Amaranthe
Härtere Gitarrenriffs manifestieren sich

Interview

AMARANTHE spalten seit jeher die Redaktion und die Metalcommunity. Nichtsdestotrotz können die sechs Schweden steigende Beliebtheit verzeichnen. AMARANTHE werden im Oktober ihre neue Platte „Manifest“ veröffentlichen und dazu lud das Label Nuclear Blast zum Interview mit Mastermind Olof Mörck und Sängerin Elize Ryd ein.

Das neue Album habt ihr „Manifest“ getauft. Die Definition von Manifest bedeutet eine öffentliche Erklärung von Zielen und Absichten. Welche Ziele wollt ihr mit dem Album verfolgen?

Olof: Das ist die Definition, aber es ist auch ein Verb und ein Adjektiv. Das ist ziemlich cool. Das Verb bedeutet etwas zu manifestieren und das Adjektiv meint etwas, das manifestiert ist. Es hat vielschichtige Bedeutungen. Das Ziel das Albums war definitiv, alles, was wir bis zum Album „Helix“ gemacht haben – und das war schon ein Resume unserer gesamten Karriere – zu nehmen und auf ein neues Level zu heben, es härter zu machen und einige interessante Elemente einzubauen. Außerdem hatten wir die Intention, es gitarrenlastiger zu gestalten. Aber im großen Ganzen war es, glaube ich, das Ziel, als Band zu wachsen, nicht für Ruhm oder Geld, aber in Hinblick auf die kreative Freiheit, Musikvideos und Live-Shows. Da hat man ein größeres Produktionspotential, um etwas massives für unsere Fans zu liefern. Und am Ende des Tages gute Musik zu liefern und die Leute glücklich zu machen. 

Elize: Und wir wollen unsere starken und ermutigenden Gefühle durch unsere Musik an unsere Fans weitergeben.  

Wollt ihr die Welt zu einem besseren Ort machen mit eurem „Manifest“?

Olof: Ich habe es vorhin schon in einem anderen Interview gesagt, dass eine glückliche Person selten schlechte Dinge tut. Wenn wir die Leute glücklicher und energischer machen können, dann können wir die Welt ein kleines bisschen besser machen. Wenn man viele Leute hat, die die Welt ein bisschen besser machen, dann macht das einen Unterschied.   

Elize: Ich glaube das ist der springende Punkt, Dass man eine positive Kraft vermittelt. Es ist leicht zu glauben, man liegt falsch, wenn es so viele „richtige“ Meinungen gibt. Wenn wir das Gefühl manifestieren können, dass man auch in den schlechten Dingen das Positive sieht, dann würde es weniger Gewalt, Hass und so weiter geben.  

Ihr seid kurz vor Grenzschließung ins Studio nach Dänemark gefahren. War der Aufnahmetermin schon länger vorher geplant oder habt ihr das spontan entschieden?

Olof: Es war Teil des Albenzyklus. Das war schon ein Jahr zuvor geplant. Schlussendlich hatten wir ziemliches Glück. Es war geplant, dass wir an einem Sonntag starten, ich glaube es war der 15. März. Anstatt Sonntag mussten wir samstags aufbrechen. Das klingt nicht so dramatisch, aber wir haben erst am Abend zuvor gegen 23 Uhr davon erfahren und mussten dann den Zug um 6 Uhr erwischen. Es war also eine sehr dramatische und kurze Konversation; „Sollen wir verreisen oder nicht?“ Das war gerade zu Beginn der Krise, kurz vor dem Höhepunkt der Krise in Schweden. Es war die Frage „Wird Schweden in den Lockdown gehen? Werden wir zurück in unsere Heimat reisen können?“ Wir wussten nichts darüber. Aber wir haben uns schnell entschieden. „Scheiß drauf, das ist das, was wir machen wollen.“ Wenn wir schon in die Quarantäne müssen, dann wollen wir die Zeit sinnvoll nutzen. Und es hat uns auf den Nägeln gebrannt dieses Album aufzunehmen. 

Elize: Wir dachten es wird leichter in ein fremdes Land zu kommen, als wieder zurück nach Schweden. Wir wussten nicht, ob wir für ein Jahr nicht mehr zurück kommen. (lacht) Nach drei Monaten durften wir dann wieder nach Hause. 

Was habt ihr vergessen einzupacken?

Olof: Meine Frau. (Alle lachen) 

Elize: Glücklicherweise haben wir nichts wichtiges vergessen, wie Keyboard, Computer oder Gitarre. Mir ist in der letzten Minute noch eingefallen mein Mikrofon einzupacken. Ich hatte aber nur Kleidung für zwei Wochen dabei. Denn es waren eigentlich nur zwei Wochen geplant. Also habe ich die gleiche Kleidung drei Monate getragen, aber wir hatten eine Waschmaschine, die war dauernd im Einsatz. Das ist witzig, aber dabei wird dir klar, wie wenig du zum Leben benötigst. Man braucht eigentlich gar nicht so viel Dinge. Die Geschäfte hatten offen, also konnten wir die Dinge, die wir brauchten, auch einkaufen. 

Euer Song „Viral“ beschäftigt sich direkt mit dem Corona-Virus. Wie wichtig war es euch dieses Thema in einem Song festzuhalten? 

Olof: Ich glaube, das war ein glücklicher Zufall, denn den Songtitel hatten wir schon bevor die Corona-Krise in China angefangen hat. Wir hatten das Gitarrenriff und einige Ideen für den Text. Wir haben den Song im Studio dann fertiggestellt. Wir dachten die Gelegenheit ist gut, um die globale Situation zu beschreiben und wir hatten bereits den Titel. So führte eins zum anderen und wir haben den Text noch ein bisschen an die Situation angelehnt. Es ist eine Anspielung darauf, wie wir mit dem Virus in den Sozialen Medien umgehen und wie dadurch Angst verbreitet wird, unabhängig davon wie die eigene Meinung zum Virus ist, denn der Virus ist auch eine politische Sache geworden. Zusätzlich haben wir dann noch ein Video dazu gedreht. 

Hat euch die aktuelle Lage beim Songwriting beeinflusst?

Elize: Es hat das Songwriting durchaus beeinflusst. Die meisten Songs, die wir nach der Tour mit SABATON geschrieben haben, sind auf dem Album gelandet. In der Zeit sind so viele Dinge passiert. Aber wir hatten stets ein positives Gefühl und haben uns nicht runterziehen lassen. Denn wir hatten so eine tolle Zeit während der Tour und wenn man gute Laune hat, ist es einfacher, sensible Themen anzusprechen, um die positive Seite herauszuarbeiten.

Olof: Ja, denn es gibt viel Negativität in den Medien und sozialen Netzwerken. Selbst wenn es ein ernstes Thema ist, ist es auch gut, das von einer positiven Seite zu beleuchten, selbst wenn gerade alles Mist ist. Denn mit der richtigen Einstellung hilft das sowohl auf kurze als auch auf lange Sicht. Denn es gibt immer zwei Seiten einer Medaille. Da ist die Corona-Krise das perfekte Beispiel dafür. Ich sehe es von der Seite: Wenn Bands wieder auf Tour gehen, werden sowohl die Fans als auch die Bands viel glücklicher über die Möglichkeit sein ebendies zu tun. 

Galerie mit 30 Bildern: Amaranthe - Rockharz Open Air 2024

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25.08.2020

»Im Übrigen bin ich der Meinung, dass Nationalismus keine Alternative, sondern eine Katastrophe ist.«

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