Caligula's Horse - Rise Radiant

Review

Soundcheck Mai 2020# 10

Nachdem „Bloom“ die Australier von CALIGULA’S HORSE 2015 auf die internationale Prog-Karte brachte, folgte 2017 mit „In Contact“ das noch geschliffenere, noch hitlastigere Ausrufezeichen. Das Quintett bewies, dass moderner Prog weder überladen, noch vertrackt, noch depressiv sein muss. Inmitten einer durchaus schwermütig stimmenden Zeit fällt nun also die Veröffentlichung von „Rise Radiant“, dem fünften Streich von CALIGULA’S HORSE. Und der will deutlich hörbar mehr von allem.

Ihr Händchen für mitreißende Refrains haben CALIGULA’S HORSE nicht verloren

Um ihre mittlerweile etablierten Trademarks, von den schwelgerischen Leadgitarren auf stampfenden Staccato-Riffs über die so unschuldige wie majestätische Stimme von Sänger Jim Grey, haben CALIGULA’S HORSE auf „Rise Radiant“ ein Netz aus Sounddetails und Finessen gespannt.

So wartet schon die Leadsingle „The Tempest“ mit einem im Vergleich zum Vorgängeralbum deutlich erhöhten Keyboard-Anteil auf. Die Tastentöne verleihen den stampfenden Akkorden hier wahlweise in bester DREAM-THEATER-Manier eine zusätzliche Klangebene oder umspielen Greys Vocals während der Verse plätschernd aus dem Hintergrund. Eines macht „The Tempest“ dabei aber ebenso eindeutig wie der etwas konventioneller proggende Folgetrack „Slow Violence“ klar: Ihr Händchen für große und mitreißende Refrains haben CALIGULA’S HORSE nicht verloren.

Wirklich mutig wird es indes erst mit Track Nummer drei. Der Achtminüter schielt klar in Richtung Prog-Oper. Zwischen Klavierkaskaden, einer selbstbewussten Vocal-Performance, rhythmisch komplexer Fingerübungen und einem Leadgitarrenton zum Dahinschmelzen winken QUEEN, PINK FLOYD und STEVEN WILSON. Enorme Ambition geht hier in enormen Umsetzungserfolg auf. Und CALIGULA’S HORSE haben ihr Pulver zu diesem Zeitpunkt noch lange nicht verschossen.

„Rise Radiant“ zieht alle Register

„Resonate“ fungiert zwar als rein elektronisches und extrem tiefenentspanntes Intermezzo und „Oceanrise“ fehlt es etwas an Dynamik, dann zieht „Rise Radiant“ aber nochmal an.

Mit „Valkyrie“ zunächst steht der vielleicht härteste Track des Albums an, noch besser gelingen CALIGULA’S HORSE anno 2020 aber, das wird spätestens beim Hören von „Autumn“ und „The Ascent“ klar, die Epen. Ersterer erinnert dank Greys markantem Organ an die Norweger von LEPROUS und verbreitet eine ungemein friedvolle Atmosphäre. Und mit dem Intro von „The Ascent“ ist den Australiern ein Riff gelungen, wie es sich problemlos auf einem Album aus der Death-Phase von OPETH eingefügt hätte – und das zelebrieren die Jungs für nicht einmal eine volle Minute.

CALIGULA’S HORSE ziehen auf „Rise Radiant“ alle Register. Es gibt mehr Gitarren, mehr Gitarrenverzicht, mehr Klavier, mehr Keyboards, mehr Minuten, mehr Drama – und es zeigt sich: Diese Band hat nach drei großartigen Alben noch immer unerforschtes Potential in alle Richtungen.

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22.05.2020

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15 Kommentare zu Caligula's Horse - Rise Radiant

  1. poshmit sagt:

    Verstehe nicht, wofür es Punktabzüge gab?! Die Review nennt keinen einzigen Grund dafür.
    Weil es eben auch nichts an dem Album auszusetzen gibt. Deswegen zwei volle Hände. Für mich bereits eindeutig ein Album des Jahres 2020 im besagten Spielstil.

    10/10
    1. doktor von pain sagt:

      Weil man nicht inflationär mit Höchstwertungen um sich schmeißen sollte, dann würde die Zehn-Punkte-Wertung ganz schnell an Bedeutung verlieren. Nicht jedes sehr gute Album gehört zum Besten, was je aufgenommen wurde.

      1. Nathaniel sagt:

        Ne 10 ist ne 10 und die wird nicht abgewertet nur weil mann nicht mit Höchswertungen um sich schmeißen will.
        Für alle Prog, das Meisterwerk 2020 bis jetzt mit Abstand, mehr muss man nicht sagen.
        Wer die Band kennt kauft eh, der Rest reinhören egal welches Lied und dann kaufen und vergesst die 8😂😂

        10/10
      2. doktor von pain sagt:

        Als Fanboy macht man das sicher so. Mit ein bisschen mehr Objektivität aber eben nicht.

