Die Baseler MNEMOCIDE existieren seit 2017 und konnten bereits eine EP namens „Debris“ (2018) heraus bringen. Das erste Debütalbum „Feeding the Vultures“ ist nun erschienen. Und wie es sich als neutrales Ländle so gehört, ist der Krieg hier Thema: Sowohl der Krieg gegen den Krieg, als auch gegen das Vergessen: Ist ein Mnemonikon so etwas wie ein (kulturelles) Gedächtnis, ist der Bandname MNEMOCIDE der Tod jenes Gedächtnisses, was die Vergessenden zum ewigen Wiederholen der eigenen bösen Vergangenheit verdammt. Klingt eigentlich eher passender für Deutschland als für die Schweiz.
MNEMOCIDE – Moderner Death Metal von den Eidgenossen
Das sich da als musikalische Grundform nur Death Metal hinter verstecken kann, ist ebenso irgendwo klar. In den Iguana Studio von Chris Brandes produziert, rollt das Album mit ordentlich Schmackes über einen her. Obwohl der Sound modern klingt und auch kleine Spirenzchen wie Interludes und Samples ihren Weg aufs Album gefunden haben (die aber eigentlich auch unnötig sind), ist das Songwriting von einigen melodischen Leads abgesehen herrlich old-school und meist stampfend im Midtempo unterwegs. Da lässt sich der Einfluss von solchen Bands wie BOLT THROWER oder GOREFEST hier natürlich nicht von der Hand weisen. Qualitätstechnisch schliesst man nicht zu diesen genannten Referenzen auf. Dazu fehlen noch Kniffe im Songmaterial, die richtigen Mörderriffs (obwohl vieles auf „Feeding the Vultures“ schon echt fies und mächtig daher kommt), eine Spannungskurve, die sich durchs Album zieht.
So beinhaltet „Feeding the Vultures“ durchgängig solide Songs, die aber auch nicht sonderlich hervorstechen. Manchmal wird die Geschwindigkeit ein wenig angezogen („Like Ghosts“), aber auch das erhöht MNEMOCIDE nicht zu Flügen aufs Treppchen im Death-Metal-Game. Denke ich an die Schweiz im Metalkontext, dann denke ich an ungewöhnliche, eigenständige Bands, die teilweise wahre Pionierarbeit geleistet haben (CELTIC FROST, ELUVEITIE, CORONER, SCHAMMASCH, ZEAL & ARDOR, BÖLZER, DARKSPACE).
„Feeding the Vultures“ zeigt Potential, lässt allerdings noch Eigenständigkeit vermissen
In heutigen Zeiten noch wirklich neue musikalische Impulse im Death Metal zu bringen ohne auf billige Effekthascherei auszuweichen ist natürlich eine hohe Anforderung und beim Debüt geniesst man noch ein wenig Welpenschutz, allerdings ist diese fehlende Eigenständigkeit dann auch die Achillesverse für MNEMOCIDE, da die Musik schlicht zu austauschbar wirkt. „Feeding the Vultures“ ist Potential zu attestieren, ein ordentliches Debüt, nun gilt es darauf weiter aufzubauen, sich Gedanken zu machen, wo man hin will und sich den berühmten eigenen Stempel zu geben.
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