Die finnischen Symphonic Metaller DARK SARAH liefern mit „Grim“ ihren vierten Streich – der erste nach Abschluss ihrer Trilogie, die mit „Behind The Black Veil“ begann, mit „The Puzzle“ fortgeführt und mit „The Golden Moth“ abgeschlossen worden ist. Es ist wieder ein Konzeptwerk, diesmal mit einer neuen Geschichte um den titelgebenden Ort Grim und der Protagonistin Luna, deren Herz zu Eis erstarrt ist. Kitschige Düsterromantik: Check. Der musikalische Corpus weicht an sich nicht zu sehr vom Vorgänger ab, abgesehen davon, dass „Haupt-Sarah“ Heidi Parviainen wieder im gesanglichen Mittelpunkt steht, während beim Vorgänger „The Golden Moth“ noch ein nicht zu verachtender Anteil an Vocals von Kollege J. P. Leppäluoto übernommen worden ist.
„Grim“ ist qualitativ hochwertige Symphonic-Stangenware
Warum sich das geändert hat, kann ich nur mutmaßen, aber wenn ich raten müsste, würde ich sagen, dass die Stimme von Leppäluoto (und auch die Spoken-Word-Einlagen von „The Golden Moth“, die hier ebenfalls fehlen) einfach keinen zu positiven Eindruck beim Publikum hinterlassen hat. Die Informationsfront betreffs des Geschehens hinter den Kulissen ist an dieser Stelle recht dünn, sodass eine Festlegung an dieser Stelle wohl keinen Sinn hat. Sei’s drum: Die Finnen haben jedenfalls mit „Grim“ ein Album aufgenommen, das wieder voll und ganz um Parviainens Stimme herum errichtet worden ist, wobei Leppäluoto immerhin einen Gastauftritt in „The Wolf And The Maiden“ hat – inklusive einer schwülstigen Kitsch-Hook zum Abgewöhnen.
Herausgekommen ist ein für die Band typisches, leicht an ein Metal-Musical gemahnendes Werk, das der üblichen Blaupause folgt und ästhetisch ungefähr vergleichbar ist mit den mittelspäten NIGHTWISH, auch hinsichtlich der enormen Qualität der symphonischen Arrangements, wobei die Songs deren Vielschichtigkeit kaum erreichen. Es ist auf der anderen Seite aber auch nicht so poppig geraten wie die letzte DELAIN, sondern sitzt ziemlich bequem zwischen diesen Stühlen: cineastisch arrangiert, aber nie zu kompliziert. Kein Fast Food, aber auch kein Gourmet-Essen. Dass das Album durch eine Crowdfunding-Kampagne unterstützt worden ist, zeugt jedenfalls davon, dass diese Art Symphonic Metal nach wie vor ein Publikum hat.
Kein billiges Fast Food, aber auch kein herausragender Gourmetschmaus
Damit dürften DARK SARAH vor allem jene ansprechen, für die große, detailverliebt inszenierte Orchestral-Gesten in rudimentärem Metal eingebettet die Essenz des Symphonic Metal darstellen und keine höheren Erwartungen an ihre Musik stellen. Es fordert die Grenzen zu keinem Zeitpunkt heraus, macht seine Sache aber ausreichend gut, um zu keinem Zeitpunkt zu kitschig oder zu bieder zu wirken. Dadurch fehlt es „Grim“ natürlich an Alleinstellungsmerkmalen, die es von der Konkurrenz abheben. DARK SARAH spielen eben doch „nur“ solide Stangenware. Dabei sind die Ansätze da, werden eben nur nicht in eine frische Richtung gelenkt, sondern in das Symphonic-Korsett hinein gesprengt, das dann aber hinreichend formschön sitzt.
„La Folie Verte“ beispielsweise beginnt angenehm mystisch und dank kurioser Synthies auch ein ganz kleines bisschen schräg, entwickelt daraus aber ganz bestimmt keine avantgardistische Kunst, sondern geht den Weg alles Symphonisch-Metallischen. „The Hex“ beginnt mit aggressiven Gitarren, wird dann aber auch wieder in die übliche Symphonic-Bahn herunter reguliert „All Ears!“ erregt immerhin durch den gutturalen Gastauftritt von Jasse Jatala als Charakter Mörk Aufmerksamkeit. Der kehrt später in „Mörk“ wieder und bekommt den mit Abstand aggressivsten (und besten) Song der Platte spendiert. Der Rausschmeißer „The Dark Throne“ bietet leider keinen Black Metal, sondern ist ein müder Elektro-Sta(m)pfer, der das Album wenig schmeichelhaft beschließt.
Mit DARK SARAH macht man wenig falsch
Sprich: Mit „Grim“ macht man wenig falsch, wenn es um Symphonic Metal gibt. Es ist aber eben auch kein herausragendes Album. Das Handwerk sitzt, die Produktion geht absolut in Ordnung und die Band schafft es, den Kitsch auf erträglichem Niveau zu halten. Klischees wie der allzu typische Gesang, bedeutungsschwanger pulsierende Synths zu Beginn von „The Chosen One“ oder wie der geradezu trotzköpfige Verzicht auf Dur-Harmonien geschweige denn Dissonanzen gibt es natürlich zu Hauf, denn wie angedeutet: Die Finnen stoßen keine Revolution des Genres an und werden daher auch nicht länger als nötig mit „Grim“ im Gedächtnis bleiben. Aber es ist eben alles gekonnt inszeniert und Parviainens routinierte Darbietung lässt absolut nichts anbrennen.
Von daher: Durchaus genießbar.
Mit dem Stil kann ich durchaus was anfangen (Delain, Within Temptation), aber das ist doch wirklich sehr generisch, ohne größere Schwächen zu offenbaren.
Der Bandname ist allerdings selten bescheuert, falls mir hier nicht die tiefere Bedeutung entgeht..
Persönlich würde ich 4 Punkte geben, als Reviewer aber..
Zum Bandnamen sagt Wikipedia folgendes:
„Der Name Dark Sarah geht auf die Figur namens Sarah, in der es in ihrem ersten Song Save Me ging, zurück. Sarah wird hier von ihrem Verlobten am Altar stehen gelassen und rennt weinend in den Wald.“
Ob das jetzt besonders tiefgründig ist darf jeder für sich selbst entscheiden.
Ok, danke. 🙂