Fear Factory
Meinungen zu "Mechanize"
Special
Rückkehr zu alter Stärke oder gar ein neuer Bandklassiker? Seit heute steht „Mechanize“ in den Läden, das neue Album der neu formierten FEAR FACTORY – und es steht am Ende einer langen Achterbahnfahrt der Ereignisse (metal.de berichtete). Die Rezension unseres Redakteurs Bastian lieferte bereits einen ersten Eindruck dessen, was die Fans erwarten können. Hier nun vier weitere Meinungen unserer Redakteure Sickman, Jens, Volker und Alboin.
Man kann wieder mit ihnen rechnen
Also, der große Wurf ist FEAR FACTORY mit „Mechanize“ nicht gelungen, da haben sich Pro-Tools-Sänger Burton C. Bell und Band-Rückkehrer Dino Cazares etwas übernommen, aber man darf und kann durchaus von einem ordentlichen, gelungenen Album sprechen.
Es gibt alle Trademarks, die man von FEAR FACTORY kennt. Stakkato-Riffs und ein paar melodische, atmosphärische Gitarrenlinien, rasende und in irren Rhythmen abgehackte Doublebass-Attacken, einen amtlichen Bass-Wummer, Burtons aggressives Shouting und seine hingedrehte Clean-Stimme (wirklich singen kann der Mann nämlich nicht; jeder, der FEAR FACTORY bereits live gesehen und/oder gehört hat, wird das bestätigen können) sowie die klinisch moderne, sterile Produktion, für die niemand anderes als Rhys Fulber verantwortlich ist, der bereits „Demanufacture“ veredelte.
Alles bestens also? Jein!
Unter Mitwirkung von Drum-Ikone Gene Hoglan und Bass-Schlachtschiff Byron Stroud (beide sind unter anderem für ihre Arbeit mit Devin Townsend bekannt) kam am Ende ein lupenreines FEAR-FACTORY-Album raus, allerdings mit etwas mehr Bumms und Aggression als auf „Transgression“ und „Archetype“; wirklich anders ist „Mechanize“ allerdings nicht. Die Handschrift ist eindeutig dieselbe und FEAR FACTORY klingen wie FEAR FACTORY. Dino Cazares war also (hoffentlich nur dieses Mal) nicht in der Lage, die Lücken der Vergangenheit zu beseitigen und FEAR FACTORY zu „befreien“, hat aber hier ein klares Statement vorgelegt, dass wieder mit ihm zu rechnen ist.
So geil viele Riffs und gesamte Parts und sogar einzelne Songs auf dem Album auch sind, so kritisch sollte man doch das Gesamtwerk betrachten, denn nur weil FEAR FACTORY drauf steht, ist noch kein Meisterwerk geboren. Manchen Songs fehlt es an herausragenden Gesangsmelodien und einschneidenden Momenten. Burtons Kreativität in Sachen klare Gesangslinien war dieses Mal leider nur durchschnittlich und allein sein Shouting, die geilen Baller-Parts inklusive Dinos Riff-Gesäge überzeugen und hieven „Mechanize“ in die Höhe.
Unterm Strich ist „Mechanize“ also ein gutes Album geworden, das zwar nicht an frühe Glanztaten heranreicht und hier und da im Abschluss einzelner Ideen etwas zu wünschen übrig lässt aber den Neustart von FEAR FACTORY brachial einläutet. Mit FEAR FACTORY ist also wieder zu rechnen; gut so.
7/10 (Sickman)
Keine Experimente mehr
Mit der Rückkehr von Dino Cazares kehren FEAR FACTORY zu ihren Anfängen zurück. Ein „Demanufacture“ oder „Obsolete“ wird zwar nicht erreicht, dafür aber auf hohem Niveau neu interpretiert und wie eh und je energievoll verabreicht: Titel wie „Industrial Discipline“, „Powershifter“ und „Controlled Demolition“ stehen stellvertretend und repräsentativ für den plötzlichen Gesinnungswandel. So weit, so gut! Dabei hat die melancholischere Ausrichtung auf „Digimortal“ seinen Reiz und meine Geschmacksnerven angenehm stimuliert – „Digimortal“ kann nämlich neben typischen Nackenbrechern, Schädelspaltern und Brachialgeschossen außerdem mit einem Schmankerl wie „Back The Fuck Up“ mit Gast-Rapper B-Real von CYPRESS HILL überzeugen.
