Viele Köche verderben den Brei? Stimmt wohl, doch wie viele Genres kann man bedenkenlos in einen Topf werfen, kräftig umrühren und darauf hoffen, dass das Endresultat auch dann noch bekömmlich ist? Das schwedische Post-Doom-Trio VOKONIS kennt die Antwort und sagt: verdammt viele! Auf ihrem Drittling „Grasping Time“ vermengen die Skandinavier Einflüsse aus Stoner Rock, Doom Metal, Psychedelic Rock, Sludge, Classic Rock und eigentlich allem, was die Genreküche noch so alles hergibt. Ob das schmeckt? Erfahrt es hier!
VOKONIS – Ambitioniertes Projekt
Etwa ein Jahr bastelten die schwedischen Perfektionisten an ihrem dritten Album und zumindest der mächtige Opener „Antler Queen“ beweist bereits, dass das Trio seine Zeit gut investiert hat. Der drückende Sludge-Sound, die dissonanten Riffs und die eigenwilligen Vocal-Parts verschwimmen zu einer monumentalen Urgewalt, die eindeutig von der technischen Versiertheit der drei Doomer zeugt. „Sunless Hymnal“ punktet mit seinem verträumten Intro und dem stimmigen Klargesang, während sich die knapp zehnminütige Nummer langsam zu einer proggig-psychedelischen Dampfwalze entwickelt. Gerade die härteren Parts der Platte erinnern zunehmend an Genregrößen wie KHEMMIS oder BARONESS.
Das gelungene „I Hear The Siren“ erzeugt eine sphärische Klangkulisse, in der man sich als Hörer schnell verlieren kann – sofern einen die ausladende, dichte Prog-Atmosphäre nicht überfordert. Insgesamt ist „Grasping Time“ eines jener Alben, die aufgrund ihrer Komplexität nicht jedem auf Anhieb zugänglich sind – und für manche wohl auch für immer ein Rätsel bleiben werden. Mit „Embers“ verweisen VOKONIS eindeutig auf den musikalischen Umbruch, der bereits vor einer Weile bei den Schweden eingesetzt hat. Hier trifft der raue Doom-Sound der Vorgängeralben auf rockige Elemente, vertracktes Riffing und einen Hauch Progressivität. Dennoch kann der Song nicht einmal ansatzweise mit dem durchaus vielversprechenden Beginn der Platte mithalten.
Der Titeltrack knüpft dahingegen wieder nahtlos an die atmosphärischeren Parts des Albums an, macht zeitgleich aber auch deutlich, dass sich VOKONIS bezüglich ihres Sounds wohl noch in einer Übergangsphase befinden. Gerade gegen Ende des Albums wiederholen sich die sonst eigentlich guten Ideen des starken Anfangs einfach zu häufig, sodass die Schweden im letzten Drittel der Platte nicht mehr auf den anfangs gekonnt ausgetüftelten Überraschungseffekt setzen können. Stattdessen gibt es mit „Fading Lights“ ein Finale, das gerade dank des ausschweifenden Gitarrensolos zwar in ein phänomenales Klangkostüm gehüllt ist, sonst aber recht starr dem Grundaufbau der restlichen Platte folgt.
„Grasping Time“ – VOKONIS nähern sich dem nächsten Schritt
Nein, „Grasping Time“ als uninspiriert zu bezeichnen, wäre trotz repetitiver Elemente mehr als unangebracht. Die Platte versorgt gerade Doom-Fans, die es gern einmal eine Schippe progressiver haben, mit einigen Highlights und frischen Ideen. Doch wenn man einmal das Grundrezept des Albums durchschaut hat, verliert der ansonsten doch durchaus gelungene Drittling erheblich an Glanz. Nichtsdestotrotz gilt: VOKONIS befinden sich definitiv nicht am Ende ihres Weges und haben mit „Grasping Time“ fraglos eine optimale Grundlage für weitere Alben geschaffen. Und vielleicht war es ja genau dieser Zwischenstopp, den es gerade gebraucht hat.
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