Grave Digger
Das beste Grave Digger Album seit Tunes Of War!?
Special
Gerade mal ein Jahr nach dem überaus erfolgreichen Konzeptalbum „Rheingold“ melden sich die Totengräber wieder zurück und präsentieren der Fangemeinde mit „The Last Supper“ einen weitern Geniestreich und zugleich deftigen Nachschlag. Vorab sein noch zu erwähnen, dass es sich seit langer Zeit nicht um ein Konzeptalbum handelt. Allerdings hat man sich einem Thema angenommen, das Chris Boltendahl schon geraume Zeit versucht musikalisch zu verwirklichen, ließ Drummer Stefan in gemütlicher Runde mit Gitarrist Manni durchscheinen. Aber der Reihe nach. Treffpunkt für die Pre-Listening-Session war die gemütliche Schenke mit dem rustikalen Namen „Bürgerstüble“, nahe der Firmenzentrale des schwäbischen Labels der Band. Angesichts des Titels der neuen Scheibe ein gelungener Ort für einen ersten Höreindruck des Albums der letzten deutschen Ritter. Wie gespannt die Metalwelt auf ein neues Album der Mannen um „Chris Boltendahl“ wartet, ließ sich an der zahlreich versammelten Schreiberschaft festmachen, die aus ganz Europa für dieses Ereignis angereist war. Allen voran ein merklich verschnupfter „Andreas Schöwe“, der den Abend mit einer heißen Zitrone eröffnete. Auch die Tafel war thematisch an den Titel des Albums angelehnt. So gab es zu Beginn geräucherten Fisch und ungesäuertes Brot, dazu einen Kelch Wein – oder auch zwei. Soweit so gut, langsam stieg auch die Vorfreude auf ein Album, das so manche Überraschungsmomente bieten sollte und sich wieder daran orientieren sollte, was „Grave Digger“ einst zu dem gemacht haben, was sie heute sind – zur Speerspitze der deutschen Teutonen-Heavy-Metal Bewegung. Allerhöchste Zeit das letzte Abendmahl aufzutischen. Dazu fehlte allerdings noch eine wichtige Sache – „Grave Digger“ selbst, denn die Jungs standen noch im Stau und hatten sich dadurch etwas verspätet. Kurz darauf stapfte allerdings ein bestens gelaunter „Chris Boltendahl“ durch die Tür, im Schlepptau seine 4 Mitstreiter. Das war dann auch der Startschuss für eine powermetallische Vollbedienung, die deutlich hörbar in der Rüstung von „Grave Digger“ auf die gespannt lauschende Hörerschaft einprasselte. Here we go!
Passion
Sphärisches Intro, etwas im „Herr der Ringe“ Stil. Führt nahtlos in „The Last Supper“.
The Last Supper
Gleich der Opener und Titelstück der Scheibe, lässt etwas Verwirrung aufkommen. Allerdings keineswegs im negativen Sinne, denn „Grave Digger“ schlagen nicht wie gewohnt mit voller Wucht los, sondern stimmen untypisch mit Piano und gemächlichen Klängen ein. „The Last Supper“ gewinnt dann langsam an Fahrt und ein Riff der Extraklasse führt Song zum Refrain, der schon jetzt als Highlight in die Bandgeschichte eingehen dürfte. Besser kann ein „Grave Digger“ Album wohl kaum beginnen.
Desert Rose
…ist zwar am Titel gemessen ein etwas untypischer „Grave Digger“ Song, musikalisch dafür ganz und gar nicht. Der Song macht gleich zu Beginn richtig Tempo und glänzt mit massiven Riffs, die vom präzisen und sogar teils dominierenden Drumming angetrieben werden. Was sich schon in den letzten Jahren angedeutet hat, manifestiert sich im mehrstimmigen Refrain. „Chris Boltendahl“ hat stimmlich merklich zugelegt, was laut Aussage zweier seiner Bandmitglieder an dem wesentlich gesünderen Lebenswandel des Frontmanns liegen soll.
Grave Into The No Man’s Land
Wieder ein typischer „Grave Digger“ Kracher im Stile älterer Scheiben. Im midtempo gehalten, bekommt das traditionelle Grundgerüst des Songs einen stellenweise modern wirkenden Anstrich, durch fast theatralische Momente.
Hell To Pay
Nach drei extrem starken Songs, geht „Hell To Pay“ etwas die Luft aus. Obwohl der Song prinzipiell einen ähnlichen Charakter hat wie die bisherigen Songs, kann der Refrain leider nicht ganz die Klasse der bisherigen Stücke erreichen. Alles in allem trotzdem eine hörenswerte Nummer, die allerdings kaum überraschen wird.
