Turisas
Tourtagebuch (deutsch)
Special
Seit dem 15. März battlen sich TURISAS mit ihren von NORTHER und wechselnden Supports quer über den europäischen Kontinent. Für metal.de verfassen die Jungs (und ihr Akkordeon spielendes Mädchen) ein Tourtagebuch, das Ihr exklusiv bei uns lesen könnt – übrigens in englischer Original- und übersetzter deutscher Version!
15. und 16. März 2008
Heeeyyy Leute, ich melde mich aus dem holländischen Nijmegen, wo unsere gutgelaunte Truppe heute Nachmittag aufgeschlagen ist. Wir spielen heute im Doornroosje, aber leider bietet sich trotz aller Vorfreude auf die Show ein eher trauriges Bild: Es regnet, die meisten TURISAS-Mitglieder und einige Techniker sind krank und obwohl auch ich schon in den letzten vier/fünf Tagen ordentlich gehustet habe und meine Nahtoderfahrungen gerade noch überlebt habe, bin ich mittlerweile wieder einigermaßen fit.
Aber zurück zum Beginn der Tour: Am 1. März ging es im britischen Northampton los. Das hier ist unsere zweite Headliner-Tour durch UK, nachdem wir im September 2007 schon mal dort waren. Damals spielten wir in den größeren Städten – London, Birmingham, Manchester und Glasgow, teilweise waren wir auch im Rahmen der Tour mit LORDI 2006 dort schon aufgetreten sowie während einzelner Shows zwischen 2005-2007. Die diesjährige UK-Tour ging durch dreizehn Städte (Sheffield, Aberdeen, Exeter etc), allesamt etwas kleiner und eher selten im Routing größerer Touren zu finden, dafür waren die Clubs (alle in der Größenordnung von 300-500 Leuten) häufig ausverkauft, die Luft war heiß und stickig und die Fans gingen gut ab – super! Als einzige Überschneidung mit unseren vorherigen Touren spielten wir auch in London, allerdings in einem größeren Laden als zuvor, dem Electric Ballroom in Camden. 900-1000 Leute sorgten dafür, dass es eine geile Party wurde, bei einem so schicken, großen Club aber auch kein großes Problem! Auf dieser Tour spielten wir erstmals mit unseren Landsmännern und ebenfalls bei Century Media gesignten NORTHER zusammen. Das passte natürlich wie die Faust aufs Auge und sowohl auf als auch abseits der Bühne entpuppten sich die Jungs als supernette Kerle und so hatten wir gemeinsam eine tolle Zeit.
Zum Abschluss der UK-Tour spielten wir freitags in Brighton, einem ziemlich bekannten britischen Badeort, der natürlich jetzt im März so kalt und schäbig war wie der Rest des Landes. Trotzdem hatten wir sehr viel Spaß mit der kleinen Kirmes, die in Strandnähe auf einen Pier gebaut ist – die Achterbahnfahrt war auf jeden Fall cool! Die Show fand im Concorde 2 ebenfalls in Strandnähe statt, war nicht schlecht: schöne Aussicht, gute Technik und prima Service (obwohl es allgemein in England immer verdammt lange dauert, bis die Bühne bereit ist). Zu diesem Zeitpunkt waren die meisten Bandmitglieder schon krank, also lagen viele von uns krank im Backstage-Bereich und versorgten sich mit Multivitaminpräparaten und Schmerzmitteln.
Da dies die letzte Show mit dem britischen Support-Act ALESTORM war, wollten wir uns mit ihnen zum Abschied noch einen kleinen Spaß erlauben. Und was gibt es da besseres, als dass sich Männer wie Frauen anziehen? Einer meiner lokalen Freunde besorgte uns ein paar schlüpfrige Klamotten aus einem Second-Hand-Laden, und so zeigten zwei Techniker und ich dann unsere feminine Seite und gaben auf der Bühne während einem der ALESTORM-Songs dann alles. Trotzdem werde ich niemals komplett von Kriegsbemalung auf Lippenstift umsteigen…
Die Show war dank eines verdammt verrückten Publikums wieder wunderbar, und dann ging es zurück aufs europäische Festland. Darüber waren die meisten von uns aber auch ganz froh, denn Sandwiches, Teppiche mit Pilzbefall und kalte Duschen kann man nur bis zu einem gewissen Limit ertragen, wisst ihr was ich meine? Wir feierten unseren Abschied von der Insel, indem wir allen möglichen komischen Scheiß in einer Tankstelle kauften: aufblasbare Dinosaurier-Hammer, Plastik-Stethoskope mit Batteriebetrieb usw. Wir haben scheinbar mit einer Fähre den Kanal überquert, hat aber niemand von uns so richtig mitbekommen, hätte lustig sein können…
In Holland schien dann alles im Lot zu sein: das Wetter war besser, die Sonne schien, der Verkehr war wieder auf der richtigen Seite der Straße…und dann machte der Bus schlapp. Es lag wohl am Getriebe oder so, wir hatten generell viel Ärger mit dem Bus (die beschissene Klimaanlage war angeblich auch der Hauptgrund für die zahlreichen Krankheitsfälle und unser Fahrer sprach nicht einmal Englisch, was in Großbritannien auch ziemlich blöde kommt). Zum Glück schafften wir es gerade noch in die Heimatstadt unsere holländischen Produktionsleiters, so dass wir aufgrund des Transportproblems trotzdem nur wenige Stunden verloren. Irgendwann kam dann ein ganz normaler Reisebus, und so schafften wir die verbleibenden 30 Kilometer zum Club in Haarlem dann doch noch. Es war schon ziemlich spät, als wir dort ankamen und so mussten wir uns dann ziemlich beeilen, doch trotz Erkältung und Fieber arbeiteten die Crew-Leute in Lichtgeschwindigkeit, und so klappte alles noch vor dem Einlass. Trotzdem waren alle ziemlich im Arsch, speziell unsere Dame am Akkordeon, Netta, aber dank des exzellenten Services im Patronaat fühlten wir uns dennoch ganz wohl. Herr Nygard hatte zudem noch Stimmprobleme, aber weil die Show ausverkauft war, konnten wir es niemanden antun, in letzter Minute abzusagen. Doch das Publikum war einfach unglaublich und half uns die Show durchzuziehen, obwohl Netta am Ende aufgeben musste (wir haben die letzten Songs ohne Akkordeon gespielt). Wir waren echt froh, dass das alles noch so gut hingehauen hat, und jeder Einzelne von uns hofft, bis zu unserem Day Off in Hamburg am heutigen Tag die Kraft zu finden, die anstehende Show noch durchzuhalten.
