Eddie Van Halen
Nachruf auf eine Legende

Special

Eddie Van Halen war einer der ganz Großen. Dieser Ausdruck mag heutzutage inflationär auf jedwede Art von Kunstschaffenden angewandt werden. Doch im Falle des VAN HALEN-Gitarristen trifft es so sehr zu, wie es auf einen Menschen nur zutreffen kann.

Die letzte Revolution

Als das Debüt der Band 1978 erscheint, ahnt die Welt nicht, was auf sie zukommt. In den vorangegangen Jahren haben Gitarristen wie Jimi Hendrix, Richie Blackmore und Jimmy Page das Rockgitarrenspiel revolutioniert. Und die vielleicht letzte Revolution dieser Art befindet sich auf der ersten VAN HALEN-Platte.

Da ist zum einen das Offensichtlichste: Das etwas mehr als anderthalb Minuten lange Instrumental „Eruption“ zeigt eine Art von Virtuosität an der Gitarre, die den Fans Ende der 70er die Ohren wegbläst. Van Halens pfeilschnelles Tremolo-Picking, seine aberwitzigen Tapping-Licks und nicht zuletzt sein unnachahmliches Gespür für grandiose, eingängige Melodien sorgen dafür, dass Gitarristen weltweit die Kinnlade herunterklappt.

Doch das ist natürlich nicht alles. In „Runnin‘ With The Devil“ zeigt Van Halen ein Gespür für Groove. „Ain’t Talkin‘ ‘Bout Love“ wiederum beginnt mit einem wunderschönen Arpeggio, das sich augenblicklich und für immer in die Gehörgänge fräst.

Eddie Van Halen wird zum Maßstab

In den folgenden Jahren beißen sich Saitenhexer allerorts die Zähne daran aus, an diese perfekte Kombination aus Technik, Melodie und Gefühl heranzureichen – und seinen wir mal ehrlich, so wirklich gelang das nie jemandem. Natürlich bringen die 80er Jahre im Anschluss an das Album einige Gitarristen hervor, die Van Halen in dem einen oder anderen Aspekt übertrumpfen. Aber diese unschlagbare Kombination bleibt bis heute einmalig.

Genauso dringt der Einfluss von Van Halen bis heute durch. Seit 40 Jahren berufen sich regelmäßig Gitarristen auf ihn, wenn es darum geht, wer sie beeinflusst hat und warum sie angefangen haben, Gitarre zu spielen.

Und das gilt auch für den Schreiber dieser Zeilen. Mein erster Zugang zum Metal waren zwar METALLICA. Doch als ich das erste Mal „Eruption“ vernahm, war meine Welt nicht mehr dieselbe. Diese Power, diese Geschwindigkeit, dieses Gefühl totaler Freiheit – Das wollte ich auch.

Pure Motivation

Anschließend habe ich mir ein ums andere Mal die Zähne an Van Halens Riffs und Soli ausgebissen. Was war ich stolz, als das Tap-Harmonics-Intro von „Rome Delight“ in meinen Händen endlich halbwegs so klang wie auf der Platte. Und was war ich frustriert, als meine Finger das nötige Stretching für das „Hot For Teacher“ einfach nicht hinbekommen wollten.

Van Halen steht für mich nicht nur für wahnsinniges Gitarrenspiel, sondern auch für pure Motivation. Die Motivation, es immer wieder aufs Neue zu versuchen, bis man dem Ziel einen kleinen, vielleicht auch mal einen großen Schritt näherkommt. Doch mit jedem Schritt, dem man seinem Spiel näherkommt, realisiert man auch, dass es nur einen Eddie Van Halen gibt.

Niemand war so wie er. Niemand wird je wieder so sein wie er. Die letzte Revolution der Rockgitarre hat ihren letzten Ton gespielt. Was bleibt ist das einmalige Vermächtnis eines Mannes, der von heute auf morgen die Musikwelt in ihren Grundfesten erschütterte. Ruhe in Frieden, Eddie Van Halen. Du hast es dir verdient wie kaum ein anderer.

07.10.2020

"Irgendeiner wartet immer."

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