Barishi - Old Smoke

Review

Mit „Blood From The Lion’s Mouth“ haben BARISHI, die mit ihrem selbstbetitelten Debüt und der folgenden EP ihren Stil noch mehr oder weniger definieren mussten, eine ziemlich gute und ausgewogene Rezeptur gefunden, um ihren Black Sludge zu inszenieren. Auf der einen Seite verliehen sie ihm eine gewisse Zugänglichkeit. Das taten sie, indem sie immer wieder Melodien und hymnische Momente in ihren Songs platzierten. Andererseits kreierten sie durch dichte, verwinkelte Riffwände und schwere Grooves ein regelrechtes, akustisches Dickicht, durch das man sich als Hörer erst einmal durchschlagen musste, bevor man im übertragenen Sinne an den schmackhaften Nektar dahinter gekommen ist.

BARISHI gehen personell reduziert an „Old Smoke“ ran

Mit dem Weggang von Sänger Sascha Simms 2017 sowie einer dreieinhalbjährigen Pause zwischen den Alben ist die im Raum stehende Frage hinsichtlich „Old Smoke“ und wie sich diese neue Platte schlagen wird, natürlich eine Spannende. Eines hat sich schon mal nicht geändert: Wieder kreieren BARISHI ein in sich verschlungenes Labyrinth aus Riffs, in dem der nun als Sänger fungierende Gitarrist Graham Brooks seine fiesen, gutturalen Schreie einbettet. Einer wilden Bestie gleich brüllt und faucht es aus dem Geäst, als befände man sich tatsächlich in der Wildnis – und er bringt deutlich mehr Dynamik hinters Mikrofon als sein Vorgänger. Die Rhythmik stampft sich zumeist schwer und bestimmt durch die Songs, lässt aber auch Raum für Raserei, sodass für Abwechslung gesorgt ist.

Was „Old Smoke“ dabei ein bisschen flöten geht ist die Zugänglichkeit, die den Vorgänger noch ein bisschen geerdet hat. Dadurch verlieren sich die Songs, ganz besonders das eröffnende Doppel bestehend aus „The Silent Circle“ und „Blood Aurora“, gerne mal in Eintönigkeit und Repetition. Das hängt sicher auf mit der Gleichförmigkeit der Riffs zusammen, die zwar stimmungsvolle Arpeggios aufs Parkett zaubern oder die Gitarren effektiv aufjaulen lassen wie in „Entombed In Gold Forever“, die Songs aber zu selten mit Leben füllen. Ein Beispiel, wo das der Band mal gelingt, ist der abschließende Titeltrack, der zwar auch etwas zu trocken loslegt, im letzten Drittel dann aber förmlich aufblüht. Ebenfalls gelungen sind die im Vergleich zum Rest erfreulich farbenfrohen Spielereien in „The Longhunter“.

Mehr Zugänglichkeit hätte hier Wunder gewirkt

Was besonders frustrierend ist: BARISHI zeigen, dass sie sich mühelos verwinkelte Sludge-Bollwerke aus dem Ärmel schütteln können, wie sie die frühen MASTODON ebenfalls errichtet haben. Aber das nun zum Trio geschrumpfte Black-Sludge-Kommando formt zu selten stringente, leidenschaftliche und wilde Songs daraus und lässt ihr hochwertiges Spiel zu sehr der Beliebigkeit anheim fallen. Und im Gesamten gesehen sorgt das für eine Armut an echten Highlights innerhalb der Trackliste. Das macht den Genuss von „Old Smoke“ ein wenig mühsam, denn es wirkt ein bisschen zu sehr auf gewollte Sperrigkeit ausgelegt. Doch die dichte Stimmung und die vielschichtige Gitarrenarbeit bleiben eben erste Sahne – wirklich böse kann man den US-Amerikanern also nicht wirklich sein.

Wenn BARISHI in diesen erdigen Sound, der sich in Sachen Schmutz und Staub zweifelsfrei positiv von seinem Vorgänger abhebt, nun dessen eingängigere Strukturen zurückbringen, ODER aber den Mangel an Zugänglichkeit mit einem höheren Maß an Wildheit und vielleicht sogar Bestialität ausgleichen, dann dürften sie nicht mehr allzu weit von ihrem endgültigen Magnum Opus entfernt sein. Bis dahin geht „Old Smoke“ schon in Ordnung. Es demonstriert, dass die Band im reduzierten Lineup nach wie vor funktioniert. Aber „Old Smoke“ demonstriert auch, dass BARISHI sich dringend in irgend eine Richtung fortbewegen müssen, wenn sie sich weiter halten möchten.

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01.05.2020

Redakteur für Prog, Death, Grind, Industrial, Rock und albernen Blödsinn.

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