Nun sind wir in Hamburg. Die Dinge schauen gerade nicht allzu gut aus, da die meisten aus unserem Team immer noch krank sind, vor allem Netta. Doch die Venues wirken echt schön und da die anstehende Show auch ausverkauft ist, haben wir gar keine andere Wahl, als weiterzumachen und es irgendwie durchzuziehen. Ich bin nun frühstücken. Kreuzt die Finger für uns und wir sehen und definitiv in ein paar Tagen!
18. März 2008
Wir sind gerade in Hamburg und sitzen im Vorraum vom Veranstaltungsort und draußen ist bereits eine riesige Menge junger, aufgestylter Mädchen. Trotzdem glaube ich nicht, dass alle von ihnen zu unserer Show kommen, da wir heute zur gleichen Zeit mit einer J-Rock Band namens AN CAFÉ spielen. Nie gehört. Was ist eigentlich mit diesen heißen Chicks los, die aussehen wie Männer sobald man sie von nahem sieht? Verdammt verrückt.
Wir haben Holland vor zwei Nächten verlassen. Die Show in Doornroosje war echt cool, am Ende vermisste sogar keiner das Akkordeon. Wie ich euch schon im letzten Update erzählt hatte, war Netta gezwungen ihren Auftritt abzusagen, was dazu führte, dass ich die Akkordeon-Parts mit meiner Violine spielen musste. Das Publikum war super und vergab uns diesen kleinen Schönheitsfehler. Wir hatten noch einen zweite Support-Band, und zwar waren das HEIDEVOLK, eine lokale Folk-/Pagan-Metal- Band. Die hatten auch eine Violine in ihrem Line-Up – hörte sich recht gut an.
Die Probleme mit dem Bus zwangen uns dazu, diesen zu reparieren. Die Klimaanlage war richtig im Arsch und die Temperatur änderte sich jedes Mal um 10° Celsius, wenn der Bus fuhr oder stand. Außerdem waren die Fenster auch nicht wirklich dicht, was scheiße war für die Stimmen von Hanus und Warlord. Zum Glück hatten wir einen freien Tag an dem wir diese Sachen reparieren konnten. Wir stiegen in einem Hotel an der Reeperbahn aus, mit Sachen die wir für einen Tag brauchten. Dann fuhren sie direkt zur Werkstatt und nahmen ihn auseinander. Anscheinend konnte der komplette Bus als ein Fehler betrachtet werden. Die Extrahotelnacht war definitiv keine Katastrophe für die reisenden Bands. Jedenfalls ist es immer ein wenig frustrierend die Taschen rein und raus tragen zu müssen – ich hoffe der Bus ist wieder repariert, wenn wir ihn zurück bekommen.
Der freie Tag kam wie gerufen, so dass diejenigen von uns, die krank waren, sich noch mal in einem guten Bett ausruhen konnten. Für den Rest von uns war es auch eine Gelegenheit, um zum Beispiel die Wäsche mal zu waschen: ein großer Berg Wäsche wartete! Unser Tourmanager kannte eine Wäscherei ganz in der Nähe vom Hotel, so dass alles ganz schnell und einfach vonstatten ging. Nach einigen Versuchen, eine stabile Verbindung mit dem Hotel-Netz zu bekommen, kam ich auch dazu ein bisschen zu schlafen. Am Abend widerfuhr uns noch eine nette Überraschung: Die Jungs von NORTHER gingen über die Reeperbahn spazieren, als sie plötzlich den Manager von NIGHTWISH trafen. Zufällig spielten NIGHTWISH am selben Abend in der Color Line Arena. Da sie sich bereits seit einigen Jahren kennen, versprach uns der Manager nachzuschauen ob noch Platz auf der Gästeliste ist. Ich glaube die Jungs haben ihn nach Plätzen für TURISAS, NORTHER und 15 weitere auf der Liste gefragt, hah! Aber Platz war nur für mich, Netta, Pete, Heikki, Jukkis und seine Freundin auf der Gästeliste. Wir haben nicht einmal irgendwelche Nutten von der Reeperbahn gefragt ob sie mit uns kommen wollen. Ganz schön lahm. Es war ein richtig cooles Konzert, und sogar die Setlist war fast die gleiche, wie bei dem Konzert, das ich im Januar in Helsinkis Ice Hall gesehen hatte. Nach der Show haben wir ein Taxi zurück in die Stadt genommen, um die ”offizielle” After Show Party in der „The Other Place“ Bar (in der Nähe von den Schaufenstern 😉 ) auszuchecken. Es war total leer, aber wir entschieden uns erstmal zu bleiben, um ein Bier zu trinken. Einige von uns zogen noch weiter in eine ziemlich miserable und überteuerte Strip Bar. Am nächsten Morgen fand ich heraus, dass Heikki noch mal in die Bar von der After Show Party zurück gegangen ist und dort bis 8 oder 9 Uhr blieb. Richtig cool, da die Bar eigentlich um 6 Uhr schließt!
