Me And That Man - New Man, New Songs, Same Shit, Vol. 1

Review

Galerie mit 21 Bildern: Me And That Man - Wacken Open Air 2022

Metals Instagram-Maskottchen Adam „Nergal“ Darski hat eine passionierte Fanbase, die gefühlt jeden seiner musikalischen Ergüsse euphorisch aufnimmt, seien die zuletzt weiträumig gefeierten weil stilistisch breit aufgestellten BEHEMOTH-Platten oder eben sein Techtelmechtel mit Western, Blues und Country, das in Form von „Songs Of Love And Death“ unter dem Banner ME AND THAT MAN 2017 erstmals in voller Länge auf Konserve gepresst worden ist. Sein damaliger Mitmusiker John Porter hat sich kurz nach dem Debüt vom Projekt verabschiedet, was nicht gerade reibungsfrei vonstatten gegangen zu sein scheint, wie Nergal selbst erzählte.

Trotz Trennung verkommt ME AND THAT MAN nicht zur Ein-Mann-Show

Dennoch besteht ME AND THAT MAN weiterhin, dafür aber mit einer Vielzahl von Gastmusikern, die auf dem neuen Album zu hören sind. Das „ME“ bleibt also, während „THAT MAN“ zur Variable wird. Dieses Album hört auf den programmatischen Namen „New Man, New Songs, Same Shit, Vol. 1“ und kommt mit dem Twist daher, dass Nergal hier mehr als Kurator der Songs und Musiker in Erscheinung tritt und selbst nur einmal als Lead-Sänger wirkt, namentlich im polnisch gesungenen „Męstwo“. Über den Rest der Platte verteilt geben sich Charaktere aus dem Spektrum zwischen Szenebekanntheit und Hochkaräter, dies- und jenseits des Metals wohlgemerkt, Song für Song die Klinke in die Hand.

Das Ergebnis hütet sich aufgrund der leicht düsteren, konsistent in Blues und Country geerdeten musikalischen Begleitung stets davor, den faden Beigeschmack einer hastig zusammen geworfenen Compilation anzunehmen. Tatsächlich stoßen Nergal und Gefolgschaft sogar regelmäßig auf Gold. Das passiert zum Beispiel, wenn die Musik von Johnny Cash beseelt sinnlich maskulin und angenehm staubig durch die Boxen raunt. Ihsahn intoniert mit „By The River“ hinsichtlich dessen ein ziemlich rockiges Beispiel mit ordentlich Pathos. Etwas subtiler, ja: intimer geben sich da DEAD SOUL auf „Surrender“ und Matt Heafy auf „You Will Be Mine“, während sich „Man Of The Cross“ mit Jerôme Reuter dagegen fast wie ein richtiger ROME-Song anhört. Was natürlich nichts schlechtes ist.

Ein anständig kuratiertes Blues- und Country-Sammelsurium

Beherztere Nummern gibt es unter den souveränen Treffern auch. Jørgen Munkebys Beitrag beim Opener „Ride With The Devil“ funktioniert dank seiner rotzfrechen Gesangsdarbietung hervorragend. Er steuert sogar ein paar kecke Saxofon-Leads bei, die er scheinbar wieder für sich entdeckt hat, nachdem er sie bei seiner Stammband zunächst weitestgehend herausgefiltert und besagte Band anschließend Alternative Metal-mäßig an die Wand gefahren hat. Etwas quirligerer Country der akustischen Sorte kommt beim Keulenschwinger „Deep Down South“ zum Einsatz, den Nicke Anderson und Johanna Sadonis im Duett gekonnt veredeln.

Die Qualität ist durch die Bank weg gut und stolpert nur gelegentlich bei den Tracks, die eher im pop-rockigen Müßiggang fad vor sich hin plätschern. Das eingangs erwähnte „Męstwo“ ist ein solcher Fall, der auch durch den Hintergrundgesang (wieder ein Kinderchor?) nicht merklich aufgewertet wird. Rob Caggiano ist auf „Surrender“ zu hören und taucht auch bei „How Come?“ wieder auf, hier zusammen mit Corey Taylor und Brent Hinds. Das Namedropping erregt Aufmerksamkeit, enttäuscht jedoch: Das Ergebnis ist unglücklicherweise ein weiteres lahmes Söngelchen, was angesichts dieser beiden letztgenannten Namen gleich doppelt weh tut.

