End Of Green
"Dead End Dreaming" Listening Session
Special
Ende Mai hatten END OF GREEN zur Listening Session ihres neuen Werks „Dead End Dreaming“ in die schöne Chapel zu Göppingen geladen, wo die Vertreter der einschlägigen Fachmagazine zum ersten Mal ein Ohr auf die brandneuen Songs werfen durften. Von den gehegten Erwartungen und der Spannung im Vorfeld zu behaupten, sie seien „hoch“ gewesen, wäre angesichts der Qualität des letzten Outputs der fünf Schwaben untertrieben gewesen. Nichts anderes als einen Killer haben END OF GREEN abzuliefern! Aber wie ist das mit Erwartungen? Man würde sie nicht hegen, wenn man nicht irgendwo dran glauben würde. Der Rahmen für den Event war mit der stilvollen Chapel schon sehr feierlich gewählt, und auch die Anmoderierung der Songs durch Gitarrist und Rastamähne Setzer verlieh dem Ganzen eine andächtige Stimmung. Wie ein Priester trat er vor die versammelten Journalisten und führte in das ein, was da kommen sollte. Und das wollen wir Euch nicht vorenthalten, sondern Euch direkt an unseren ersten Eindrücken vom neuen Material teilhaben lassen.
01. No Coming Home
Eröffnet wird das Album mit einem eingängigen, ziemlich flotten Rocker, der besonders durch Hubers unglaublich tiefe Stimme sehr angenehm auffällt, die von ebenso tief gestimmten Gitarren begleitet wird. Vor dem inneren Auge erscheinen einem TYPE O NEGATIVE und THE 69 EYES. Verdammt starker Song, einen besseren Einstieg hätte man kaum wählen können!
02. Dead End Hero
Außer vielleicht Song Nummer 2, der mit seinem eingängigen Ohrwurm-Chorus und seiner Heaviness in dieselbe Kerbe schlägt wie der Opener. Gesanglich gestaltet sich „Dead End Hero“ etwas variabler, die Melodien fallen mehr auf, trotzdem statten END OF GREEN den Track mit ganz schön Schmackes aus. Dem Hitpotenzial des Songs wird auch durch die Produktion eines Videoclips Rechnung getragen, der den lahmen Formaten der gängigen Musikkanäle Beine machen soll.
03. Speed My Drug
Gleich der dritte Song in Folge, der ganz schön flott auf einen zukommt! „Speed My Drug“ zeichnet sich durch eine schöne Laut-/Leise-Dynamik aus, die einerseits während der Strophe viel Gewicht auf die halbakustische Gitarre legt, im Chorus dann aber voll instrumentiert zur Sache kommt.
04. Cure My Pain
Da hätten wir ihn doch! Den ersten END OF GREEN typischen Doomster! Deutlich langsamer als die ersten drei Tracks gibt sich „Cure My Pain“ schleppend und melancholisch, was besonders durch die simpel aber dennoch fett arrangierten Strukturen und den klagenden Gesang transportiert wird.
05. Weakness
Ganz entgegen des Titels lässt sich auch bei diesem Song keine Schwäche ausmachen! Der Bass spielt in diesem groovenden Midtempo-Track eine wichtige Rolle, wird jedoch immer wieder von der Gitarre quasi durchbrochen und konterkarierend akzentuiert.
06. Sad Song
„Sad Song“ gibt sich nicht ganz so traurig, wie der Titel suggerieren mag, sondern lässt trotz allem eine gewisse Hoffnung durchschimmern… Als Vorbild könnte hier KATATONIAs „Last Fair Deal Gone Down“ Pate gestanden haben. Besonders der triste Anfang, bei dem jeweils für zwei Takte alternierende Akkorde gehalten werden, legen diesen Vergleich nahe. „Sad Song“ ist ein langsamer Song, in dem eine unverzerrte Gitarre eine zerbrechliche Melodie spielt, immer unterfüttert vom pumpenden Bass, der praktisch ihr Fundament bildet.
