Mânegarm
Das meint die Redaktion zu "Nattväsen"

Special

Das mittlerweile sechste Album „Nattväsen“ von MÅNEGARM wurde mit Spannung erwartet. Konnten die Wikinger das hohe Niveau der Vorgänger halten, vielleicht sogar noch steigern, oder haben wir es gar mit einem Rohrkrepierer zu tun? Neben dem Review gibt es noch einige weitere Meinungen seitens unserer Redakteure, welche wir euch nicht vorenthalten möchten.

Mânegarm

Die vielerorts sehr positiven Reaktionen auf den sechsten Streich der mittlerweile ja auch schon ziemlich dienstalten Wikinger MÅNEGARM kann ich so nicht unterzeichnen. Zwar sind die Schweden noch ein gutes Stück weit vom Kitsch- und Schundfaktor zahlloser ähnlich gelagerter Kapellen entfernt, doch fehlt der auf „Nattväsen“ präsenten Mischung aus folkigem Geigenspiel, Mitsingpassagen und todes- beziehungsweise schwarzmetallischem Geballer nach etlichen sehr ähnlich tönenden Vorgängeralben einfach der Überraschungseffekt und Abnutzungserscheinungen machen sich bemerkbar.

Die ersten beiden Stücke sind denn auch flotte und abwechslungsreiche, aber unterm Strich doch halt ziemlich gewöhnliche Mitgröl-Nummern; erst das dritte Stück „Bergagasten“ lockert die Sache mit langsameren Rhythmen, mächtigen Chören und auffälligem Solo am Ende auf. Das folgende siebenminütige „I Den Svartaste Jord“ ist die herausragende Nummer des Albums, die alle Stärken MÅNEGARMs mit einer frischen Note vereint, konkret mit Akustikgitarren, Chören und feinem Geigensoli gekonnt auf ein mit überraschend klassisch-rockigen Riffs aufwartendes Finale zusteuert.
In der zweiten Hälfte von „Nattväsen“ jedoch finden sich mit „Vetrarmegin“ und dem harten „Draugen“ dann wieder konventionelle, ziemlich langweilig strukturierte Stücke. Der Titeltrack geht zwar angenehm ins Ohr, aber wirkliche Begeisterung will auch hier nicht aufkommen. Immerhin bildet der obligatorische semi-akustische Rausschmeißer „Delling“ einen sehr gelungenen, versöhnlichen Abschluss.

Auf der Habenseite stehen somit zweieinhalb gute metallische Stücke und eine schöne Ballade. Der Rest des Albums ist dem Können der Band entsprechend natürlich immerhin solide, aber aufgrund seiner Konventionalität nicht mitreißend. Wer zumindest eines der ersten vier MÅNEGARM-Alben besitzt, braucht „Nattväsen“ nicht, denn besser oder groß anders ist es nicht. Beim nächsten Mal also bitte ein paar kleine, für mehr Spannung sorgende Kurskorrekturen, die nicht an den immer gleichen Ankerplätzen vorbeiführt!

6/10 (Christoph.Meul)

Ein schwedisches Nachtwesen („Nattväsen“) treibt sich um. Mit den gewohnten Stilmitteln, Viking Metal zwischen kämpferisch-heroisch und gelassen-feiernd, verführen MÅNEGARM auch mit ihrem sechsten Streich wieder die geneigten Heiden. Dabei setzen die Barden auf ihr bewährtes Rezept, mischen majestätische Riffs, wunderbare Harmonien, akustische Gitarrenklänge, epische Chöre, melodische Refrains und Geigensoli, und das in allen Tempo-Bereichen. Die Stimmung pendelt von fröhlich über aggressiv bis düster-beklemmend. Die Band ist immer wieder um Abwechslung in ihren dynamischen Stücken bemüht und bietet alles, was das Genre so hergibt.

Was mir immer wieder sehr gut bei MÅNEGARM gefällt ist, dass bei allem folkloristischen Anklängen der Metal niemals zu kurz kommt, dass die Geige passend eingewoben wird, ohne zu dominant die Nerven zu strapazieren, und dass auf Kleister-Keyboards komplett verzichtet wird.

So reiht sich „Nattväsen“ nahtlos in die bisherige Diskografie der Wikinger ein, präsentiert sich dabei auf gleich hohem Niveau wie auch die Vorgänger. MÅNEGARM bleiben ihrem Stil absolut treu, Überraschungen sucht man auf dem neuen Album vergeblich. Das kann man aber in Anbetracht des starken Materials gut verkraften.

8/10 Punkte (Endres)

Ehrlich gesagt war ich nach dem ersten Hördurchgang von „Nattväsen“ ein wenig enttäuscht: Das mittlerweile sechste Album der schwedischen Folk-Viking-Metaller MÅNEGARM bricht mit guten Traditionen und klingt zunächst um einiges aufgeräumter als sein Vorgänger „Vargstenen“. Verzichtet haben die Schweden auf den bezaubernden Gesang von Umer Mossige-Norheim, die bislang auf jedem Album mitgewirkt hatte. Außerdem haben MÅNEGARM fast alle Akustikintros (ausgenommen „Hraesvelg“ genau in der Mitte des Albums) über Bord ihres Drachenbootes geworfen und die Songs insgesamt gestrafft: Und so klingen die neun Songs zielstrebiger und gradliniger als noch auf „Vargstenen“, aber auch überschaubarer.

Allerdings sind die meisten bekannten und bewährten Trademarks noch mit an Bord: Geigenparts en masse, wechselnder Black-Metal- und Power-Gesang von Fronter Erik Grawsiö und jede Menge schicke Leads. Nur wirken die Songs nicht mehr ganz so zerstückelt wie ehedem: Während man auf den letzten Alben von MÅNEGARM immer das Gefühl hatte, dass sie sich nicht entscheiden konnten, ob sie die Küstensiedlung nun brandschatzen oder mit den Bewohnern ein Fest feiern sollten, ist die Marschrichtung auf „Nattväsen“ eindeutiger: Erst brandschatzen, dann Feste feiern. Und so sind Songs wie der Opener „Mina Fäders Hall“, „Vetrarmegin“ oder „Draugen“ flott und zupackend zugleich. Der Titeltrack mit seinem gemächlichen Tempo und den Chören im Hauptthema wiederum klingt wie ein Sonntagsausflug im Langboot (auch eine interessante Vorstellung). Das abschließende Delling mit seinen akustischen Gitarren und dem angenehmen Klargesang von Fronter Erik ist schließlich ein perfekter Rausschmeißer eines ungemein starken Albums: „Nattväsen“ läuft bei mir in Dauerrotation und ist Anwärter auf das Album des Jahres. Danke.

9/10 Punkte (Eckart)

Galerie mit 11 Bildern: Månegarm - Party.San Metal Open Air 2022
24.11.2009

Geschäftsführender Redakteur (stellv. Redaktionsleitung, News-Planung)

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