Intronaut
Interview zu "Valley Of Smoke"

Interview

Die Kalifornier INTRONAUT haben mit „Valley Of Smoke“ ein wahres Monster geschaffen, das es dem Hörer nicht immer leicht macht. Vielleicht kann Gitarrist und Sänger Sacha ein wenig Licht ins rauchige Dunkel bringen…

Intronaut

Ein Hallo aus Deutschland! Lass mich euch zunächst zur Veröffentlichung von „Valley Of Smoke“ gratulieren – ich schätze, ihr seid zufrieden mit dem Ergebnis?

Ja, definitiv. Wir haben viel Zeit und Mühe investiert, damit wir mit dem Resultat auch wirklich zufrieden sein würden – und es hat sich gelohnt.

Ich bin ganz offen: „Valley Of Smoke“ ist meine erste Begegnung mit INTRONAUT – eigentlich bin ich eher Schwarzwurzel. Ich habe daher natürlich versucht, INTRONAUT irgendwo in meinen geistigen Schubladen unterzubringen (unter anderem weil ich unseren Lesern erzählen wollte, wie ihr klingt): Ich würde TOOL, MASTODON, NEUROSIS und ISIS aufzählen, die alle US-Bands sind, aber ich würde auch die Schweden von BURST nennen. Welche Einflüsse würdest du noch hinzufügen (oder auch wieder rausnehmen), um INTRONAUTs Musik für die metal.de-Leser greifbar zu machen?

Als wir 2004 angefangen haben, orientierten wir uns an Bands wie NEUROSIS, KING CRIMSON, MY DYING BRIDE und TODAY IS THE DAY oder MASTODON. BURSTs „Prey On Life“ ist tatsächlich ein großartiges Album und gehört wahrscheinlich zu meinen All Time-Favourites, und es kam gerade raus als wir anfingen zu jammen, ich würde also lügen wenn ich sagen würde, dass es nicht einen unterschwelligen Einfluss ausübte. BURST und BREACH gehörten lange zu meinen absoluten Lieblingsbands. Heute sehen wir uns jedoch kaum von zeitgenössischen Bands beeinflusst. Ich bin älter geworden, und ganz ehrlich, es ist für mich schwierig, noch Aufregendes im Metal zu finden. Klar stoße ich hier und da auf interessante Sachen, aber wir bedienen uns mehr oder weniger ausschließlich aus unseren eigenen Erfahrungen und vergleichbarem. Ich denke, wir lernen langsam, Musik nicht als Musik-Fans zu erschaffen, sondern uns selbst als Quelle der Musik zu sehen. Natürlich gibt es da Einflüsse, die uns schon vor langer Zeit geprägt haben und immer ein Teil von uns sein werden, aber mittlerweile sind wir in der Lage, unseren eigenen Blaupausen zu folgen.

Ich habe gerade schon TOOL angesprochen. Laut den Metal Archives gibt es auf „Valley Of Smoke“ einen Gastauftritt von Justin Chancellor. Wie kam es zu dieser Zusammenarbeit? Wie war es, mit ihm zu arbeiten?

Dave hat vor einiger Zeit mit Justin zusammen in einem anderen Projekt gespielt, die beiden sind gute Freunde in Los Angeles. Justin liebt Musik und geht völlig darin auf, Musik zu schreiben und zu spielen, also hat er ganz freiwillig auf dem Album mitgearbeitet. Er hat ein paar Dinge für den Titelsong geschrieben [Verdammt! Ich lag mit meiner Einschätzung im Review also falsch… – Anm. d. Verf.], die wir mit aufgenommen haben – und es klang fantastisch! Klar, für einen Fan seine sonstigen Musik ist das ein wenig surreal, aber letztendlich ist er auch nur ein Typ, der vom Musizieren high wird.

Dann lass uns doch ein bisschen über die Musik sprechen. In meinem Review habe ich geschrieben, dass es durchaus offensichtliche Parallelen zwischen dem Albumtitel und seinem Namensgeber gibt: „…ein sich ständig veränderndes, dynamisches, undurchdringliches Monster, das dem Hörer den Atem raubt, seine Sinne vernebelt und verschwindet, bevor klar wird, was gerade passiert ist.“ Würdest du dem zustimmen?