Weiter geht es zum nächsten Morgen: Um 11:30 Uhr rief uns die Hotelrezeption an und sagte uns, dass ein Taxi auf uns wartet, um uns zum Veranstaltungsort zu bringen, da die Busgesellschaft es nicht geschafft hat, den Bus noch rechtzeitig zu reparieren. Na ja, es war eigentlich eine ganz relaxte Transportmöglichkeiten, da unser Hotel eh in der Nähe der Venue gelegen war. Ich fühlte mich zwar noch ein wenig müde – ich wünsche mir gerade ich hätte länger geschlafen -, aber ich war wenigstens nicht so kaputt wie die NORTHER-Jungs. Der Nachmittag zog sich elendig hin und alles schien Jahre zu dauern. Wir haben unser Equipment auch erst um vier Uhr Nachmittags an den Club geliefert bekommen. Ich fühlte mich immer noch ein wenig schlecht, aber entschied letztendlich dann doch, etwas Sinnvolles mit mir anzufangen. So machte ich mich auf, um unsere Gesichtsfarbe zu entsorgen und neue zu besorgen, da die alte nicht ganz so reibungslos ihren Dienst verrichtet hat. Die anderen haben sich in der Nacht zuvor leider immer noch nicht ganz erholt und jetzt sind noch unser Merch-Mann und Kride von NORTHER krank geworden! Verdammte Grippe!
Ich glaube der Soundcheck steht jetzt an, weswegen ich mal langsam Richtung Bühne trotten sollte! Morgen werdet ihr dann erfahren, wer den Kampf um die Fans gewonnen hat: Unsere kranke, verschwitzte schwarz-rote Metal-Combo, oder die japanischen Gay-Lords! Also, stay true, bleibt gesund und fangt nur mit Mädels was an, wenn ihr euch wirklich sicher seid. Cheers!
20.3.
Diesmal schreibe ich euch aus unserem Bus, der gerade München verlässt. Ich bin gerade etwas müde, deswegen habe ich mich entschieden erstmal STRATOVARIUS einzulegen. Was kann es Besseres geben, als schleimige und verrückte Geisteskinder…, immerhin reden wir hier von dem genialen Timo Tolkki?! Das Album „Elements Pt.1“ stellt einfach den perfekten “Ich lass mein Gehirn heute aus dem Spiel”-Soundtrack dar.
Aber kommen wir zum Punkt: Wir waren beim letzten Update beim Soundcheck in Hamburg stehen geblieben! Das Marx ist eine höllisch kleine Venue – wir haben denselben Laden als Backstage-Raum auf der letzten ICED EARTH-Tour im Oktober benutzt, wo wir bereits in der Markthalle gespielt haben! Verdammt, es ist echt saukalt dort und die kleinen Mädels wollten offensichtlich wirklich eher zu diesen Japanern, als sich unsere Shows reinzuziehen. Irgendwie fühlten wir uns alle wie das Wetter, wenn nicht sogar noch schlechter. Da wir alle sehr erkältet sind, schmeißen wir uns auch alle möglichen Medikamente rein. (Ich hatte übrigens ein sehr komisches Gefühl eines verzerrten Eigenbildes am selben Tag – ich denke, ich sollte meinen Drogen-Cocktail noch mal überdenken!). Wenigstens machte mich mein einstündiger City-Trip wieder etwas klarer im Kopf.
Als ich wieder zurückkam, war alles immer noch recht hektisch. Wir mussten unser Equipment einladen und dafür durch einen Gang voller Antiquariate laufen, was echt interessant war. Ich wünschte, ich hätte das Geld um in ein paar der gesehene Dinge zu investieren. Ich bin mir sicher, das würde ein sehr schickes Bühnenbild abgeben. Torso-Skulpturen und Gemälde hat man bestimmt schon lange nicht mehr auf einem Metal-Konzert erlebt. Als wir dann endlich mit dem Soundcheck fertig waren, mussten wir uns etwas beeilen, da noch ein Meet & Greet vor der Show anstand. (Korrektur: Ich habe genug von STRATOVARIUS, der Mist geht mir gerade auf die Nerven.) Zum Glück hatte ich noch Zeit für ein Stück Filet und ein paar Kartoffeln. Yam, Yam, Fast Food. Das ganze Happening war ein wenig langweilig, da nicht alle Gewinner aufgetaucht sind. Die, die da waren haben anscheinend bei einem Wettbewerb gewonnen. Hm, ich hab es ehrlich gesagt nicht herausfinden können. Aber egal, die Gewinner waren echt nett und gut drauf. Wir haben noch zusammen ein Foto gemacht, bevor wir uns dann aufgemacht haben einen Teil dieser belanglosen J-Rock-Band anzuschauen. Es war ziemlich ekelerregend, als wir diese kleinen Kerle gesehen haben, die versuchten „kawaii“ und so zu sein – jetzt mal im Ernst, unsere Bühnen-Outfits sind ja wohl schicker als deren! Der traurigste Teil waren aber die Sympathiebekundungen des Publikums. Hab ich schon erwähnt, dass wir mehr weibliche Fans haben wollen?!
Langsam mussten wir uns hinter der Bühne fertig machen, bevor NORTHER mit ihrem Set den Anfang machten. Unsere eigene Show war echt heiß, feucht und verrückt. Das Publikum ist total ausgerastet, von dem Typen in der ersten Reihe mit einem komischen blauen Gnom-Hut, bis zu den bierseeligen Typen, die irgendwas mit „Bier hier“ (oder so ähnlich) anstimmten. Immerhin konnte man auf dieser Basis einen ordentlichen Blast-Beat-Humpa spielen! Mathias hatte immer noch mit seiner Stimme zu kämpfen – Singen ist eine echt schwere Angelegenheit, wenn man selbst beim Reden schon unkontrolliert husten musst – weswegen wir unser Set noch etwas kürzen mussten. Dennoch war die Show das Geld des Publikums in jeder Hinsicht wert und jeder wurde unterhalten!
Nach der Show haben wir einen Journalisten namens Andrash getroffen, der mit uns im Bus bis zu der ersten Schweiz-Show mitfährt. Er hat sich als sehr netter und hilfreicher Typ erwiesen und wird jetzt wahrscheinlich ein paar geschmacklose und enthüllende Geschichten über uns schreiben, haha! Wir hatten solche Gast-Journalisten bereits zweimal auf dieser Tour bei uns: Einmal von dem ersten Tourtag an bis zu zum dritten und einmal einen von unseren London-Auftritt bis zu unserem ersten Holland-Gig. Der erste hat für ein finnisches Metal-Magazin geschrieben, während der letztere für ein finnisches Jugendmagazin geschrieben hat. Das wird sehr interessant aussehen: Ein Haufen von sechs hustenden Wikingern, neben einer Story von Jared Leto. Tja, unser Glamour hat noch nicht ganz Hollywoodniveau. Noch nicht!
