Irgendwas muss im schwedischen Schulsystem eine Zeit lang verdammt schiefgelaufen sein, dass ganze Kohorten von Teenagern während der frühen Neunziger einen Drang hatten, ihren Weltschmerz in leicht depressiven Metal zu verwandeln. Wir wollen uns nicht beklagen, denn neben “The Somberlain” von DISSECTION, “The Jester Race” oder “A Velvet Creation” (EUCHARIST) gehört auch “Ancient God Of Evil” von UNANIMATED in jede vernünftige Themensammlung mit Schwerpunkt auf klassische Black-Death-Releases samt großer Heavy-Metal-Melodien. Selbst 25 Jahre später sorgen die ungeheure Kreativität und jugendliche Naivität der frühen (und oft einzigen) Veröffentlichungen von Bands wie VINTERLAND, EUCHARIST, SACRAMENTUM, CARDINAL SIN oder MÖRK GRYNING für eine konkurrenzlose Magie. Auch spätere Mega-Stars wie IN FLAMES oder DARK TRANQUILLITY haben ihre innovativsten Stücke in Jugendjahren geschrieben.
UNANIMATED hatten 1995 mit “Ancient God Of Evil” ein nahezu perfektes Einstiegsalbum für diesen Sound kreiert. Denn im Gegensatz zu vielen ihrer Klassenkameraden setzten die Stockholmer vorwiegend auf thrashige Raserei und eingängige Songstrukturen – statt hektische Tempowechsel und lange Akustikgitarren-Intros. Dadurch entstand ein Album, das 39 Minuten ohne Erbarmen durchprügelt, aber gleichzeitig in jedem Song mindestens eine unsterbliche Hit-Melodie offenbart.
Es gibt keine Ausreden mehr, “Ancient God Of Evil” nicht zu besitzen!
Für den rückwärtsgewandten oder zu spät geborenen Musikfan ist es fantastisch, dass der Markt inzwischen eine relativ lückenlose Versorgung mit derartigen Klassikeralben in allen möglichen Formaten garantiert. Die Durchschlagskraft von Songs wie dem legendären Opener “Life Demise”, dem angepissten “Eye Of The Greyhound” oder dem melancholischen “Ruins” werden natürlich am besten auf Vinyl genossen. Weiterhin gibt es minimalistische Atmo-Keyboards (“Dead Calm”), Speed-Metal-Einflüsse (der Übersong “Oceans Of Time”) und das dramatisch suizidale Finale “Die Alone”. Prinzipiell ist jeder Song auf “Ancient God Of Evil” absolut überdurchschnittliche Kunst.
Überdies wirkt das Album auch heute noch eine ganze Ecke reifer als das Gros der zeitgenössischen Konkurrenz. UNANIMATEDs großer Vorteil war, dass sie mit Peter Stjärnvind (MERCILESS, DAMNATION, später u. a. ENTOMBED, KRUX), Jonas Mellberg (THERION) und Richard Cabeza (DISMEMBER) bereits recht erfahrene Musiker in ihren Reihen hatten. So klingen die Arrangements unglaublich ausgreift. Vor allem die beiden Gitarristen Mellberg und Johan Bohlin spielen sich in bester Smith/Murray-Manier immer wieder herrlichste Gitarren-Leads zu. Aber auch Stjärnvind malträtiert seine Drums extrem versiert und rundet gemeinsam mit den giftigen Vocals von Micke Jansson einen Klassiker ab, der sich vermutlich niemals abnutzen wird.
Quo vadis, UNANIMATED?
Nun wird “Ancient God Of Evil” anlässlich seines 25-jährigen Jubiläums mit einem frischen Mastering neu veröffentlicht. Das war auf alle Fälle eine sinnvolle Idee, denn sogar das 2008er-Remaster von Regain Records klingt inzwischen etwas angefressen. In seinem neuen Gewand klingt “Ancient God Of Evil” wunderbarerweise aufgeräumter, ohne an finsterer Wut einzubüßen. Ganz abgesehen davon, dass Producer Dan Swanö anno 1995 sowieso vollkommen überlastet war und sich einige seiner kleineren Produktionen heutzutage ein bisschen dünn anhören. Cover und Tracklist entsprechen ansonsten dem Original.
Es scheint wieder ein bisschen zu rappeln im Hause UNANIMATED. Erst die zweite Reunion, dann die gutklassige “Annihilation”-EP, die vorliegende Reissue – kommt hoffentlich bald ein neues Album? UNANIMATED sind ein Original mit einem ureigenen Stil, in dem sich wenig falsch machen lassen sollte … hofft man zumindest. Da ihr letztes Reunion-Album “In The Light Of Darkness” (2010) viel besser war, als von manchen behauptet, können Fans mit ihrer Erwartungshaltung relativ entspannt umgehen. Alle anderen holen es bis dahin dringend nach, “Ancient God Of Evil” zu entdecken!
Ich wollte gerade etwas kritisches schreiben, gehe aber mal davon aus, dass das einfach nur nicht meine Richtung ist. Hängt vermutlich damit zusammen, dass ich auch kein großer Dissection-Fan bin und so. Trotz des hohern Dudelfaktors ist das für mich irgendwie langweilig.. aber wie gesagt, einfach nicht meine Richtung, deshalb wird eine Punktzaht der Fairness halber verweigert. lol
Die „großen“ Heavy Metal-Melodien helfen auch nicht gerade..
Endlich gibt es diesen Klassiker wieder zu humanen Preisen. Ansonsten bedarf es zu diesem Klassiker keinerlei weitere Worte.