Eine sehr kreative Weise, es zu beschreiben. Klar, klingt gut.

Dennoch gibt es meiner Meinung nach auch ein paar Kehrseiten in diesem Vergleich (weshalb ich dem Album auch keine höhere Wertung geben konnte): Zum Beispiel ist es für den Hörer teilweise sehr schwer, den roten Faden im Blick zu behalten, einige Hörer könnten auch Probleme mit den polyrhythmischen Strukturen haben – die aber letztendlich eine wichtige Rolle für die Wirkung des Albums spielen. Wie findet ihr den „Königsweg“ zwischen Greifbarkeit und Herausforderung für den Hörer?

Ich schätze, dann müsste ich dich fragen, wieso es überhaupt einen roten Faden geben muss. Nicht, dass ich finden würde, wir hätten keinen. Wenn du dir unsere Songs sehr genau anhörst, wirst du für gewöhnlich vier oder fünf Motive finden, die kontinuiertlich verändert werden, es ist also kein „random riff stacking“. Andererseits stimme ich dir zu, dass unsere Musik sicherlich nicht für geeignet ist, aber das versuchen wir auch gar nicht. Ich versuche nicht, irgendeine Balance zwischen irgendwelchen zwei Dingen zu finden, das ist einfach die Musik, sie sich in unseren Köpfen abspielt.

Lass uns auch ein bisschen über das lyrische Konzept sprechen. Ich hatte leider bisher nicht die Möglichkeit, die Songtexte zu lesen, also kann ich nur anhand der Songtitel raten, dass „Valley Of Smoke“ einem Konzept folgt – zum Beispiel „Above“ und „Below“, „Miasma“ und „Valley Of Smoke“. Kannst du mir ein bisschen was dazu verraten?

Es geht in jedem Song um Los Angeles, die Stadt, aus der wir alle stammen. „Valley Of Smoke“ ist der Name, den die Ureinwohner Amerikas dieser Gegend gegeben haben. Ich bin mir nicht sicher, ob du weißt, dass L.A. geradezu berüchtigt ist für die schlechte Luft, die heute hauptsächlich durch Auto-Abgase verursacht wird – blöderweise liegt die Stadt geografisch so blöd, dass die Abgase sich nicht weiter verteilen können. Die Ureinwohner haben das schon sehr viel früher an ihren Lagerfeuern gemerkt. Jeder Song auf dem Album behandelt einen anderen Aspekt der Gegend, aus der wir kommen. Wer Lust hat, kann die Geschichten zu jedem einzelnen Song in unserem Blog nachlesen: http://blogronaut.blogspot.com

Kannst du mir ein bisschen was zu dem Bonustrack verraten, der auf der europäischen Ausgabe von „Valley Of Smoke“ enthalten sein wird? Hier in Europa ist es üblich, dass man auf die japanische Edition eines Albums immer noch Bonusmaterial packt – ist das bei amerikanischen Bands und dem europäischen Markt ähnlich?

Das ist etwas, das Labels gerne machen, um zwischen zwei Kontinenten oder Ländern zu unterscheiden, oder um einen zusätzlichen Kaufanreiz zu schaffen. Als wir den Song schrieben, wollten wir ihn eigentlich gar nicht auf das Album packen, aber als Bonustrack für die europäische Version finde ich das ganz in Ordnung.

Meine letzte Frage bezieht sich auf Live-Aktivitäten. Gibt es irgendwelche Pläne, „Valley Of Smoke“ auch auf europäische oder sogar deutsche Bühnen zu bringen?

Daran arbeiten wir gerade.

Dann danke ich recht herzlich für das Interview und wünsche euch viel Erfolg mit „Valley Of Smoke“. Die letzten Worte gehören dir:

Vielen Dank, dass ihr das Album ancheckt!

22.11.2010

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