Wir sind nach Karlsruhe weitergefahren, wo wir im Substage spielen sollten, einem Keller-Club. Erneut habe ich es geschafft bis vier Uhr zu schlafen, weshalb ich nicht soviel über den Tag erzählen kann. Wir haben was gegessen, gespielt und sind wieder gefahren. Hm, obwohl, ich habe meine Ohrstöpsel verloren, was wirklich sehr ärgerlich ist. Das waren handgefertigte, die man direkt in das Ohr packen konnte und die sogar veränderbare Filter eingebaut hatten. Verdammt, das wird mich 200€ oder mehr kosten, neue zu besorgen. Ich denke, es musste irgendwann passieren; die hatte ich bereits seit fünf Jahren. Naja, es war eh nicht mein bester Tag. Wir haben noch unsere triumphale Performance damit gekrönt, mit einem guten Schluck Wodka mit den Walkie-Talkies unseres Tour-Managers Mist zu bauen. Überraschenderweise wurde es sehr schnell hell, bevor ich überhaupt wieder im Bett lag.
Und wieder wachte ich als Letzter um vier Uhr Nachmittags auf. Irgendwie muss man ja schließlich seine Zeit totschlagen, ich denke, ihr wisst was ich meine. Als ich an der Venue angekommen bin, habe ich nur herausfinden können, dass direkt ein Metal-Hammer-Quiz anstand. Ich hab dann mein Bühnenoutfit zum Trocknen aufgehängt, eben das Festplatten-Programm für meinen Laptop gestartet (das Teil macht echt komische Sachen in letzter Zeit) und habe dann schnell etwas gefrühstückt. In dem Quiz mussten wir gegen NORTHER antreten. Ich hab mit Hanu TURISAS repräsentiert und leider haben wir mit 5 vs 6,5 Punkten gegen NORTHER verloren. Ich bin mir immer noch ziemlich sicher, dass das CANDLEMASS-Album mit „Epicus Doomicus Fungus“ betitelt ist, oder so ähnlich.
Die Show war ganz okay, was meinen etwas grauen Alltag etwas aufhellte. Hmmm, was gab es noch? Ich glaube ich habe das Seiten-Limit erreicht und ich schreib euch ja in zwei Tagen wieder. In der Zwischenzeit versuche ich mich an den Namen von dem einen OBITUARY-Typen zu erinnern. Das waren ein paar echt schwierige Fragen!
23.3.
Yo, yo, yo! Heute sind wir im Berliner Club Kato. Die Tage seit der letzten Ausgabe sind echt schnell vergangen und die verdammte Deadline rückt immer näher, obwohl ich immer noch nichts auf dem Schirm habe. Ich bin gerade nicht der Beste! Gestern Nacht haben wir endlich einen neuen Bus bekommen, der den alten Drecksbus ersetzt hat. Und haben wir einen guten bekommen?! Hmm, ich würde sagen ja. Der Bus hat eine echt gute Klimaanlage, einen separaten Schlaf- und Loungebereich, der durch eine Tür abgetrennt ist, antike Spiegel an der Toilettenwand, Computer, Playstation, computergesteuerte Lichter, einen Whirlpool, einen Hubschrauberlandeplatz, eine Kegelbahn… OK, die letzten Features sind nicht ganz ernst gemeint, aber ihr bekommt einen Eindruck. Natürlich mussten wir das ein wenig feiern. Wir hatten eine gute Wodka-, PRODIGY-, mit einem Schuss finnischen Hip Hop (wirklich!) getränkte Party. Jukkis hat uns sogar noch ein paar coole neue WINTERSUN-Demos vorgespielt. Hach, ich wünschte ihr hättet das hören können. Alles war super und es wurde wieder einmal sehr schnell hell. Ich wachte erneut erst gegen drei Uhr auf. Hier ein kleiner Rückblick der letzten paar Tage:
München. Oh ja, das Quiz. Ich kann mich immer noch nicht an den Namen des OBITUARY-Typen erinnern (es muss Allen West sein, ich habe gerade noch im Internet nachgeschaut). Mathias und Jukkis haben das Backstage-Publikum unterhalten, in dem sie ein Kabarett vorgeführt haben… Die Show selbst war wirklich gut und wir hatten endlich mal wieder eine vernünftige Bühne. Der Monitor-Typ hat es etwas mit der Nebelmaschine übertrieben und es schien, als würde sein Leben davon abhängen. Ich konnte noch nicht mal mehr Mathias auf meiner linken Seite sehen, ganz zu schweigen von Jussi auf der anderen Seite der Bühne. Es war ein echt nettes Publikum, es war zwar nicht ganz voll, aber immer noch eine ansehnliche lebendige Masse von menschlichem Fleisch. Nicht so spektakulär. Mal so ganz nebenbei: Es ist echt witzig, wie man sich zum Teil an gar keine Details einer Show mehr erinnern kann. Ich meine, wir spielen eigentlich immer fixe Sets, bei denen sich nicht viel ändert und wenn, dann nur minimal die Zugaben, deswegen ist das recht natürlich. Trotzdem machen die Shows eher den Eindruck, als würden wir ein gigantisches “TURISAS European Tour 2008”-Set spielen, als einzelne Songs. Somit kann ich euch nicht wirklich etwas Magisches über unsere Shows berichten… Egal, wir haben unsere Sachen gepackt und natürlich habe ich wieder etwas im Club vergessen. Es waren zwar nur Geigen-Saiten, aber dennoch ist das etwas ärgerlich. Ich werde langsam aber sicher etwas zu nachlässig. Verdammte Routine, ich sollte die ganze Zeit alarmiert sein. Ich habe mir dann noch was vom Burger King besorgt, ein wenig Mist erzählt und bin dann ins Bett gegangen.
