz persönliches Live-Event aufgefahren haben, fügt sich perfekt ein. Die Gänsehaut-Klimax ist allerdings erreicht, als die Band sich zum letzten Drittel des Sets im Innenraum der Halle im Kreis anordnet, um einen Akustik-Anriss der Songs „Memento Mori“ und „A Wasted Hymn“ zu performen. Ein in dieser Form völlig neues Show-Element im ARCHITECTS-Kosmos, für das es kein besseres Setting als ein solches Streaming-Event hätte geben können.
Für „A Match Made In Heaven“, „Hereafter“ und „Doomsday“ werden die Verstärker dann wieder aufgerissen. Ein mitreißendes Konzert zwischen mystisch ausgeleuchteten Rängen findet Ende und Abspann. Bei aller Sehnsucht nach echten Live-Erlebnissen wäre es eine Schande, diesen Auftritt nicht zumindest als Bonus-DVD oder Blu-ray für die Deluxe-Edition von „For Those That Wish To Exist“ zweitzuverwerten.
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