07. So Many Voices
Wieder etwas schneller geht es bei „So Many Voices“ zu, das im oberen Midtempo-Bereich angesiedelt ist. Der Titel wird im mehrstimmigen Chorus aufgegriffen, der durch seine häufige Wiederholung eine nahezu hypnotisierende Wirkung entfaltet.
08. Sickone
Ein weiterer Titel, bei dem END OF GREEN beweisen (müssen sie das eigentlich noch?), dass sie sowohl das Spiel mit den leisen als auch mit den lauten Tönen beherrschen, und es verstehen, enorm viel zwischen diese beiden Extremen zu packen. Die Strophe von „Sickone“ wird praktisch nur von Hubers unverwechselbarer Stimme getragen. Die volle Instrumentierung stößt erst für Bridge und Chorus hinzu und sorgt so für einen intensiven Höhepunkt!
09. Farewell Song
Ein Song, der sehr auf Rhythmus baut und damit den reduzierten Melodieanteil während der Strophe kompensiert. Als überraschendes Moment bauen END OF GREEN ein atmosphärisches Break ein, das einem einmal mehr KATATONIA vors innere Auge ruft.
10. She’s Wild
Und katatonisch geht es weiter! „She’s Wild“ hat starke „Discouraged Ones“ Bezüge und wird durch eine monotone Gitarrenmelodie eröffnet, die sich durch den gesamten Song zieht, häufig von den anderen Instrumenten versteckt wird und immer wieder für intensive wiederkehrende Momente sorgt. „She’s Wild“ ist sehr melancholisch und bedrückt vor allem durch die Tristesse, die die Gitarren aushauchen und natürlich durch Hubers verzweifelten Gesang.
11. Drink Myself To Sleep
Ist dieser Titel programmatisch? Waren in den beiden vorangehenden Songs KATATONIA deutliche Referenz, wird in „Drink Myself To Sleep“ eine Atmosphäre offenbar, wie sie für TIAMATs „A Deeper Kind Of Slumber“ prägend war. Der Song mit dem fatalistischen Text präsentiert sich in zügigem Midtempo und findet seinen dramatischen Höhepunkt in einem ruhigen Break.
12. All About Nothing
Den Abschluss für dieses durchweg starke Album bildet noch einmal ein langsamer Doomster, der mit seiner getragenen Atmosphäre, der tiefen, elegischen Stimme und den wichtigen tiefen Gitarren gern an TYPE O NEGATIVE erinnert. Gegen später löst sich die Stimmung in einem erneuten, jedoch gänzlich andersgearteten KATATONIA Verweis auf. Wenn Huber das Klangspektrum seiner Stimmbänder präsentiert und der Song „Day“-ähnliche Züge annimmt, fällt der Rezensent auf seine Knie und erlebt das atmosphärische Ende wie in Trance. Groß!
Man kann mit Fug und Recht behaupten, dass „Dead End Dreaming“ der erhoffte Killer geworden ist! Zumindest ließ sich auf den ersten Eindruck kein einziger schwacher Song ausmachen. Gekonnt betten END OF GREEN Referenzen zu anderen erwähnten Größen der düster-melancholischen Zunft in ihren Sound ein, lassen jedoch zu keiner Sekunde einen Zweifel daran aufkeimen, dass es sich hier um END OF GREEN handelt. Mit diesem Album tun sie sicher nicht nur den Fans einen Gefallen, sondern machen mit Sicherheit auch einen großen Schritt in die richtige Richtung und zu mehr (verdienter!) Aufmerksamkeit. „Dead End Dreaming“ erscheint am 22. August auf Silverdust. Bis dahin heißt es ungeduldig Fingernägel kauen und sich auf dieses heiße Eisen freuen! Die Band wird in den kommenden Wochen noch einige Auftritte absolvieren, bei denen sicher schon der eine oder andere neue Song seinen Weg in die Setlist finden wird, und u.a. auf dem diesjährigen Summer Breeze als Co-Headliner zu bewundern sein.
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