Am nächsten Tag waren wir in Winterthur, Schweiz. Ich kann mich noch daran erinnern mit DAR vor drei Jahren dort gewesen zu sein, aber ich kann mich echt gar nicht an die Venue erinnern. Ich hatte auch keine große Lust im Internet groß zu recherchieren. Diesmal waren wir im Salzhaus. Die Bühne war niedrig und wie eine Gaußsche Glocke geformt (ihr kümmert euch um das Rechnen), so dass uns das Publikum umkreiste und Warlord und Netta in der Mitte standen – echt witzig. Ich habe noch ein Interview für eine kleine Tageszeitung gegeben. Wir haben sogar sehr leckeres, fast schon hausgemachtes Essen bekommen, eine nette Abwechslung, die gar nicht mit dem britischen Sandwich-Horror zu vergleichen ist. Ich habe noch ein paar witzige Fotos mit einem Elvis und der Marilyn in Originalgröße gemacht. Die Show war super intensiv und der Club war trotz einer Kapazität von 700 Leuten fast ausverkauft. Ein Haufen betrunkener Schweizer Fans ist vor unseren Füßen steil gegangen und auf die nebenstehenden Landsmänner- und Frauen gekracht. Wir waren richtig aufgeputscht und haben unsere Setlist sogar noch um einen Song erweitert, obwohl wir die Setlist kürzer geplant haben, um die Stimme vom Warlord zu schonen. Eine exzellente Show und exzellente Crowd.
Nach dem Auftritt kam dann mal wieder der Spaß-Teil auf uns: Ihr könnt euch wahrscheinlich vorstellen, dass es nicht gerade einfach ist die ganze Kriegsfarbe und die Kostüme abzubekommen. Allein aus diesem Grund schätzen wir immer wieder die Gelegenheit uns zu duschen – nur leider nicht in Salzhausen. Wir mussten erst in ein Hostel fahren, um dann festzustellen, dass nur für zwei Leute warmes Wasser da war – ein wahrhaft verzwicktes und frustrierendes Problem. Das würde uns in Skandinavien nicht so oft passieren. Nachdem jeder aufgehört hatte über die Umstände zu fluchen, sind wir wieder zurück nach Deutschland gefahren, haben was getrunken und uns die letzte SENTENCED-DVD angeschaut und echte Männer-Tränen geweint. Andrash, der Journalist, der den Bus in Stuttgart verlassen hat, fiel unglücklicherweise in den Schlaf kurz bevor wir Halt gemacht haben. Sorry für die komischen Symbole auf deiner Stirn!
Der nächste Tag brachte uns nach Bochum, Deutschland. Ich bin mal wieder viel zu spät aufgewacht. Die Tage sind so wenigstens etwas kürzer… Egal, heute erwarten wir viele Leute von unserem Label; unsere Gästeliste liegt bei 40-50 Leuten. Die Matrix war ein echt cooler Platz. Sehr gutes Catering übrigens und liebe Grüße an unsere liebe Betreuerin. Die Show war natürlich auch cool, der ganz normale Wahnsinn. Nette Leute und eine echt schöne Venue- aber mir ist mein G-String gerissen. Ich meine damit nicht die Unterwäsche, viel mehr die Saite meiner Violine. Es ist am Ende von “To Holmgard“ passiert. Wir haben es aber geschafft in der kurzen Pause vor dem nächsten Song die Saite zu wechseln. Das Traurige an der Sache war aber, dass mir unser Stage-Hand anstatt einer G-Saite eine D-Saite gegeben hat – ich muss es wohl etwas unverständlich ausgesprochen haben. Wir haben dann erneut die Saite gewechselt und etwas den Einsatz verpasst, aber ich war wieder pünktlich zu meinem Part in “Cursed Be Iron“ verfügbar. Und wie bereits erwähnt, haben wir auch endlich einen neuen Bus bekommen – wohoo!
Über Berlin und betrunkene Frontmänner lest ihr in unserer nächsten Ausgabe: Also, bleibt gespannt Leute!
25.3.
Wien, Backstage im Planet Music. Im Moment im spielt die zweite Supportband und ich habe gerade eigentlich gar nicht so große Lust dieses Tourtagebuch zu schreiben. Hm, obwohl ich fühle mich nicht so beschissen wie Jussi. Die, die unsere heutige Show sehen, sollten ein wenig Respekt gegenüber Jussi zeigen, der die Show heute ohne Murren durchzieht. Er beschwert sich eigentlich nie, aber heute ist es echt hart für ihn.
Ok, kommen wir zu Berlin: Ich war die vorherige Nacht etwas betrunken und hatte deshalb keine Zeit für Sightseeing und so ein Zeug. Ich bin aufgewacht, habe mir Kaffee gemacht (yeah- kein Instant-Scheiß) und habe angefangen meine Violine zu putzen (vor dem Soundcheck). Ihr merkt bereits, in einer Battle Metal-Band zu spielen ist doch etwas anderes als in einem Symphonie-Orchester zu spielen. Als erstes fällt auf, das wir keine coolen schwarze Anzüge tragen dürfen, sondern in stinkenden Fellen als barbarische Krieger rumrennen dürfen. Als zweites fällt auf, das man viel leichter mit falsch gespielten Noten davonkommt in einer Metalband (was aber nicht wirklich zu empfehlen ist). Drittens, mögen es die Frauen, wenn du etwas mehr Haut zeigst. Wirklich! Viertens, leidet unser Equipment sehr stark unter dem Schmutz, der Hitze und der Feuchtigkeit, weshalb es immer wieder wichtig ist die Instrumente sauber zu machen, damit die Show weitergehen kann. Ich habe herausgefunden das eine Mixtur aus chirurgischer Präzision und Wasser eine echt gute Lösung darstellt um die ganze Farbe und das Geigenharz, dass die Saiten festigt, abzubekommen. Leider habe ich bislang keinen Violinen-Spezialisten für mich alleine, und da das Instrument sich ja etwas von den anderen Standard Gitarren und Bässen unterscheidet, habe ich mich dazu entschlossen mich selbst darum zu kümmern, als jemand anderem zu trauen. Natürlich nimmt das die Zeit in Anspruch, die sonst für das Zigaretten rauchen, dass chatten und viele andere Dinge draufgehen würde, aber es ist ein guter Weg um sein Instrument außerhalb der Live-Shows in die Finger zu bekommen. Warlord hat sich mit ein paar Geschäftsleuten getroffen und es standen noch ein paar Interviews auf dem Programm. Ich habe mich um zwei gekümmert, während Jussi ein anderes übernommen hat. Danach gab es noch Pizza (meine sah nach einem Haufen Käse aus, der mit Hausgarten-Kräutern gemixt war – Rucola ist super!) und wir haben noch ein kleines Meet’n’Greet in der Bar der Venue gemacht. Nette Leute!
