Blind Guardian
Blind Guardian Twilight Orchestra - Listening Session zu "Legacy Of The Dark Lands"
Special
An einem sonnigen Tag luden die beiden BLIND GUARDIAN-Kreativköpfe Hansi Kürsch und André Olbrich, die hier unter dem Banner BLIND GUARDIAN TWILIGHT ORCHESTRA firmieren, zu einem ganz besonderen Event ein. Ja, das von vielen sehnsüchtig erwartete, von anderen schon abgeschriebene, Orchester-Only-Album „Legacy Of The Dark Lands“ sollte es nun endlich zu belauschen geben. Wir treffen als erste in den heiligen Hallen der bandeigenen Twilight Hall Studios in Grefrath ein. Nach kurzer Verwirrung, da noch niemand vor Ort ist, klärt sich die Sachlage ganz schnell. Einige schreibende Kollegen haben verspätete Flüge. Somit ist dieses Problem schnell gelöst. Als erster schlendert Hansi in das Studio und fängt sofort eine entspannte Unterhaltung mit uns an.
Nachdem die anderen Kollegen eingetroffen sind, wird sich um Kaffee und Tee, sowie Gebäck gekümmert. Anschließend werden wir in zwei Gruppen aufgeteilt und es geht auch schon los. Die Anspannung bei den beiden Protagonisten ist schon spürbar, immerhin bezeichnen sowohl André, als auch Hansi das Album ein ‚besonderes Anliegen‘. Was wird uns erwarten? Ein Orchester-Album, schon klar. Aber, arbeiten die beiden wirklich gänzlich ohne Rockband-Besetzung oder wird hier und da doch hilfetechnisch auf Altbewährtes zurückgegriffen? Diese sind die wichtigsten Fragen, und wir brennen alle drauf das Album endlich zu hören. Eine kurze Erklärung gibt es noch vorweg, es gibt eben so viele Hörspiel-Sequenzen, wie Songs auf dem Album zu hören, was das Ganze etwas in die „Nightfall In Middle-Earth“-Ecke bugsiert. Hierzu passt auch, dass (fast) alle Sprecher von damals wieder mit an Bord sind.
Und dann kommt es gewaltig aus den Boxen. Mit „1618 Overture“ geht es direkt kinoesk in die Vollen. Hier wird alles aufgefahren, was BLIND GUARDIAN in Sachen Orchestrierung in den letzten Jahren, genauer gesagt, seit eben jener „Nightfall In Middle-Earth“-Scheiblette, gelernt haben. Das war schon einmal der erste Gänsehautmoment. Die Nachfolgende Hörspiel-Sequenz ist wieder über jeden Zweifel erhaben, wie eigentlich alle auf dem Album. Das nachfolgende „War Feeds War“ ist dann der erste ‚richtige‘ Song. Zunächst gewöhnungsbedürftig, weil die klassischen Instrumente einer Rockband fehlen. Dennoch harmoniert hier alles sehr gut und auch Hansis Stimme passt erstaunlich gut zu den orchestralen Arrangements des Albums. Mit „Dark Cloud’s Rising“ blicken BLIND GUARDIAN TWILIGHT ORCHESTRA dann erstmals über den Tellerrand und bringen sogar Musical-Elemente in ihren Sound mit ein. Klingt komisch, funktioniert aber wunderbar. „In The Underworld“ tönt, ganz dem Namen nach, düsterer als der Rest aus den Boxen und kreiert dabei eine beinahe schon bedrohliche Atmosphäre. Sehr gelungen. Mit „The Great Ordeal“ ist nun ein Song auf „Legacy Of The Dark Lands“, der zwar noch am ehesten als ‚normale‘ BLIND GUARDIAN-Nummer durchgeht (vom Arrangement her), aber der erste ist, der eher unauffällig daher kommt. Auch „In The Red Dwarf’s Tower“ kommen typische BLIND GUARDIAN-Hooklines zum Tragen, diese werden jedoch besser in den Song eingewoben und eine coole Bridge mit einer passenden Mixtur aus gefühlvollem Gesang und Hansis Schreien lässt aufhorchen. Die musikalische Untermalung kann man an dieser Stelle schon fast als aggressiv bezeichnen.
Weiter geht es mit „Treason“, einem Song dem man anmerkt, dass Hansi auch von seiner Kooperation mit Mastermind Arjen Lucassen (AYREON) viel gelernt hat. Die Melodien erinnern doch sehr an die Musik des umtriebigen Holländers. Mit Schlagzeug und Gitarren hätte dieses Highlight zweifelsohne auch eine gute Figur auf „Nightfall In Middel-Earth“ gemacht. Anschließend kommt das definitive Album-Highlight „Point Of No Return“. Diese epische Nummer enthält ebenfalls die typischen BLIND GUARDIAN-Trademarks, kommt aber dennoch reduzierter daher und ist mit einem mächtigen Chorus versehen. Mit „Nephilim“ ist als nächstes eine Nummer am Start, die teilweise sehr verträumt daher kommt. Hansi agiert hier mit vielen Stimmen, die die Band gelungen übereinander legt. Die ganze Nummer kommt aber auch sehr fordernd daher. „Harvester Of Souls“ kann dann mit einer getragenen Melodie, welche über hektische Instrumentierung gesungen wird, punkten. Aber auch der Song fällt gegenüber den vorherigen deutlich ab. „This Storm“ bekommt dann aber wieder die Kurve. Die Nummer gewinnt abermals durch einen typischen BLIND GUARDIAN-Refrain und geht musikalisch wieder mehr in Richtung Filmmusik. Das abschließende „Beyond The Wall“ kann man dann beruhigt wieder als Highlight bezeichnen, denn Hansi geht hier mit seiner Stimme in Höhen, die er bei seiner Hauptband nicht mehr, oder besser gesagt, kaum noch schafft. Das liegt vor allem daran, dass „Hansi nicht gegen eine Rockband anschreien muss“, wie André im Interview verrät. Ein weiterer Pluspunkt, man bekommt tatsächlich doch noch Gitarren zu hören, wenn auch nur akustische. Das Intensitätslevel bei dem Song erreicht schon beinahe Metal-Gefilde.
Unter dem Strich haben sich Hansi Kürsch und André Olbrich zwar etwa viel Zeit mit dem Album gelassen und ich persönlich war erstaunt, dass die anderen beiden Bandmitglieder gar nicht in das Album involviert waren, aber die Qualität der Musik ist sehr hoch, was zum Einen für die Wartezeit entschädigt und zum Anderen zeigt, dass die beiden (wieder einmal) alles richtig gemacht haben. Am 08.11.2019 könnt ihr euch selbst ein Bild von „Legacy Of The Dark Lands“ machen. Dann wird dieses bombastische Album veröffentlicht.
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Stile | Symphonic Metal |
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