Immer wieder überraschen Bands aus Norwegen durch ihren musikalischen Einfallsreichtum. Dies beweisen auch PROFESSOR TIP TOP mit ihrem neuen Album “Tomorrow Is Delayed“. Nach einem Besetzungswechsel begleitet uns nun die ergreifende Stimme von Sonja Otto. Stilistisch reisen PROFESSOR TIP TOP zurück in die Siebziger und erschaffen eine eingängige Retroatmosphäre.
PROFESSOR TIP TOP im All der Emotionen
“Tomorrow Is Delayed“ erschafft mit psychedelischen Riffs eine sehr ruhige Stimmung. Mit Hilfe des klaren Gesangs von Sonja Otto durchwandert der Hörer träumerische Passagen. Diese sind oft sehr spacig und trumpfen mit behutsamen Melodien auf. Dabei wechseln sich melodische Riffs und sanfte Synthesizer gegenseitig ab.
“Beneath The Silence“ umschließt dadurch einen sehr emotionalen Klang. Eingeleitet mit prägnanten Gesang, gefolgt von überschneidenden Gitarrenklängen und Synthesizern. Gerade zum Ende hin erblühen die elektronischen Einflüsse gen Himmel, was in einer leicht melancholischen Melodie der Freude gipfelt.
Fast schon gegensätzlich agiert der Titelsong. Der Vordergrund erhält mit einer schnellen Struktur mehr Form. “The Ghost Within“ konzentriert sich stärker auf den instrumentalen Hintergrund. Die dabei entstehende Psychedelik hinterlässt einen träumerischen Schein.
Das tut dem Album sehr gut. Andere experimentelle Zeitreisen erwarten einen in “Objet Petit A“. Sam Fossbakk lässt seinen Synthesizer aufheulen, unterstützt vom geisterhaften Gesang. Inmitten jener weinenden Flut überhäufen einen weitere elektronisch Fragmente.
Das musikalische Gesamtbild ergibt eine besinnliche Mischung aus Psychedelic und Progressive Rock. Dabei strahlen fast alle Songs eine gewisse Gemütlichkeit aus. Die Synthesizer scheinen gezielt eingesetzt. Nur auf “Objet Petit A“ werden sie etwas zu übermäßig genutzt.
Einzig “Earth“ besitzt nicht das klangreiche Potential der anderen Songs. So plätschert der Track vor sich hin, ohne musikalisch Interesse zu wecken.
“Tomorrow Is Delayed“ greift in die menschliche Leere
Inhaltlich etwas düsterer geht es in “Erebus“ zu. Ein Mann, gebeutelt durch gesellschaftliche Einflüsse, nur Schwärze vor Augen, lässt alles hinter sich. Er endet als farblose Persönlichkeit.
“In The Mirror“ reflektiert unseren Mangel an Objektivität. Ignoranz, die Fakten ignoriert, nur um unsere eigenen Ideologien zu huldigen. Auch wenn die Wahrheit bekannt ist, so werden einige diese trotzdem nie aussprechen. Derartige Kritik ist häufiger aufzufinden und spricht teils indirekt den Zuhörer an.
Auch “The Ghost Within“ involviert den Hörer mit ins Geschehen. Erst wenn wir schlafen, können wir nicht vor dem Unbewussten fliehen. Umso schwieriger ist es, sich seinen Geistern zu stellen. Diese begleiten einen jedoch immer und führen zu unvorhersehbaren Taten.
In manchen Aspekten wirkt die Lyrik aufeinander abgestimmt. Gesunde Selbstreflektion und das Bewusstsein seiner Taten sind vonnöten. Nur dann entgeht man einer schmerzvollen Welt. Sehr interessante Ansätze, geschmückt mit Personifikationen.
Die Sterne schmücken das Himmelszelt
Die Space-Atmosphäre, die sanften Melodien und eine hinterfragende Lyrik, ergreifen das Herz des Hörenden. Der Gesang ist deutlich und klar verständlich. Die Synthesizer sind zwar präzise eingesetzt, manchmal aber etwas überzogen. Lediglich der Outrosong “Earth“ steht zum Schluss etwas farblos in der Ecke. Ansonsten überzeugen PROFESSOR TIP TOP mit einem emotionalen Album.
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