Wir haben bereits auf unserer letzten Tour mit Iced Earth im Oktober einige Eindrücke über das Publikum in Berlin gesammelt und ihre berühmte Verrücktheit, und ihren Drang nach „Interaktion“ verspürt. Ich glaube die Leute haben so eine große Auswahl an Konzerten, dass sie gar nicht mehr aufgeregt sein können, wenn jemand mal wieder in der Stadt spielt. Jedenfalls dachten wir so, denn die Venue war richtig voll und das Publikum stellte sich als eines der besten in ganz Deutschland heraus! Was für eine Überraschung! Unser Tourmanager meinte das er im Kato noch nie so viele Leute gesehen hat, die sogar die Musik mochten… nun, glaubt es uns oder nicht, aber es fühlte sich echt gut an. Wir Finnen sind eigentlich nicht so einfach zu beeindrucken, haha. Ich denke, wir müssen bei Gelegenheit noch einmal in Berlin spielen, um zu sehen ob die Leute uns wirklich so schätzen. Nach der Show wanderten ein paar der Jungs in nahe gelegene Sauna und der Rest ist direkt zu dem Columbia Club gelaufen, wo wir geparkt haben. Die Nacht nahm annähernd den selben Verlauf wie gestern an. Diesmal hat unser Drummer Tude den Bartender gespielt und uns seine Methode erklärt, wie man Wodka-Drinks am besten mixt (leider muss das geheim bleiben, sorry!). Um sechs Uhr morgens habe ich dann aufgegeben und habe zwei Mitglieder von TURISAS und NORTHER unten gelassen. Als ich am späten Nachmittag aufgewacht bin, sind die anderen erst ins Bett gegangen und einer hat sogar draußen geschlafen. Es ist März, also wirklich! Der berühmt-berüchtigte Typ hat nicht aufgegeben und blieb relativ wach im Verlauf des restlichen Tages. Wir haben den Tag damit verbracht etwas zu faulenzen, da die Shops wegen Ostern noch alle zu hatten. Den Großteil der Zeit verbrachten wir im Netz des Clubs, in dem wir gestern gespielt haben und haben uns in einem angemieteten Hotelzimmer geduscht. Eigentlich wollte ich auch noch etwas Wäsche waschen, aber leider konnte ich mich nicht dazu auf raufen den Bus zu verlassen. Am Abend sind wir noch Sushi essen gegangen, da unser Producer Hans ein gutes Restaurant kannte, dass Sumo hieß und in der Bergmannstrasse liegt. Letztendlich war sogar die Wäscherei geschlossen und die Straßen, an denen wir vorbei gelaufen sind, waren echt leer. Echt zu schade, aber immerhin sind wir nicht vollkommen umsonst mit unseren dreckigen Klamotten durch Berlin gelaufen. Das Restaurant war super, günstige Preise und eine großartige Atmosphäre. Wir haben noch ein wenig Sake getrunken, tolles Essen gegessen und ein paar Trinker der vergangen Nacht sind sogar auf dem Klo (vor dem Essen) eingeschlafen. Wir haben sogar einen kleinen Stop-Motion-Film über unsere neu gemachten Sake-Figuren gemacht – die epische Geschichte dreht sich um einen Sake-Geist der drei mächtige Tassen austrinkt, weil seine anderen beiden Sake-Freunde weg sind. Echt cool! Wir haben die Nacht dann mit eine wenig Fernsehen abgeschlossen. Unter anderem haben wir eine finnische Comedy-Serie namens “Kummeli“ und Yngwie Malmsteens Konzert aus Japan im Jahre 1985 angeschaut. Des weiteren haben wir noch 16 Blocks mit Bruce Willis und Königreich des Himmels mit Orlando Bloom gesehen. Wie eindimensional der Typ und der Film sind… und so sah unser Day-Off aus.
25.3.
Grüße aus Bratislava… Heute ärgert uns nicht der Internet-Dämon und wir haben sehr wahrscheinlich keinen ruhigen und guten Backstage-Raum, weswegen ich direkt im Bus mit dem Schreiben des Tagebuches anfange. Es ist ganz schön laut hier und das Publikum ist direkt hinter den Vorhängen (es ist wahrscheinlich die osteuropäische Art einen privaten, von einem öffentlichen Raum zu trennen – wir hatten da bereits in Tschechien erlebt). Wir habe gerade ein schweres Kicker-Spiel zwischen TURISAS und NORTHER hinter uns gebracht und… hm, heute ist schönes Wetter. Ach, scheiß drauf, ich war noch nie gut im Fußball. Kride spielt gerade auf seinem Mini-Amp und die Musik ist echt sehr laut aufgedreht in der Bar. Es ist echt schwer seine Gedanken zu sammeln, aber ich will es dennoch versuchen!