Solche Experimente kann und darf man von FEAR FACTORY jetzt allerdings nicht mehr erwarten, und schon gar nicht auf „Mechanize“. Des einen Freud ist des anderen Leid. Schade. Denn gerade das macht die Band von nun an hervorsehbar und weniger interessant als zuvor.
6/10 (Jens)
2010 ist nicht 1995
Mitte der Neunziger gehörten FEAR FACTORY dank großartiger Alben und einem einzigartigen Konzept zu den richtig dicken Fischen im Metalteich.Lang lang ist’s her! In der Zwischenzeit zehrte die Band alleine vom Ruhm vergangener Tage und schoss sich mit der Veröffentlichung relativ belangloser Werke langsam aber sicher ins Aus. Für Fans, wie auch die Presse war nach Dino Cazares‘ Ausstieg eigentlich nur noch der Streit zwischen den von nun an verfeindeten Parteien interessant, die Musik konnte schon lange keinen mehr faszinieren. Dieser Streit geht nun in eine weitere Runde und gipfelt in der Veröffentlichung von „Mechanize“, das skurrilerweise mit Dino, dafür aber ohne Christian Olde Wolbers und Raymond Herrera entstanden ist. Aber das dürfte den meisten ja mittlerweile zu Ohren gekommen sein.
Zurück zu den Wurzeln, so der Plan der neuen/alten Besetzung, geht „Mechanize“ definitiv. Leider geht der Platte aber die Hitdichte der Erfolgsalben „Demanufacture“, sowie „Obsolete“ ab. An Ersterem orientieren sich FEAR FACTORY im Jahr 2010 stark, doch bis auf wenige Ausnahmen (und damit sind Riffs, nicht ganze Songs gemeint) mangelt es der Platte sehr an überzeugendem Material. Technisch ist natürlich auch die aktuelle Besetzung über jeden Zweifel erhaben, über den (heutzutage nicht mehr vorhandenen) Innovationsgrad muss man auch nicht diskutieren solange das Endergebnis stimmt; im Endeffekt bleibt nach dem Genuss von „Mechanize“ aber (zumindest für mich) ein schaler Geschmack zurück. Es ist halt nicht mehr 1995.
6/10 (Volker)
Kein neues „Demanufacture“
Auch für mich ist „Demanufacture“ eine der Einstiegsdrogen in die Welt des extremen Metal gewesen. Solche Platten bleiben in der subjektiven Wahrnehmung immer unerreicht, egal, wie gut sie objektiv sein mögen. Das werden tausende von Fans in den letzten Jahren festgestellt haben, und das wird ein gewichtiger Grund dafür sein, dass FEAR FACTORY es seit 1995 nicht immer ganz einfach gehabt haben, musikalisch alle Füße auf den Boden zu kriegen oder sogar an ihren Klassiker anzuknüpfen.
Ich denke, „Mechanize“ ist allerdings der erste Schritt in eine Richtung, die ich als „richtig“ empfinden würde. Das Album hat zum größten Teil etwas Spontanes, Angriffslustiges, die meisten Riffs sind knackig, die Drumpatterns kühl und der Gesamtklang so maschinell, wie es der Titel verlangt. Tracks wie „Industrial Discipline“ zeigen, dass Burton C. Bell sogar noch clean singen kann, wenn auch sicherlich nicht ohne die Technik, die FEAR FACTORY selbst so preisen.
Dass „Mechanize“ zwar ein gutes Album, dennoch nicht der totale Überwahnsinn ist, liegt zum Einen daran, dass die Platte natürlich ein wenig das Gefühl des Konstruiertseins umweht. Zum Anderen ist die Hitdichte leider nicht besonders hoch, auch wenn mit „Powershifter“, „Controlled Demolition“ oder dem für FF-Verhältnisse balladesken „Final Exit“ ein paar verdammt gute Tracks mit von der Partie sind. Und zuguterletzt, geben wir es doch einfach zu: es ist eben nicht „Demanufacture“.
7/10 (Alboin)
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Stile | Industrial Metal |
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