Oha! Power Metal aus Italien! Allerdings klingen RAISING FEAR auf ihrem dritten Album „Eternal Creed“ eher weniger nach RHAPSODY & Konsorten. Die Remineszensen gehen viel mehr zu dem teutonischen Metal-Urgestein GRAVE DIGGER, woran der Gesang von Rob Della Frera auf jeden Fall einen hohen Mitanteil hat. Sein Stimmklang ähnelt Chris Boltendahl manchmal schon sehr. Stilistisch spielt sich der Sound irgendwo zwischen GRAVE DIGGER, ACCEPT, ARMORED SAINT und JAG PANZER ab. Allzu viel Happy Metal bekommt man nicht geboten, meist fröhnen RAISING FEAR dem tougheren Zweig des Power Metal.
In Sachen Songwriting schlagen sich die Jungs aus Vicenza recht gut. Die Stücke beruhen auf kräftigem Groove, inspirierten Riffs und eingängigen Hooks. Es fehlt den Songs nie an Energie und dennoch gehen sie schnell ins Ohr. RAISING FEAR halten dabei ein konstant gutes Level. Meine Anspieltipps sind das leicht düster angehauchte „Sleepless Night“, das komplex ausgearbeitete „Amon Ra“ und das kraftvolle „Learn To Die“. Positiv fällt mir auf, dass sich bei den beachtlichen 62 Minuten Spielzeit keine qualitativen Hänger einschleichen.
Technisch ist soweit alles im grünen Bereich. Der Gesang ist aber schon eine Gewöhnungssache. Ich habe zwischendurch auch schonmal den Eindruck, dass diese raue Röhre mit ihrem gelegentlich schrillen Unterklang nicht so ganz harmonisch zu den melodiösen Leads passt. Beim emotionalen „You Belong To Me“ hat Della Frera wohl auch ein paar Schwierigkeiten, die Töne zu halten. Aber zweifelsohne hebt er sich mit seinem Organ ganz klar von anderen Sängern des Genre ab.
Was „Eternal Creed“ zu einer Top-Platzierung aber noch fehlt, sind richtig herausragende Hits. Zwar sind die durchweg geradlinigen Stücke eingängig und einprägsam und verströmen ordentlich Energie, aber besonders neu ist das Gehörte alles nicht. Es mangelt an Aha-Erlebnissen und Tracks, die langanhaltende Eindrücke hinterlassen.
RAISING FEAR liefern mit „Eternal Creed“ ein solides Power-Metal-Album ab, dem nur noch die ganz großen Augenblicke fehlen. So müssen sich die Italiener diesmal mit dem vorderen Mittelfeld zufrieden geben. Beim nächsten Mal sollten sie auch darauf achten, dass der ungewöhnliche Gesang etwas harmonischer ins Gesamtbild integriert wird.
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