Wien. Wir haben erneut die Grenze bei Nacht passiert und unser Tourmanager hat wieder jeden nach seinem Reisepass gefragt. Fast jeden, den unser Frontmann hat aufgrund seiner Day-Off-Aktivitäten noch so fest geschlafen, dass sich keiner anmaßen wollte in aufzuwecken. Ich glaube er hat jetzt jede Grenze passiert, ohne einmal seinen Reisepass zeigen zu müssen. Ich bin aufgewacht, als wir bereits direkt vor der Venue standen, aber ich war überrascht das es noch so früh war. Nur ich und Tude waren von TURISAS wach. Tude musste aber eh so früh aufstehen, da er das Schlagzeug so früh wie möglich im Club aufbauen sollte, sobald wir auf die Bühne durften. Es ist eigentlich etwas ungerecht, aber er scheint sich damit abzufinden, da er so wenigstens einen etwas geregelten Tagesablauf erhält. Eigentlich gar nicht mal so schlecht: Keine Routine zu haben, ist das eigentlich schlimme und zeitfressende an einer Tour. Wenn man zu einer bestimmten Uhrzeit aufstehen muss, geht man auch zu einer bestimmten Uhrzeit ins Bett (ich versuche immer acht stunden zu schlafen). Wenn das ultimative Limit zum aufstehen bei 4/5 Uhr Nachmittags liegt, kann man ganz einfach um 5/6 Uhr morgens in Bett gehen und immer noch genug Schlaf bekommen. Andererseits verliert man so wertvolle Arbeitszeit am Nachmittag. Zu schade, ich hatte mir so viel vorgenommen zu schaffen während dieser Tour und ich habe bisher viel zu wenig gemacht bis jetzt. Die letzte Woche war echt zu stressig. Das ist übrigens das überraschende: jedes Mal wenn wir auf Tour gehen, sind die ersten Tage richtig lang, aber nach einer bestimmten Anzahl an Shows kommt die Routine ins Spiel und bevor man sich versieht, ist man bereits seit 3-4 Wochen auf Tour. Das passiert immer! Verwirrend.
Ok, so viel zu dem Wunder des schlechten Abstimmens und der falschen Einschätzung der eigenen Zeit. So, wir sind heute in Wien. Ich habe die Venue immer sehr gemocht, auch wenn es eine echt kleine Venue ist und es echt hart ist dauernd die Sachen ein- und auszuladen, da der Club im Keller gelegen ist und man alles dahin befördern muss. Übrigens gibt es auch einen Hund auf der Bühne (gehört wohl zum Monitor-Typen denke ich), der echt nervig sein kann, wenn man allergisch auf Hundehaare ist. Ich bin es nicht, weshalb ich es okay finde. Die Dusche ist auch für den Arsch, ich hatte noch keine komplette, normale, warme Dusche dort. Entweder ist das warme Wasser in der Mitte weg, oder es ist von Anfang gar nicht da. Das Essen ist aber ziemlich gut und das Equipment ist ebenfalls qualitativ gut, weswegen ich dann doch glücklich war. Das Wetter war echt schlecht und ich hatte keine Lust mir die Stadt anzuschauen, aus irgendeinem Grund habe ich ständig so ein „kaltes“ Gefühl, wenn ich an Wien denke, bezogen auf die Temperatur und die Atmosphäre. Ich denke, die Tatsache, dass wir im Februar, Oktober und nun im März da waren und immer bei Nacht angereist sind, unterstreicht dieses Gefühl ein wenig.
Der Gig hat echt Spaß gemacht. Es war zwar nicht ganz ausverkauft, aber die Atmosphäre war grandios. Da war auch diese Xenia-Frau, die unbedingt auf die Bühne während unsere Sets wollte, aber es hat letztendlich nicht geklappt. Sie wollte nur mit ihrem Schwert posen, oder so was in der Art. Nett. Wie ich euch bereits einmal erzählt habe, wurde Jussi immer kranker und ist deswegen als erstes duschen gegangen und danach direkt in den Bus eingestiegen. Der Rest von uns hatte mit dem unerträglichen, kalten Wasser zu kämpfen. Manche aus der Band haben teilweise gewartet, bis das Wasser wieder warm war (die haben bis teilweise 2 Uhr morgens gewartet, was wahrscheinlich an dem kaputten Boiler lag).
Am nächsten Tag sind wir in Bratislava angekommen. Das war für uns das erste Mal, dass wir in Slowenien spielen sollten. Ziemlich cool. Ich hatte nachher noch ein wenig Zeit um ein wenig die Stadt zu besichtigen. Ich dachte erst ich wäre spät dran, weil ich mich ein wenig verlaufen habe, aber der lokale Techniker hat immer noch das Schlagzeug und die Mikrofone platziert – ganz schön langsam. Jussi ging es wirklich schlecht heute und er ist erstmal zum Doktor gegangen. Der Typ konnte nicht wirklich Englisch sprechen, aber er hat es dann doch geschafft ein paar Tests und Diagnosen zu machen, er hat auch Röntgen-Bilder gemacht. Der Arzt meinte es handelt sich um eine Lungenerkrankung, eventuell sogar um eine Lungenentzündung. Vielleicht war es nur ein Mangel an Sprachkenntnissen, aber der Doktor hat ihm gesagt: „Ich hoffe sie sterben nicht.“. Hmmm, Jussi hat ein Rezept für ein Antibiotikum erhalten, aber natürlich werden diese nicht sofort wirken. Er ist die ganze Zeit müde und echt neben der Spur. Wir wissen immer noch was wir mit der Show machen sollen. Aber wir wollen die Show selbstverständlich nicht canceln (gerade weil ein Mitglied so krank ist). Wir werden es sehen. Ohne einen Gitarristen wird es unmöglich sein zu spielen und ein Typ in ziviler Kleidung auf einem Barhocker ist nicht wirklich überzeugend für eine Band wie uns, die gerade für ihre energischen Live-Shows bekannt ist. Egal, jetzt ist es erstmal Zeit fürs Essen (irgendwas mit Hünchen und Pommes). Ich sage euch in der nächsten Ausgabe Bescheid wie es Jussi geht.
28.3.