„New Man, New Songs, Same Shit, Vol. 1“ ist trotz Filler mehr als nur eine Zwischenmahlzeit

Deshalb verkommt das zweite Werk von ME AND THAT MAN natürlich nicht zur Zwischenmahlzeit vor dem nächsten BEHEMOTH-Album. Es hat ein paar Soundtrack-Versatzstücke, die – wenn entsprechend ausgeschöpft – großes, akustisches Western-Kino liefern würden. Dass sich Nergal entschieden hat, hier mehr auf songdienliches Material abzuzielen, geht aber auch vollkommen in Ordnung, auch wenn dabei halt ein bisschen Filler herausgekommen ist. Geballte Starpower allein ist eben kein Allheilmittel. Aber über weite Strecken hat Nergal auf „New Man, New Songs, Same Shit, Vol. 1“ schon das beste draus gemacht.

Man sollte vielleicht nur aufpassen, dass man zum explosiven Ende des Rausschmeißers „Confession“ mit Niklas Kvarforth nicht überrascht aus dem Stuhl kippt…

Shopping

Me and That Man - New Man, New Songs, Same Shit, Vol.1 Mediabookbei amazon16,98 €
28.03.2020

Redakteur für Prog, Death, Grind, Industrial, Rock und albernen Blödsinn.

Shopping

Me and That Man - New Man, New Songs, Same Shit, Vol.1 Mediabookbei amazon16,98 €

Interessante Alben finden

Auf der Suche nach neuer Mucke? Durchsuche unser Review-Archiv mit aktuell 37288 Reviews und lass Dich inspirieren!

Nach Wertung filtern ▼︎
Punkten
Nach Genres filtern ►︎
  • Black Metal
  • Death Metal
  • Doom Metal
  • Gothic / Darkwave
  • Gothic Metal / Mittelalter
  • Hardcore / Grindcore
  • Heavy Metal
  • Industrial / Electronic
  • Modern Metal
  • Off Topic
  • Pagan / Viking Metal
  • Post-Rock/Metal
  • Progressive Rock/Metal
  • Punk
  • Rock
  • Sonstige
  • Thrash Metal

11 Kommentare zu Me And That Man - New Man, New Songs, Same Shit, Vol. 1

  1. royale sagt:

    also bei behemoth penn ich immer vor langeweile ein, ist mir alles zu lahm und platt. das hier gefällt mir sehr gut von ihm.

    9/10
    1. nili68 sagt:

      Was?! Ich dachte tatsächlich, ich wäre der Einzige, der Behemoth nicht mag. 😀

      1. nili68 sagt:

        Jetzt hab‘ ich vor Verwunderung glatt vergessen, was zu MATM zu schreiben. Ist natürlich klasse, wie vieles mit Western-Kram..

  2. y34rz3r0 sagt:

    Bevor ich mich dem Album selbst zuwende erst einmal ein paar Worte vorne weg: ob einem Behemoth gefällt oder nicht hat hier an dieser Stelle so viel verloren wie die Diskussion, ob mir Halfords Solo-Projekte (z.B. Two) gefallen oder nicht. Ändert ja nichts daran, dass mir Priest gefällt.
    Nergal hat hier sein eigenes Projekt gestartet, dass mit dem Rest seiner Aktivitäten bei Behemoth rein gar nichts zu tun hat. (Höchstens auf Ebene der Lyriks) Ebenso spielen seine Internet Aktivitäten hier keine Rolle. Aber an die Nörgler: der Mann hat es auf Grund seiner vielen Aktivitäten geschafft eine Extreme Metal Band aus dem Untergrund in den Mainstream zu führen. Vielleicht eine Tatsache über die man mal nachdenken sollte!

