Sons Of Apollo - MMXX

Review

Soundcheck Januar 2020# 1 Galerie mit 17 Bildern: Sons Of Apollo - Psychotic Symphony Tour 2018

Das Prinzip hinter SONS OF APOLLO ist einleuchtend und ebenso genial wie seinerzeit das Prinzip von ASIA: Ein paar jung gebliebene Haudegen aus namhafteren, musikalisch durchaus verschiedenen Umfeldern raufen sich zusammen, um einfach mal ohne (zu) große Schnörkel gemeinsam zu rocken, dass die Fetzen fliegen. Das hat sich bereits beim Erstling „Psychotic Symphony“ bewährt und kam gut an, auch wenn die Kiste bei ihrem Jungfernflug hier und da noch etwas wackelte. Aber jetzt kenne man sich etwas besser untereinander und sei auf dem neuen entsprechend mehr aufeinander eingespielt, so Mike Portnoy laut Presseinfo.

Apoll und Söhne schreiben das Jahr „MMXX“

Dabei mangelt es einer Kombo wie dieser gewiss nicht an Talent, immerhin liest sich das Lineup neben Portnoy wie folgt: Derek Sherinian, Jeff Scott Soto, Ron ‚Bumblefoot‘ Thal und Billy Sheehan. Allein die Portfolios der Beteiligten sprechen für sich, sodass hier technisch wie auch beim Vorgänger ganz sicher nichts anbrennen wird. Stilistisch ist man auf „MMXX“, dem hier vorliegenden, neuen Album, die gleiche Schiene gefahren und verbindet top produzierten Stadion-Rock der etwas druckvolleren Sorte mit einer leichten Neigung in Richtung Prog – dazu gleich.

Hier macht die breitbeinige Produktion einiges aus, dank der die Söhne Apolls mit offenen Karten spielen können. Theatralische Melodien und wilde, frickelige Soli von Gitarre und Keyboard stehen neben kernigen, treibenden Rockern. Portnoy schnürt das rhythmische Korsett dergestalt, sodass es locker und elegant sitzt. Er peitscht aber ein paar nette Grooves aus seinen Fellen und Kesseln. Thal und Sheehan halten ryhtmisch Schritt mit teils funkigen, teils bluesigen und teils schlicht testosterongeladen pumpenden Riffs, während Sherinian mit seinen Synthesizern mal Bombast, mal Mystik oder auch mal einfach nur Orgel injiziert.

Portnoy und Co. lassen natürlich nichts anbrennen

Ist also alles ähnlich gut aufeinander abgestimmt wie auf dem Vorgänger und produziert ein ums andere Mal große Momente wie die lässigen Grooves gegen Ende von „Resurrection Day“. Dennoch macht sich nach und nach das Gefühl breit, dass es ein bisschen an der Inspiration an sich gemangelt haben könnte. Die instrumentale Starpower hierhinter leistet natürlich ganze Arbeit, oberflächliche Falten glatt zu bügeln und „MMXX“ zu einem mindestens mal kurzweililgen Rock-Album von edler aber nie zu sauberer Qualität zu machen. Aber das alles klingt teilweise schon zu sehr wie Dienst nach Vorschrift.

Da ist zum einen der Gesang von Jeff Scott Soto, der eine kompetente Darbietung hinlegt, dessen Hooks aber eher safe sind, da er zum Großteil in der gleichen Stimmlage verweilt. Er schwingt sich zu selten zu gewagteren, hymnischeren Höhen empor, die ein theatralischer Stampfer der Marke „King Of Delusion“ förmlich einfordert. Das zweite sind die Soli, die nach dem zweiten oder dritten Song ihren Reiz verlieren, da sie irgendwie immer gleich klingen. Es ist das Prog-typische, unnötig langgezogene Gedudel auf Gitarre und Keyboard, das scheinbar auch nur existiert um die Starpower des Projektes zu rechtfertigen, und wo man irgendwie einfach nur da sitzt und wartet, bis die Herren fertig gefummelt haben, damit der interessante Teil des Songs weitergehen kann.

Die SONS OF APOLLO könnten aber ungezwungener klingen

Dabei machen es SONS OF APOLLO beim Rausschmeißer „New World Today“ technisch gesehen ja genau richtig, da sie dem Song zur rechten Zeit einen kräftigen Adrenalinschub verpassen. Auch „King Of Delusion“ ist mit mystischer Klavierornamentik verziert und rechtfertigt dadurch seine Überlänge wenigstens ein bisschen. Von solchen Breaks und Songwriting-Kniffen hätte „MMXX“ mehr vertragen können, ebenso mehr Mut zum Cheese bei den Hooks und dafür weniger Standard-Gefrickel. Schließlich stecken hierin letzten Endes relativ gewöhnliche, auf Prog-Länge aufgeplusterte Rock-Songs, die kürzer würziger gewesen wären.