Hey ho! Gerade sind wir auf dem Ragnarök-Festival. Das ist ein echt komischer Platz hier. Wir waren bereits 2006 einmal hier und haben eine coole Show abgezogen und eine beschissene Reaktion vom Publikum erhalten. Es war aber nicht ganz unsere Show, wirklich…mehr darüber später, vielleicht. Aber nun folgen Bratislava und Prag:
Ok, unser erster Gig in Slowenien war etwas getrübt durch die Krankheit von Jussi, dem es sehr schlecht ging und vielleicht sogar in Todesgefahr schwebte. Nicht wirklich cool. Wir haben uns die verschiedenen Optionen angeschaut: Wir hatten die Wahl die Show abzusagen (was wir auf gar keinen Fall tun wollten), Jussi in Zivilkleidung und auf einem Hocker spielen zu lassen (eher uncool), ohne Gitarristen zu spielen (unmöglich) oder Kride/Pete von NORTHER einspringen zu lassen (möglich, aber nicht in der kurzen Zeit). Wir haben uns letzten Endes dafür entschieden das Jussi seine Parts vom Backstage aus spielt, da er einen Funkempfänger besitzt. Wir haben als Hilfe einen kleinen Monitor aufgestellt. Ich kann mir vorstellen, dass so was komisch klingt, aber es war die beste Lösung mit der wir um die Ecke kommen konnten. So musste er sich nicht umziehen und seine nassen Felle tragen, was bei uns sehr anstrengend auf der Bühne ist. Unser Tourmanager hat dann alle nötigen Arrangements für ihn eingerichtet. Er war zwar etwas abwesend, aber überzeugt davon für seine Aufgabe bereit zu sein. Ihr könnt eich gar nicht vorstellen wie viel Respekt ich vor Jussi habe: Er beschwert sich wirklich nie über etwas und macht wirklich alles mit, obwohl er wirklich sehr, sehr krank ist. Natürlich waren wir ziemlich aufgeregt vor dem Gig, vor allem weil es eine ganz neue Situation für uns war, wenn man das Bühnen-Setup betrachtet. (weniger Leute und andere Positionen)
Alles ging ziemlich langsam von statten in der Venue: Der Soundcheck dauerte Jahre und NORTHER mussten ihren machen, als bereits die ersten Leute den Club betraten. Darüber hinaus gab es zwei separate Backstage-Räume. Der eine war etwas weiter weg und hatte Duschen, während der andere sehr klein war und direkt neben der Bühne war. Da wir nicht verkleidet durch die Massen laufen wollten, haben wir uns in dem kleinen Raum an- und ausgezogen, um dann in dem anderen zu duschen (zwischen den beiden Räumen war die Bar).
Die Show selbst war wieder wie gewohnt: Die Slowenier sind total ausgerastet und waren sehr energisch – so wie wir es wollten!. Wir haben die Situation versucht zu erklären, dass unser Gitarrist nicht da ist. Das Publikum reagierte wirklich wohlwollend. Jetzt mal ernsthaft, es ist schon komisch eine Band live zu sehen, ohne einen Gitarristen zu sehen (eigentlich beschreibe ich gerade KORN). Warlord hat Jussi darum gebeten auf die Bühne zu kommen und das Publikum hat ihm noch mal einen massiven Extra-Applaus spendiert.
Die After-Show-Party ist wie immer gelaufen: Ich bin wieder viel zu lange wach geblieben, habe die ganze Zeit Musik gehört und Mist erzählt. As wir in Prag angekommen sind, bin ich mal wieder sehr spät aufgestanden (ich habe mich ein wenig verkatert gefühlt). Wir sind direkt am Rock Cafe gehalten, dem Club wo wir heute Abend spielen sollten. Der Load-In war schon fertig (Sorry Leute!). Das waren echt mörderisch viele Stufen und alles war sehr knapp kalkuliert. Wir hatten viel zu wenige Mikrofone und Equipment. Aber als wir endlich Internet nach einem Off-Day ohne Internet hatten, war jeder wieder glücklich darüber online gehen zu können. Ich habe mir erst einmal paar Bücher aus Finnland verlängert, die eigentlich heute zurück gebracht hätten sollen. Ach ja, die Wunder des Netzes. Ich habe auch noch ein Interview für ein Webzine gemacht, was normalerweise eigentlich Mathias macht, aber es eigentlich ziemlich normal geworden, dass wir uns die Arbeit und die Verantwortung teilen. Wie auch immer, nach langer Wartezeit konnten wir endlich wieder unsere Stage-Power entfalten, die zuvor etwas verloren ging. Wir konnten noch einen schnellen Soundcheck machen, obwohl schon längst über der Zeit lagen, da der Einlass um 18:30 war und wir bereits 18:40 hatten. NORTHER hatten gar keine Zeit, wann sie auftreten sollten und die lokale Support-Band sollte, obwohl sie ihr Equipment noch nicht aufgebaut bereits um 19 Uhr spielen hat. Es gab nur einen Weg zum Backstage, der über die Bühne führte. Wir mussten also sehr früh dahin gehen. Ich hab es noch gerade so geschafft mit ein wenig Pizza von dem Abendessen zu schnappen, bevor ich in den Backstage-Raum eilen musste, um auf unseren Auftritt zu warten.Die Situation von Jussi war immer noch die Gleiche: Er war ziemlich krank, aber die Antibiotika fingen langsam an zu wirken. Es war ein wenig doof, dass der Backstage-Raum so klein war, so mussten wir in mit einem Monitor von der Bühen aus verkabeln und in auf einen Koffer setzten. Die Bühne an sich war ganz ok, aber die Lichter strahlten einem genau in die Augen, so dass man gar nichts mehr sehen konnte. Das Publikum war ebenfalls etwas statisch. Es fühlte sich ein wenig so an, als würde man hinter einer Glassscheibe nackt sitzen. Für mich persönlich war die Show etwas schlechter als die Nacht zuvor, die Bühnenpositionen zu tauschen war ein komisches Gefühl und nicht wirklich komfortabel. Das führte auch dazu, dass ich etwas orientierungslos auf der Bühne herumstolperte. Jussi spielte ganz gut. Nach dem Konzert gab es noch ein wenig Party und wir tranken noch was. Der Bus-Trip zurück nach Deutschland lief ab wie immer.
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