Cellar Darling
"The Spell"-Tour in Frankfurt
Konzertbericht
In nur wenigen Jahren haben CELLAR DARLING mit „This Is The Sound“ und „The Spell“ zwei Ausnahme-Alben veröffentlicht. Auch live haben sie sich schnell etabliert und sind regelmäßig auf den einschlägigen Festivals und als Support diverser Bands zu sehen. Auf eine Headline-Tour musste man – vor allem in Deutschland – aber lange warten. Diesen Herbst war es dann endlich soweit. Wir haben uns CELLAR DARLING und ihre Support-Acts FOREVER STILL und OCEANS in Frankfurt angesehen und waren – wie zu erwarten war – hin und weg.
OCEANS
Galerie mit 20 Bildern: Oceans - The Spell Tour 2019 in FrankfurtDen Anfang machen OCEANS, die bisher noch nicht viel auf dem Markt haben, deren Debütalbum aber direkt über Nuclear Blast veröffentlicht werden wird. Sie spielen an diesen Abend auch reichlich unveröffentlichtes Material. Die Stücke sind wohl auch für die Band so neu, dass sich Sänger Timo Rotten schon zu Anfang erst mal beim Titel verzettelt und statt „Hope“ „Polaris“ ansagt, das später aber auch noch gespielt werden wird. Mit ihrer leicht postigen Mischung aus Modern Metal und Melodic Death kommen sie bei den Frankfurter Besuchern auf Anhieb gut an und können vom ersten Song an das gesamte Publikum vor die kleine Bühne locken. Mit teils selbstironischen Ansagen sammeln sie zusätzlich Sympathiepunkte.
Als erste Band haben OCEANS zwar ein vergleichsweise kurzes Set, aber auch keine überlangen Songs, weshalb sie einen guten Querschnitt ihres bisherigen Materials spielen können. Einige, die die Band vorher nicht wirklich auf dem Schirm hatten, werden ab sofort vielleicht ein Auge auf die weiteren Veröffentlichungen und Auftritte haben, denn OCEANS überzeugen an diesem Abend sowohl mit ihren Stücken als auch mit der handwerklichen Umsetzung. Einzig beim Sound müssen ein paar Abstriche gemacht werden, denn dieser ist bei den Openern leider noch ein wenig verwaschen.
FOREVER STILL
Galerie mit 20 Bildern: Forever Still - The Spell Tour 2019 in FrankfurtBevor das Set der Dänen FOREVER STILL losgeht, kommt erstmal ein wenig Unruhe ins Nachtleben. Es scheint keinen abschließenden Soundcheck gegeben zu haben, weshalb die Truppe um Fronterin Maja Shining jetzt unter Zeitdruck aufbauen und zudem soundchecken muss. Bevor man weiß, wie einem geschieht, geht der Soundcheck sehr unzeremoniell in den ersten Song des Sets über, für den sich FOREVER STILL „Fight!“ vom aktuellen Album „Breathe In Colours“ ausgesucht haben. Mit „Awake The Fire“ und „Scars“ gibt es im Folgenden einige Stücke vom Debütalbum „Tied Down“ zu hören. Stilistisch bewegte sich dieses Album noch in etwas anderen Sphären als man es mittlerweile von der Band gewohnt ist.
Im Anschluss daran schlagen FOREVER STILL wieder den Bogen zum aktuellen Release und geben in einer Ansage einige Einblicke in die Themen, mit denen sie sich auf der Scheibe befassen. Einen Überblick darüber haben sie uns bereits im dazugehörigen Interview gegeben. Bis auf wenige Ausnahmen besteht der Rest des Sets aus aktuellen Songs, die energetisch wie immer dargeboten werden. Maja fegt dabei so gut es geht über die winzige Bühne, die wirklich nicht viel hergibt. Immer wieder wechselt sie dabei die Instrumente und spielt mal das Keyboard und mal das Theremin, das zwar nur selten zum Einsatz kommt, sich aber allein schon der coolen Optik wegen gelohnt hat.
Zum Titeltrack „Breathe In Colours“ spielt sie zudem eine Trommel. Resultat des Bäumchen-wechsel-dich-Spiels ist, dass allein für sie 4 Mikroständer nötig sind, denn ihr Hauptwerkzeug muss sie natürlich immer an ihren jeweiligen Arbeitsplatz mitnehmen. FOREVER STILL sind als Trio unterwegs und lassen ihren Bassisten vermissen. Sie ziehen das Publikum aber auch zu dritt in ihren Bann und steigern die Stimmung sukzessive immer weiter. Besonders gegen Ende, wo mit „Survive“ und „Rewind“ zwei starke Tracks mit Ohrwurmpotenzial gespielt werden, gibt es keinen mehr, der nicht in Bewegung ist. So werden FOREVER STILL schließlich auch mit Jubel verabschiedet.