Aber das, was die Band hier an kantigen Rockern darbietet, funktioniert im Allgemeinen gut genug für das gehobenere Abrocken zwischendurch, produziert mit „Fall To Ascend“ sogar einen richtigen Über-Hit mit eingebautem Arschtritt. Der hätte aber ebenso ohne dudelwütigen Solo-Part wunderbar auskommen können, wenn man ihn denn gelassen hätte…

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12.01.2020

Redakteur für Prog, Death, Grind, Industrial, Rock und albernen Blödsinn.

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7 Kommentare zu Sons Of Apollo - MMXX

  1. y34rz3r0 sagt:

    „Es ist das Prog-typische, unnötig langgezogene Gedudel auf Gitarre und Keyboard, das scheinbar auch nur existiert um die Starpower des Projektes zu rechtfertigen, und wo man irgendwie einfach nur da sitzt und wartet, bis die Herren fertig gefummelt haben, damit der interessante Teil des Songs weitergehen kann.“ – Wer so etwas schreibt ist wohl im falschen Genre gelandet. Das „langgezogene Gedudel“ gehört zu dem Genre mit dazu und zeigt in der Regel die musikalische Qualität einer Band, die sich in schrägen Rhythmen und Disonanzen verliert und das Publikum mit überragender Technik zu begeistern weiß. Das diese Soli dann abwechslungsreich und interessant sein sollten ist noch einmal etwas anderes. Aber man, man, man, wenn man Prog nicht mag, dann sollte man die Rezension vielleicht jemand anderem überlassen, der mit dem Genre etwas anfangen kann.
    Ich jedenfalls freue mich, wenn die Scheibe bei mir eintrudelt und ich mir selbst ein Bild machen kann und hören kann, ob die Soli wirklich so langweilig sind, was ich stark bezweifle.

    1. ClutchNixon sagt:

      „gehört zu dem Genre mit dazu und zeigt in der Regel die musikalische Qualität einer Band“

      Einfach NEIN

      1. Nether sagt:

        Das ist etwas, das mich bei vielen (ausdrücklich nicht allen) Progbands mit namenhafter Besetzung massiv stört. Dieses Dudeln des Dudelns Willen. Zerstört oftmals das Songwriting und hat immer den fahlen Beigeschmack des Posens.
        Jungens, jeder weiß, dass ihr spielen könnt!

      2. BlindeGardine sagt:

        Ich schließe mich Clutch und Nether an. Im Progsektor hängt die musikalische Qualität einer Band maßgeblich davon ab, ob sie ihr virtuoses Spiel auch in schlüssige und spannende Songs verpacken kann. Dudeln allein um des Dudelns Willen langweilt zumindest mich sehr schnell, egal wie virtuos die Band grade abgeht und ihre handwerkliche Perfektion darbietet. Und ja, vielleicht bin ich im Proggenre (gibt es das überhaupt?) da oftmals falsch aufgehoben.

  2. Norskvarg sagt:

    wie mein vorredner schon treffend sagt … ausuferende solos, von gitarre & co gehört für mich zu diesem genre dazu. ich kenne dieses album zwar noch nicht, aber nach dem mega debüt dieser band, freue ich mich schon wahnsinning auf diese scheibe. ist für mich ungehört schon ein highlight des jahres & ich denke die jungs werden mich nicht enttäuschen. die wahnsinnsstimme von jeff, das gitarrenspiel von bumblefoot, das schlagzeug von mike usw … alles meister auf ihrem gebiet. daher schließe ich aus, dass dieses album langweilige solos beinhaltet, es muss für mich wahrscheinlich genau so klingen.

  3. nili68 sagt:

    Das „Gedudel“ hier ist für mich weder notwendig noch störend. Ob das vom Songwriting her Sinn macht oder nicht, kann ich nicht beurteilen, dazu fehlt mir die musiktheoretische Erkenntnis. Overall ist der Song aber ganz cool..

  4. Norskvarg sagt:

    so, nun habe ich dieses album auch zum ersten mal gehört. vielleicht nicht so stark wie der vorgänger, dennoch hat es alles was ich von dieser band erwarte. jeff scott soto ist ein toller sänger. das album wird mit der zeit sicher noch wachsen.

    8/10