Diabolic Night - Beyond The Realm

Review

Soundcheck November 2019# 7

Es ist nicht von der Hand zu weisen, Speed Metal ist gerade wieder schwer angesagt, ganz besonders in angeschwärzter Form, was Bands wie BEWITCHER oder natürlich MIDNIGHT beweisen. Auch DIABOLIC NIGHT gehen in eine ganz ähnliche Richtung, beschränken sich aber keinesfalls darauf, einfach VENOM zu huldigen. Das Projekt, hinter dem letztlich nur der Shouter und Multi-Instrumentalist Heavy Steeler (mit Unterstüzung durch Drummer Christhunter) steht, existiert bereits seit 2013, hat es bislang aber lediglich zu einem Demo, einer EP und einer Single gebracht. Mit „Beyond The Realm“ kommt nun über die Qualitätsschmiede High Roller Records die Full-Length-Bedienung, die vermutlich einiges an Staub aufwirbeln dürfte.

DIABOLIC NIGHT – Versuch einer Einordnung

Natürlich, Vergleiche mit anderen Speed-Metal-Bands der Stunde drängen sich auf. Zunächst einmal stehen DIABOLIC NIGHT ganz offenbar auf einen analogen, den Achtzigern nachempfundenen Sound, was eher für die Richtung, die MIDNIGHT und BEWITCHER aus den Staaten eingeschlagen haben spricht. Allerdings ist das Material auf „Beyond The Realm“ einfach viel melodischer und klingt weniger räudig als die gerade genannten Formationen. Die präzisen Hochgeschwindigkeits-Leads zielen da eher in Richtung EVIL INVADERS, wobei diese natürlich deutlich massenkompatibler zu Werke gehen. Es wird klar: DIABOLIC NIGHT schaffen sich ihre eigene Mikro-Nische, die sich vielfacher Einflüsse bedient.

Schon das Intro „Towards Forgotten Paths“ macht deutlich, dass extrem melodische Gitarren eine der wichtigsten Zutaten im Klangbild darstellen. Die stets vorhandene düstere Atmosphäre wird, untypisch für eine dem Old-School-Sound zugewandte Formation, mit Samples und gar bombastischen Elementen wie klassischem Orchester unterstrichen. Klingt krude? Ist es tatsächlich aber gar nicht.

Der Titel „Sovereign Of Doom“ ist zunächst irreführend, da der Song nun wahrlich nichts mit Zeitlupen-Metal zu tun hat. Vielmehr brettert die Nummer mit halsbrecherischer Geschwindigkeit nach vorne. Heavy Steeler keift wie eine Mischung aus Cronos und dem jungen Mille Petrozza zu Zeiten von „Pleasure To Kill„, den Vorbildern nachempfunden mit viel Hall abgemischt. Auch die thrashige Seite von DIABOLIC NIGHT scheint hier bereits durch.

Trotz der generell recht hohen Geschwindigkeit ist aber in einigen Songs, wie beispielsweise dem genialen „Crescent Moon Rise“ oder dem instrumentalen Titeltrack, durchaus auch Platz für SABBATH-artige Riffs und vor allem eine ordentliche Portion NWOBHM, die sich auch besonders in den angesprochenen Leads widerspiegelt.

Spätestens in „Odyssey“ werden sämtliche Genregrenzen über Bord geworfen und klassische Musik mitsamt Chören kündigt quasi als Ouvertüre das nächste infernale Speed-Gewitter an. Warum den Song dann nicht mit Brahms‘ Ungarischem Tanz Nr. 5 enden lassen? Heavy Steeler macht einfach, wonach ihm ist und tut verdammt gut daran. „Descension Into Dying Spheres“ rundet das Album mit geschickten Tempovariationen und einem stimmungsvollen Akustik-Outro ab.

Furioses Langrillen-Debüt – „Beyond The Realm“

DIABOLIC NIGHT gelingt mit „Beyond The Realm“ ein furioses Langrillen-Debüt, das einen besonders ob seiner mannigfaltigen Einflüsse zunächst fast erschlägt. Neben der ersten Welle Black Metal, hier allen voran VENOM, findet sich eigentlich alles wieder, was in den Achtzigern angesagt war. Roher teutonischer Thrash, hier vor allem KREATOR, und an den melodiösen Stellen gar die Hamburger Kürbisköppe HELLOWEEN, vor allem natürlich in der Phase von „Walls Of Jericho“, kommen einem stellenweise in den Sinn. Abgerundet durch das Beste aus der frühen NWOBHM ergibt sich eine explosive Mischung, die das Herz jedes Old-School-Fanatikers höher schlagen lassen dürfte.

Das einzige Problem der Scheibe besteht letztlich darin, dass die Fülle an Ideen, die Heavy Steeler hier untergebracht hat fast ein wenig zu viel des Guten ist. Das Songwriting an sich wirkt außerdem oft roh bis chaotisch, was vermutlich ein Stück weit Absicht sein dürfte. Als Gesamtkunstwerk ist das alles schon verdammt rund, auch wenn ein wenig Luft nach oben natürlich noch vorhanden ist. „Beyond The Realm“ funktioniert in erster Linie als Ganzes, wird am Ende aber bei weitem nicht jeden abholen können. Das wird ihnen bzw. ihm aller Wahrscheinlichkeit nach aber am Allerwerstesten vorbeigehen.

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10.11.2019

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7 Kommentare zu Diabolic Night - Beyond The Realm

  1. BlindeGardine sagt:

    Mit Midnight bin ich ja nie so richtig warm geworden, aber der hier verlinkte Track von Diabolic Night gefällt mir ziemlich gut. Hab direkt mal bei bandcamp zugeschlagen.

    1. royale sagt:

      hab auch gleich zugeschlagen. Bandcamp bringt mich 2019 noch um 😀

      1. BlindeGardine sagt:

        Ja allein diesen Monat schon Galaxy, Megaton Sword und nun das hier ^^.

      2. BlindeGardine sagt:

        @royale
        Hmm, sehe ich das richtig, dass via bandcamp nachwievor nur 2 tracks zur verfügung stehen?

      3. royale sagt:

        @BlindeGardine jo leider

      4. BlindeGardine sagt:

        Hmm, nicht dass man da am Ende nur die zwei Advance-Tracks gekauft hat, der Mindestpreis von 1€ kam mir gleich so billig vor. Das wäre dann aber echt beschissen kommuniziert. Aber mal abwarten, Bandcamp braucht manchmal auch etwas.

      5. BlindeGardine sagt:

        @royale
        Hab die Band/den Musiker mal angeschrieben. Tatsächlich hat man damit nur die Vorabtracks gekauft, das Album wird aktuell hochgeladen. Er hat dazu geraten, das Album noch mal zu kaufen, man kriegt dann wohl das Geld für die Vorabtracks zurück. Bissl blöd gelaufen bzw. das hätte man irgendwie klarer kommunizieren müssen. Ich warte jetzt jedenfalls erstmal, bis das Album tatsächlich auch mit voller Trackzahl auf der Seite ist.