Setlist:
1. Fight!
2. Awake The Fire
3. Scars
4. Say Your Goodbyes
5. Is It Gone?
6. Breathe In Colours
7. Do Your Worst
8. Survive
9. Miss Madness
10. Rewind
CELLAR DARLING
Galerie mit 26 Bildern: Cellar Darling - The Spell Tour 2019 in FrankfurtDie Hauptakteure des Abends kommen auf die Bühne, um ihre für ein (durch einen Bassisten ergänztes) Trio viel zu zahlreich erscheinenden Instrumente zu verstauen. Im Publikum steigt die Vorfreude, als endlich alles steht und bereit für den Auftritt von CELLAR DARLING ist. Es könnte alles so schön sein, doch irgendetwas stimmt nicht. Immer noch Umbaulicht, kein Intro ist zu hören, und nichts zu sehen von der Band. Ein wenig ratlos zeigt sich ab und zu dann doch eine/r der Schweizer und tauscht sich mit dem Clubpersonal aus. Der Gesprächsfetzen „Können wir irgendwas machen?“ – „Haltet einfach die Stellung“, lässt nichts Gutes erahnen. Etwa 20 Minuten, nachdem CELLAR DARLING ihr Set eigentlich hätten beginnen sollen, tritt Fronterin Anna Murphy dann mit einem etwas peinlich berührten Lächeln vor das Publikum und erklärt, „aus irgendwelchen Gründen ist die Anlage ausgefallen“.
Die Frankfurter nehmen es mit Humor und schlagen direkt ein Unplugged-Set vor, was mit „wenn das hier nix wird, überlegen wir uns was“ kommentiert wird. Auch wenn das sicher eine coole Alternative gewesen wäre, sind doch alle heil froh, als wenig später dann doch alles läuft. Um 22:42 Uhr, also mit rund 40 Minuten Verspätung, legen CELLAR DARLING endlich mit „Pain“ vom aktuellen Album „The Spell“ los. Die erste Hälfte des Sets wird im Zeichen dieses Albums stehen, dessen Songs eingebettet in ein lyrisches Konzept chronologisch eine Geschichte erzählen. So werden auch die Songs in chronologischer Reihenfolge gespielt und es folgen „Death“, „Love“ und „The Spell“. Mit „Insomnia“, „Freeze“ und „Drown“ folgenden einige weitere Stücke, die auf dem Album allerdings weiter hinten angesiedelt sind.
Als Intro sowie zwischen den Songs werden Passagen aus dem zum Album gehörenden Hörbuch eingespielt, das die Story von Anna in Prosaform gesprochen erzählt. Wie bereits angedeutet, haben CELLAR DARLING mehr Instrumente als Musiker am Start. Grund hierfür ist Annas Multiinstrumentalismus, denn damit, nur zu singen und dabei die Drehleier zu spielen, gibt sie sich schon lange nicht mehr zufrieden. Vor allem ihr Querflötenspiel im doomigen Part von „Death“ versetzt einen schon auf dem Album in einen ganz anderen Zustand und kommt live noch viel beeindruckender rüber. Zudem spielt sie in Ermangelung eines vollen Live-Lineups das Keyboard, wie sie und Gitarrist Ivo Henzi (nun auch Backing-Vocalist und Aushilfs-Keyboarder) im Interview zum aktuellen Release schon angedeutet haben.
Dass CELLAR DARLING bei ihrem Publikum mit ihrer immer aufs Neue beeindruckenden Performance hervorragend ankommen, muss eigentlich gar nicht erwähnt werden. Die Stimmung steigt aber noch ein wenig mehr, als nach „Drown“ schließlich die „alten“ Sachen, nämlich Stücke vom Debütalbum „This Is The Sound“, angekündigt werden. Mit „Black Moon“ gibt es auch direkt einen der stärksten Tracks, bevor ein Medley aus „Starcrusher“ und „Fire, Wind & Earth“ gespielt wird. Den Übergang dazwischen nutzt Anna, um ihre Mitstreiter vorzustellen. Drummer Merlin Sutter gibt zudem ein kleines Drum Solo zum Besten. Die fortgeschrittene Stunde in Verbindung mit dem verspäteten Beginn lassen einen nun schon um die restlichen Songs des Sets bangen, doch CELLAR DARLING lassen sich und ihr Publikum nicht lumpen und ziehen zumindest bis zur Zugabe alle Stücke durch.
„Six Days“ und „Redemption“ gibt es noch, bevor sich CELLAR DARLING vorübergehend von der Bühne verabschieden. Von „Zugabe“-Schreien zurückgelockt, nehmen die vier ihre Plätze aber schnell wieder ein. „Für euch doch immer“, kommentiert Anna und bedankt sich in ihrer sympathisch-bescheidenen Art bei den Zuschauern. Sie sei keine Frau der vielen Worte, sagt sie, und endet schließlich mit „und jetzt halt‘ ich die Schnauze und wir spielen noch einen Song für euch“. Es ist „Avalanche“, ohne den das Publikum CELLAR DARLING sowieso nicht von der Bühne gelassen hätte. Sowohl der Band als auch den Zuschauern ist der enorme Spaß anzusehen, den alle trotz der Widrigkeiten bei diesem Konzert hatten. Die Songs und die herzliche Art der Band sind Balsam für die Seele, weshalb an diesem Abend niemand ohne ein Lächeln nach Hause geht.
Setlist:
1. Pain
2. Death
3. Love
4. The Spell
5. Insomnia
6. Freeze
7. Drown
8. Black Moon
9. Starcrusher / Fire, Wind & Earth
10. Six Days
11. Redemption
12. Avalanche (Zugabe)
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