    Jetzt aber endlich mal zum Album:
    Als ich Nergal durch Zufall vor zwei Jahren auf einem Konzert in Berlin traf fragte ich ihn, ob es den mit „Me and that Man“ weitergehen werde und siehe da, da ist das Ding.
    Vorab gab es „Run with the Devil”, dass mich einfach nur in gute Laune versetzte und das passende Video dazu fand ich einfach nur großartig. Die letzte Szene im Video hätte kaum selbstironischer sein können. Die weiteren Vorabsingles haben nicht weniger überzeugt, insbesondere das persönliche „Męstwo“, in dem Nergal noch einmal eine deutliche Nachricht an seine Heimat und vor allem an die Kritiker/ Politiker/ Kirche in seiner Heimat schickt. Die Tatsache, dass er das ganze auf Polnisch macht verstärkt die Wirkung des Songs, der musikalisch einfach gehalten wird, dennoch immens.
    Mit dem Song „Burning Churches“ tue ich mich schwer. Musikalisch finde ich ihn super. Die Lyriks allerdings spalten mich doch innerlich, denn auf der einen Seite kann ich der metaphorischen Bedeutung des Songtitels, die auch in den Lyriks deutlich wird, nur folgen. Allerdings beginnt der Song damit, dass er sich damals durch die brennenden Kirchen im Fernsehen (wahrscheinlich eine Anspielung auf die brennenden Kirchen in Norwegen) inspiriert gefühlt hat. Diesem Teil des Songs kann ich leider nicht wirklich etwas Gutes abgewinnen, denn auch wenn ich kein Fan der Kirchen bin, so halte ich relativ wenig von physischer Zerstörung oder gar Gewalt – und deren Glorifizierung.
    Alles in allem liefert Herr Darksi jedoch ein sehr ordentliches Album ab und die Unterstützung, die er sich dafür geholt hat funktioniert zum Großteil auch fantastisch. Dennoch gefiel mir das erste Album von Me and that Man noch einmal besser, da die Stimmung auf dem Album deutlich düsterer war und ich die Stimme John Porters doch sehr mag.
    Da der Titel des Albums „Vol. 1“ enthält gehe ich davon aus, dass „Vol. 2“ folgen wird. Ich freue mich jetzt schon darauf.

    8/10
    1. royale sagt:

      naja, nörgeln war das jetzt nicht. Ob er nun im Underground ist oder sich im Mainstream bewegt juckt mich null, ebenso die Musik von Behemoth, ist ja nichts persönliches. Gibt ja auch Leute die die alten Sepultura blöde finden, aber Nailbomb abfeiern, Slipknot/Stone Sour, Autopsy/Painted Doll…

    2. nili68 sagt:

      ..und selbst wenn’s nörgeln wäre, sagst DU mir nicht, was ich schreiben darf. Extreme Metal in den Mainstream zu führen ist natürlich auch eine ganz tolle Leistung. Womöglich habe ich noch zu wenig genörgelt..

      1. Steppenwolf sagt:

        ,,der Mann hat es auf Grund seiner vielen Aktivitäten geschafft eine Extreme Metal Band aus dem Untergrund in den Mainstream zu führen. Vielleicht eine Tatsache über die man mal nachdenken sollte!,,

        Was soll daran jetzt positiv sein?

      2. doktor von pain sagt:

        Natürlich mag es ein Freund von Extreme Metal nicht, wenn ihm „seine“ Musik „weggenommen“ wird. Gut finden muss man es nicht, aber es ist schon bemerkenswert, wenn es jemand schafft, ein eigentlich kaum massenkompatibles Genre mehr oder weniger in den Mainstream zu führen. Ich stehe der ganzen Sache relativ neutral gegenüber.

      3. y34rz3r0 sagt:

        Ich habe keine Ahnung wo ich geschrieben habe, dass DU etwas nicht schreiben darfst aber Fakt ist 90% von dem was du hier schreibst ist Dünnpfiff: Beweisstück A: „Ist natürlich klasse, wie vieles mit Western-Kram.“
        So, jetzt kannst wieder abgehen, Kleiner. 😀

  3. Watutinki sagt:

    Video im Song kann man sich anhören! Mal was anderes.

  4. der holgi sagt:

    Ein Allstar-Projekt mit Nergal als Kurator? Warum?
    Als zusätzliche Möglichkeit ein gutes Geschäft zu machen funktioniert es, wie es scheint. Künstlerisch ist es wohl eher weniger gehaltvoll zumal mir Nergals Handschrift in diesem Konglomerat nicht klar wird, geschweige denn hörbar heraussticht.
    Nichts an diesem Album fesselt mich, nichts langweilt mich daran, nichts überrascht mich hier.
    Gäbe es dieses Projekt nicht, wäre es auch ok.
    Das es existiert freut Andere, ich gönne es ihnen.

    5/10