Nach dem eher zwiespältigen „Mort“ und dem recht blassen „Odinist“ kam mit dem zweiten Teil von „Memoria Vertusta“ endlich wieder ein gewohnter Qualitätsstandard ins Haus BLUT AUS NORD. Doch statt dem zu folgen und etwas ganz neues zu veröffentlichen, widmen sich die Franzosen lieber ihrem dritten Album und veröffentlichen es, um drei Bonussongs reich, in einem schmucken Digi erneut. Keine schlechte Idee, um die Zeit zu neuen Taten zu überbrücken.
Auf der ersten CD dieser Wiederveröffentlichung ist das komplette „The Mystical Beast Of Rebellion“-Album enthalten. Ganz in (für die damaligen Verhältnisse zumindest) gewohnter Manier bescheren uns BLUT AUS NORD ein abstraktes Ambient/Black-Metal-Gemisch, das zwischen BURZUMschem Einfluss und schrägen Gitarren („Chapter V“) schwankt. Doch anders als dabei wirklich depressiv zu wirken, erschaffen BLUT AUS NORD eine surreale Welt voller Dunkelheit. Die verzerrten Schreie, die teilweise disharmonischen Gitarren und das fiese Gebolze auf dem Schlagzeug formieren sich zu einer unheilvollen Symbiose, die teils verstörend, teils schon ekehafte Momente (die auf „Mort“ zur Perfektion gereift sind) hervorbringt. Leider fehlt es auf „The Mystical Beast Of Rebellion“ an den hymnisch erhabenen Momente, wie sie einst auf „Ultima Thule“ zu finden waren, lediglich „Chapter VI“ kann noch mal einen Funken davon heraufbeschwören. Andererseits hätte es der undurchdringlichen Schwärze des Albums nicht gut gestanden, episch voranzuschreiten, wenn das Ziel ohrenscheinlich ein anderes war.
Was genau BLUT AUS NORD zehn Jahre später von ihrem Drittling halten oder vielmehr, was sie selbst damit Ausdrücken wollen, haben sie in drei Stücken auf einer zweiten CD festgehalten. Hier wird es dann zäh und für den einen oder anderen sicher enttäuschend. Die drei Stücke, die beinahe vierzig Minuten fassen, sind monoton, langsam und finster. Hier wird nicht mehr flott drauflos geknüppelt, sondern die verstörende Komponente hervorgehoben, der Wahnsinn hat wieder Einkehr beim Duo gefunden. Die Gitarren variieren kaum, das Tempo überhaupt nicht und die wenigen Vocals bieten das übliche verzerrte Geschrei. Doch einen Fehler gibt es in der sehr ansprechenden Fortführung doch, die einzelnen Stücke unterscheiden sich kaum voneinander und das wird spätestens beim fast zwanzig Minuten fassenden Abschluss sehr müßig.
Trotzdem ist „The Mystical Beast Of Rebellion“ ein sehr lohnendes Album und dank der drei Zugaben eine gänzlich runde Sache. Wer das Album noch nicht besitzt, sollte es sich nun endlich zulegen, aber auch Besitzer werden mit den drei neuen Kapiteln etwas Schmackhaftes vorfinden, zumindest solange man überhaupt mit BLUT AUS NORD etwas anfangen kann, denn der Ambient Black Metal der Franzosen ist mit Sicherheit nicht jedermanns Sache.
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