Ein gutes Stück Emocore, ein bisschen Alternative, ein bisschen Sonic Youth – fertig ist der kratzborstige Noise-Rock a la Lower Forty-Eight. Klingt zwar plump addiert, aber es ist nah am Resultat. Die Produktion staubtrocken und enorm reduziert, mit einem gesunden Hauch Garage im Sound. Das rohe Klanggebilde rückt die Experimentierfreude und Dynamik dieses Trios direkt in den Fokus des Hörers. Wer hier ein wüstes Krach-Inferno dillethantischen Geschrebbels erwartet wird zumindest feststellen, dass die Band weitaus kontrollierter und ausgefeilter, ja fast progressiv zu Werke geht als man es der rauen Oberfläche zumuten würde. Die heiseren Screamo-Vocals kann man getrost überhören, denn die Instrumentalarbeit trägt über weite Strecken das gesamte Konstrukt. Mal rockt die Band direkt auf die 12 in Sachen Noise-Rock („If I Dare“) oder setzt auf kantig in Szene gesetzte Emo-Harmonien (wie auf dem treibendem „Unrequested Fission Surplus“). Im nächsten Moment schaltet die Band in minutenlangen Jam-Modus, wo mit spacigen Sounds und monotoner Rhythmusgruppe der Endverbraucher irritiert wird. Hinterlässt der Krautrockeinfluss etwa doch seine Spuren? Oder war es nur das gerauchte Kraut? Wie auch immer, der kontrollierte Exzess ist Teil des Programms, so wie auch das Hin-und-her zwischen Harmonie/Disharmonie. Doch auch wenn Lower Forty-Eight ihr Songmaterial überwiegend uneingängig und komplex-verschachtelt darbieten, so flackern immer wieder solche Momente auf, in denen plötzlich die wirr-anmutenden Kompositionen im Spannungsaufbau aufgehen. Aber dieser Eindruck ergibt sich erst nach häufiger Berieselung, der sich wohl nur aufgeschlossene Hörer von Sonic Youth und Konsorten antun werden. Andere werden die Auseinandersetzung mit „Skin Failure“ scheuen und das sogar zurecht. „Skin Failure“ ist keine Scheibe für jedermann und dürfte eher im Independent-Sektor seine Hörer finden.
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