Rotting Christ
Finntroll, Samael, Rotting Christ, Metsatöll und Nothnegal live in Essen

Konzertbericht

Billing: Finntroll, Metsatöll, Nothnegal, Rotting Christ und Samael
Konzert vom 2010-11-27 | Turock, Essen

Rotting Christ

Abseits all der Heiden- und Pagantrecks reist dieser Tage ein buntgemischter Haufen durch die Metropolen Mitteleuropas: Noch bevor der erste Schnee einsetzte, hat sich eine Handvoll Trolle aus dem hohen Norden aufgemacht, um im Verbund mit ihren finsteren Brüdern marodierend durch die Städte zu ziehen… die Rede ist natürlich von FINNTROLL, die im Package mit den Schweizer Düsterfürsten SAMAEL, den griechischen Götterbrüdern ROTTING CHRIST, METSATÖLL aus Estland sowie NOTHNEGAL von den Malediven die Bühnen der Republik unsicher machen.

NOTHNEGAL

Den Anfang macht mit NOTHNEGAL ein noch recht junges Sextett von den Malediven. Die haben zwar noch kein vollständiges Album am Start, konnten aber jüngst Season Of Mist von ihren Fähigkeiten überzeugen – wie auch Keyboarder Marco Sneck (POISONBLACK, KALMAH) und Kevon Talley von DÅÅTH am Schlagzeug, die bei den Maledivern angeheuert haben. Und sie werden wissen, worauf sie sich eingelassen haben: NOTHNEGAL spielen eine gefällige Mischung aus Death und Black Metal, nicht jedoch ohne auf Keyboardmelodien und Klargesang zu verzichten. Dass es die Band aber als Anheizer schwer haben würde, war abzusehen: Das Turock ist zum Beginn um 19:00 Uhr noch recht leer, was teilweise daran liegen mag, dass es im Turock eine gewitzte Raucherregelung gibt: So muss, damit im Essener Club weiterhin gequarzt werden darf, jeder zuerst einmal – eine Treppe höher – einen formellen Antrag um Aufnahme in den nun bestehenden Raucherclub ausfüllen. Das dauert. Und diejenigen, die diese Prozedur bereits hinter sich haben, üben sich in vornehmer Zurückhaltung. Nicht jedoch Frontmann Avo, der in einer Bewegung mit dem Bass seines Kollegen kollidiert – was aber ihn als wahren Metaller nicht zum Aufgeben bewegen kann. Nach einer halben Stunde ist dann Schluss, und NOTHNEGAL verlassen unter höflichem Applaus die Bühne.

METSATÖLL

Dann kommen METSATÖLL auf die Bühne. Die Esten können bereits auf eine ganze Reihe von Veröffentlichungen zurückblicken und erobern sich nach und nach den westeuropäischen Markt. Vor einem Jahr waren sie im Vorprogramm von ENSIFERUM unterwegs, gaben dort eine gute Figur ab, und heute sind sie mit ihrem Folk-Metal genau der richtige Einheizer für FINNTROLL & Co. Und wer Folk-Metal sagt, weiß natürlich auch, was das bedeutet: Neben Schlagzeuger, Bassist und Gitarrist steht dort ein Spezialist für allerlei ungewöhnliche Instrumente auf der Bühne: Ob Flöte oder Dudelsack – Lauri spielt sie alle. Das gefällt dem angereisten Publikum recht gut, weswegen einige Fäuste gen Clubdecke gereckt werden. Und überraschenderweise wissen einige, wie man zu den gebotenen Songs mitzugrölen hat – trotz Texten in der estnischen Mundart. Aber neben der äußerst soliden Darbietung sind es doch die Songs, die häufig im abrockbaren Midtempo gehalten sind und sofort in die Nackenmuskulatur übergehen.

ROTTING CHRIST

Folgt mit ROTTING CHRIST das erste Highlight des Abends. Die Griechen sind ja seit Ende der Achtziger unterwegs und somit alte Hasen im Geschäft und auf der Bühne. Das zeigt sich einmal in der routinierten Art, wie Drummer Temis Tolis den Rhythmus vorgibt: Immer hochkonzentriert dreinblickend, während er dem Schlagzeug sein präzises Double-Bass-Rattern entlockt. Das zeigt sich auch in der sympathischen, entfesselten Art, wie sein Bruder Sakis über die Bühne gleitet, um im rechten Moment vorne am Mikrofon zu stehen. Die Band hat offenkundig Spaß zu spielen, und Sakis lässt es sich nicht nehmen, die Meute ein ums andere Mal anzufeuern. Bei den Songs kann der Vierer sowieso aus dem vollen schöpfen, auch wenn bei der begrenzten Spielzeit das Hauptaugenmerk auf dem aktuellen Album liegt: Da gibt es gleich zu Beginn den Titeltrack von „Aealo“, der natürlich nicht auf den merkwürdigen Joik-Gesang aus der Konserve verzichtet. „Eon Aenaos“ und „Fire, Death And Fear“ wechseln sich mit „Athanati Este“ vom Vorgänger „Theogonia“ ab, bevor mit „King Of A Stellar War“ der einzige ältere Titel gespielt wird. Aggressive Stakkato-Riffs vermengen sich mit dem heiser gekeuchten Grabgesang. Nur manchmal setzt Gitarrist Giorgos Bokos zum Gitarrensolo an, dann aber im Zusammenspiel mit gewagter Zungenakrobatik. Interessant. Mit „The Sign Of Prime Creation“, „Phobos‘ Synagogue“, „Dub-sag-ta-ke“ und „Noctis Era“ heizen die Griechen die Stimmung zum Ende hin immer weiter an, müssen dann aber ohne Zugabe von der Bühne. Nach der Reaktion des Publikum zu urteilen, hätten ROTTING CHRIST gerne noch etwas länger spielen dürfen.

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12.12.2010

- Dreaming in Red -

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