Unter "Blast From The Past" erscheinen jeden Mittwoch Reviews zu Alben, die wir bislang nicht ausreichend gewürdigt haben. Hier gibt es alle bisher erschienenen Blast-From-The-Past-Reviews.
Bevor MANOWAR den Epic Metal mit Meisterwerken wie „Hail To England“ oder „Sign Of The Hammer“ definieren, sind sie vor allem Fans von klassischem Heavy Metal. Bassist Joey DeMaio verdingt sich Anfang der 80er als Bass- und Pyrotechniker bei BLACK SABBATH. Ross Friedman wiederum ist mit seiner Band SHAKIN‘ STREET Supportact auf der „Heaven And Hell“-Tour.
Im Laufe der Konzertreise entdecken die beiden schnell ihre gemeinsamen musikalischen Vorlieben. Eine enge Freundschaft entwickelt sich. Niemand geringeres als Ronnie James Dio persönlich legt dem Duo nahe, doch eine eigene Band zu gründen. MANOWAR sind geboren.
Keine schwere Geburt
Mit DeMaios früherem Schulfreund Eric Adams finden die beiden innerhalb kürzester Zeit den passenden Sänger. Das erste Demo erregt 1981 die Aufmerksamkeit des Plattenlabes Liberty Records. Auf Drängen der Firma soll möglichst flott ein Album her.
Um das einzuspielen, brauchen MANOWAR noch einen Schlagzeuger. Für den Posten heuern sie Donnie Hamzik an, den DeMaio aus der Musikszene von Los Angeles kennt. Acht Songs stehen für das Debüt bereit. Bis auf zwei Ausnahmen komponieren DeMaio und Friedman alle Stücke gemeinsam.
Das Ergebnis klingt noch deutlich anders als der Sound, mit dem MANOWAR berühmt werden sollten. „Fast Taker“ steht mit seinen treibenden Rhythmen in der Tradition von 70er-Acts wie DEEP PURPLE und RAINBOW. „Death Tone“ erinnert in Sachen Riffing massiv an die frühen JUDAS PRIEST.
MANOWAR zeigen sich sozialkritisch
Auch die Lyrics sind weit entfernt von den abgedrehten Fantasytexten, die nach „Battle Hymns“ folgen sollten. „Shell Shock“ etwa setzt sich mit den traumatischen Erlebnissen von US-Soldaten in Vietnam auseinander: „We’ve got a team of special forces/ And we deliver napalm/ But if they tell you that I’ve lost my mind/ Maybe It’s not gone just a little hard to find/ About the time this letter gets home/ I’ll be gone.“
MANOWAR und Sozialkritik? 1982 geht das tatsächlich noch Hand in Hand. Mit dem von DeMaio allein geschriebenen Stampfer „Metal Daze“ gibt es aber auch schon die erste Huldigung der besten Musik der Welt. Klar Ansagen inklusive: „Baby I was born to play music/ I am a man with a screaming guitar.“
Die Selbstbeweihräucherung startet derweil in Form der Bandhymne „Manowar“. Darin erzählt Adams ganz simpel die Geschichte, wie sich die Musiker kennengelernt haben. Was später in Größenwahnsinn wie „Kings Of Metal“ ausartet, ist hier noch grundsympathisch. Der Refrain lädt augenblicklich zum mitsingen ein.
„Battle Hymns“ überrascht
Ein wahrer Coup gelingt der Band für „Dark Avenger“. Der schleppende Song ist ein erster Ausblick auf die späteren Epic-Metal-Auswüchse der Band. Außerdem trägt Schauspiellegende Orson Welles einen Spoken-Word-Teil bei, der dem Track eine ganz besondere Atmosphäre verpasst.
In Form von „William’s Tale“ liefert DeMaio ein überflüssiges Bassinstrumental ab, das aber zumindest kurz ausfällt. Den krönenden Abschluss bildet anschließend „Battle Hymn“. Der Refrain wird dem Titel des Songs wahrlich gerecht. Noch hymnenartiger kann ein Metalsong kaum sein. Hier zeigen MANOWAR überdeutlich, wohin ihre Reise in Zukunft gehen wird.
„Battle Hymns“ ist ein stürmisches Debüt. Der genau Weg der Band steht noch nicht fest. Stattdessen probieren MANOWAR sich aus, zeigen ihre Einflüsse teils extrem offen und liefern ganz nebenbei ein durchweg spaßiges Heavy-Metal-Album ab.
Ich weiß schon, Sakrileg und so, aber…
Die ersten Alben schaff ich einfach nicht. Der Sound ist altbacken, sogar für damals. Gesanglich war Eric Adams zu der Zeit sicher noch nicht auf der Höhe. Und die meisten Songs sind mir einfach zu zäh und sperrig.
Und ja, Kings Of Metal ist musikgewordener Größenwahn. Aber ist das schlecht? In Wahrheit ist genau DAS die Zeit, in der Manowar wirklich groß waren, trotz allem Klamauk.
Ansprüche sind halt unterschiedlich. In meinem Freundeskreis hat man nach den ersten vier Alben aufgehört, Manowar zu hören, weil es einfach zu peinlich wurde. Zu der Zeit kam dann aber auch schon der neue, heiße Scheiß wie Death, Possessed usw. 1989 sind wir alle dann doch noch einmal auf ein Konzert gegangen – grauenhaft! Schlimmste Poser, die gegen Poser singen, und das ab dem Zeitpunkt völlig unironisch. „Battle Hymn“ gehört aber immer noch in meine Top-10-Metalliste, immer gerne auf der Autobahn bei höherer Geschwindigkeit …
Sollte eigentlich eine 10/10 bekommen.
Hail to England wäre dagegen „nur“ eine 8/10…
Auch wenn einige Songs hier nicht „typisch Manowar“ sind, sind es doch ordentlich groovende, rockige Kracher.
Der Titelsong dürfte DER Manowar-Song schlechthin sein und ist imho auch die beste Metalhymne aller Zeiten.
Kings of Metal und Triumph of Steel sind beides die letzten großen Meisterwerke.
Wobei Kings of Metal wohl den Klimax der Bandhistorie darstellt. Produktionsqualität, gesangliche Fähigkeiten von Adams, Bombast, eingängige Klassiker, alles auf dem Höhepunkt.