      3. poshmit sagt:

        Wenn das tatsächlich der Grund sein soll -objektiv betrachtet-, einem guten Album keine Höchstwertungen zu geben, und dies auch noch nicht mal aus der Review herauszulesen ist, dann stimmt das System der Punktevergabe nicht. Davon abgeleitet sollten die inflationär vergebenen 7 und 8 Punkte ebenfalls überdacht werden, da diese teilweise kein bisschen an die 8 Punkte dieses Albums herankommen. Bedeutet, dass die 8en bereits „ganz schnell an Bedeutung verlieren“.
        Und wenn wir ehrlich sind, wird es nie ein objektives Review einer einzelnen Person geben, solange die Kriterien nicht in Stein gemeißelt sind und es für alle transparent wird, wie diese Person die einzelnen Kriterien bewertet hat.
        Deswegen trägt die Aussage „Fanboy“ und der damit verbundenen persönlichen Wahrnehmung eines Seitenhiebs nicht gerade zur konstruktiven Unterhaltung bei.

      4. doktor von pain sagt:

        Okay, mag sein, dass dieses Album für dich zum Besten zählt, was je aufgenommen wurde – dann sind die 10 Punkte aus deiner Sicht sicherlich gerechtfertigt. Und ja, Reviews sind immer subjektiv, halt nur manchmal mehr, manchmal weniger. Aber als jahrelanger Kommentareleser habe ich eben mitbekommen, dass es schon oft hieß: „Wenn das Album so toll ist wie beschrieben, warum bekommt es dann nicht die volle Punktzahl?“ Man hängt sich da einfach zu oft an den Punkten auf.

      5. doktor von pain sagt:

        Und der Vergleich mit den „inflationären 7 und 8 Punkten“ hinkt, denn 7 oder 8 Punkte sagen ja für sich genommen aus, dass das jeweilige Album gut ist, aber es ginge eben noch einen Tick besser. Bei der 10 ist das nicht der Fall, da ist keine Luft mehr nach oben – und es kann einfach nicht so viele perfekte Alben geben. Wir sind ja nicht bei Spinal Tap, wo es bis 11 geht.

  2. Steppenwolf sagt:

    Liegt wahrscheinlich daran das Geschmäcker eben verschieden sind. Mir ist das hier z.b. sich viel zu überladen und kann daher die Bewertung gut nachvollziehen.

    1. nili68 sagt:

      Handwerklich solider, moderner 08/15 Prog Metal. Keine Ahnung, was daran besonders sein soll.

      1. ClutchNixon sagt:

        Dann hör nochmal rein und achte insbesondere auf den Sänger lieber Nili 😜

        9/10
      2. nili68 sagt:

        Ja, der ist nicht schlecht, vielleicht war 08/15 auch etwas unfair. Mein Fave in dem Bereich, wenn man das vergleichen will, wären PERIPHERY inklusive Sänger.

  3. BlindeGardine sagt:

    Wurde hier wieder die Sache mit der Unmöglichkeit vollkommen objektiver Rezensionen und das mit dem persönlichen Geschmack nicht verstanden? Sogar inklusive Punktediskussion, cool. Mach ich mal mit. Ich bin persönlich der Meinung, dass 8 Punkte für ein Album ohne nennenswerte Schwächen durchaus angemessen sind, aber es herrscht ja scheinbar weitläufig die Meinung, dass alles ab ner 7 abwärts totale Kacke ist und im 1-5er Bereich ist eh alles ein einziger großer Misthaufen. Naja, ich denke jedenfalls auch, dass man die 9 oder gar die 10 nur für Alben mit absolutem Klassikerpotential auspacken sollte, so Dinger die man auch in 10 Jahren noch auflegt und denkt „WOW!“…. und auch da wird es wieder schwierig, weil da halt wieder der persönliche Geschmack ins Spiel kommt.

    1. nili68 sagt:

      So gesehen existiert für mich gar kein 10 Punkte-Album, das es wirklich keines gibt, wo wirklich NICHTS verbesserungswürdig ist.. meinem Geschmack nach natürlich. 😉

  4. self1sch sagt:

    Wie schon im Review richtig geschrieben, toller Prog-Rock/Metal mit herausragendem Sänger. Die eingängigen Refrains bohren sich einfach sofort ins Hirn und lassen mich jetzt schon seit Tagen nicht mehr los (Speziell „Valkyrie“).

    Empfehlenswert!

    9/10
  5. dan360 sagt:

    Wirklich starke Scheibe, läuft bei mir seit Tagen. Durchdachtes Songwriting, welches für mich gerade in den ruhigeren Momenten punktet, da dort die geniale Stimme des Sängers zur Geltung kommt, aber eig. während des ganzen Albums.. Ausnahmestimme! Abgerundet wird das Ganze mit einer sauber, druckvollen Produktion und einem sehr schicken Albumcover.

    9/10