Illuminatus - Glasnost

Also entweder habe ich in meiner musikalischen Sozialisation im Prog Rock und Metal-Sektor echt was verpasst – oder ich habe mit den Veröffentlichungen, die ich aus diesen Genres so zur Rezension bekomme, verdammtes Glück. Zuletzt das großartige SOLE REMEDY-Album „Apoptosis“, das sich mir-nichts-dir-nichts in meine Top 3 des letzten Jahres gemogelt hat; jetzt läuft gerade zum x-ten Mal „Glasnost“, das neue Album der mir bisher gänzlich unbekannten ILLUMINATUS.

Diese haben entgegen erster Vermutungen weder mit Dan Brown noch mit Gorbatschow zu tun, sondern am ehesten mit Steven Wilson. Das internationale Quartett legt auf „Glasnost“ tatsächlich elf Songs vor, die mich irgendwie an PORCUPINE TREE erinnern. „Irgendwie“ heißt in diesem Fall, dass sich gewisse Ähnlichkeiten in Arrangements und harmonischen Strukturen nicht leugnen lassen, dass ILLUMINATUS ihre Musik aber sehr eigenständig und (meinem Eindruck nach) einzigartig gestalten.

Zu diesen Einzigartigkeiten gehören unter anderem sehr sehr schwere Gitarren, wie man sie – um ein letztes Mal den Vergleich anzustrengen – vom Stachelschwein-Baum eben nicht zu hören bekommt. Das verleiht dem gut fünfzigminütigen Album einen Schwermut, den man im Prog-Sektor sonst selten zu hören bekommt. In diese Kerbe schlägt auch der Gesang, der emotional absolut integer wirkt und dem Album ebenfalls einen besonderen Touch verleiht.

Interessanterweise sind ILLUMINATUS dabei weniger progressiv als es sich für mich „anfühlt“. Ganz objektiv würde man sie wahrscheinlich am ehesten in irgendeine „Post“-Schublade stecken – doch dafür ist die Musik einfach zu unmittelbar, zu schwer, zu greifbar. Dazu trägt dann auch die Produktion des Albums bei, die den Stücken einen sehr konkreten Klang verleiht, der dennoch genügend Raum hat. So mausert sich „Glasnost“ zu einem echten Geheimtipp, den Fans progressiver, schwerer, trauriger Rockmusik unbedingt antesten sollten.

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