Soul Savior
Wer geglaubt hat, dass „Grave Digger“ schon einen Großteil ihrer Pfeile in den vorherigen Songs verschossen haben, wird umgehend eines Besseren belehrt. „Soul Savior“ geht noch ein Stück weiter zurück in der Vergangenheit der Totengräber. Fettes Heavy-Metal Riffing mit einer gehörigen Portion Soli krachen erfreulich lebendig durch die Boxen. Man spürt besonders an diesem Song, dass man sich nachhaltig an den klassischen Attitüden orientiert.
Crucified
Cleane, fast akustisch wirkende Gitarren arbeiten zielstrebig auf den ersten Höhepunkt des Songs hin. Das Stück wird nach und nach immer voluminöser und kann einen gewissen Hang zu Bombastmomenten nicht verstecken. Mächtig und druckvoll erhebt sich der Song zur bis dato besten Nummer und unterstreicht den erstarkten „Chris Boltendahl“ am Mikro.
Divided Cross
War „Crucified“ durch den Einsatz diverser stilistischer Spielereien ein recht modern angehauchter „Grave Digger“ Song, geht „Divided Cross“ keine Kompromisse ein und schiebt gleich zu Beginn mächtig nach vorne. Hymnenhafter Refrain und spritzige Soli machen „Divided Cross“, wohl zum typischsten Heavy-Metal Kracher der Scheibe. Insbesondere dieser Song wird die Augen der traditionsbewussten Fangemeinde leuchten lassen.
The Night Before
…hört sich eher etwas an wie der Morgen danach. Das Stück dümpelt vor sich hin und kann keinen wirklichen Punktgewinn auf der Habenseite verbuchen. Grundsolider Auftritt, der jedoch im Vergleich zum restlichen Album deutlich abfällt.
Black Widow
Mit Black Widow schrauben „Grave Digger“ die Anzahl der ohrwurmartigen Refrains auf „The Last Supper“ nochmals in die Höhe. Sachte angestimmt, in Form eines Intros, preschen die Gitarren erfrischend drauflos. Unterstütz von fast tribalartigem Drumming läuft der charismatische Frontmann mit dem mittlerweile leicht ergrauten Haar zur Höchstform auf. Astreiner „Grave Digger“ Song, der zusammen mit „Crucified“ zu den herausragenden Sounddokumenten des Albums gehört.
Hundred Days
…schraubt den Bombastfaktor noch etwas in die Höhe und spielt in etwas gemäßigten Gefilden, bis sich im Mittelpart die Gitarren zu deutlich mehr Geschwindigkeit hinreißen lassen und dem hymnenhaften Refrain den Weg ebnen. Wenn da nicht noch ein Song der Promozettel zieren würde, könnte man angesichts des finalen Charakters des Songs auf den letzten Song von „The Last Supper“ schließen.
Always And Eternally
…ist dann schließlich der Song, den man insgeheim schon etwas früher erwartet hat. „Always And Eternally“ intoniert mit düsteren, getragenen Pianoklängen, die dem Stück deutlich balladeske Züge verleihen. Etwas gezwungen windet sich der Gesang durch den Song und lässt leider nicht nur einmal den Eindruck aufkeimen, dass es sich hierbei eher um die obligatorische Pflichtschnulze handelt. Insbesondere die überdurchschnittliche Länge mit Wiederholcharakter, lässt leichte Ermüdungserscheinungen aufkommen. Leider ein etwas fahler Ausklang eines sonst hervorragenden Heavy-Metal Albums, das sicher zu den Highlights des kommenden Jahres zählen wird.
Ich für meinen Teil kann nur sagen, dass „Grave Digger“ alle Erwartungen übertroffen haben und ein Album abgeliefert haben, das sich nahtlos in die Erfolgsgeschichte der Band einreiht. Ich würde sogar soweit gehen, dass „The Last Supper“ das beste Album seit Tunes Of War ist. Auch die Band ließ im anschließenden Gespräch verlauten, dass man mit den Arbeiten sehr zufrieden sei und bewusst wieder eine Schippe in Sachen Härte und Speed nachgelegt hat. „The Last Supper“ wird am 21. Januar in den Läden stehen. Pünktlich zum Release wird die Band das Album Live auf Tour präsentieren. Drummer Stefan fügte noch hinzu, dass man sich schon riesig auf die anstehende Tour freut.
Bei einem deftigen Abendessen und dem einen oder anderen Bierchen gab es einen gemütlichen Ausklang des Abends.
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Stile | Heavy Metal, Power Metal, True Metal |
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