Urfaust
Urfaust
Konzertbericht
Eine Geschichte wie die der holländischen Okkult-Rocker THE DEVIL’S BLOOD ist im heutigen Musikgeschäft selten. Erst 2006 gegründet, unterschrieb die Band 2007 trotz Angebote größerer Companies beim Aachener Label Ván Records und veröffentlichte im April 2008 die allseits gelobte 7″ EP „The Graveyard Shuffle“. Schon ein gutes halbes Jahr später, am 10. November, folgt nun mit „Come, Reap“ ein Mini-Album, das THE DEVIL’S BLOOD voraussichtlich mit einem Schlag in die oberste Liga des Retro-Rock katapultieren wird.
Das ist ein Anlass, den die sechs Eindhovener, für diesen Anlass gesegnet mit den besten Wünschen der Musikerkollegen von DARKTHRONE, SECRETS OF THE MOON, WATAIN oder DESTRÖYER 666, am 8. November im Aachener Musikbunker feierten. Als demütige Gratulanten im Vorprogramm: Das War-Metal-Kommando TRUPPENSTURM, das Aachener Black-Metal-Urgestein GRAUPEL, sowie der erste Auftritt des holländischen Kultduos URFAUST außerhalb von Skandinavien. Dass diese Kombination für viele ein Grund zum Hingehen war, wurde schnell deutlich: Mit 350 Besuchern war der Musikbunker schon einige Tage vor dem Konzert ausverkauft.
Pünktlich um 20:30 Uhr betreten die ersten drei blutverschmierten Gestalten die Bühne des Musikbunkers. Passend zum Veranstaltungsort – einem Ende des zweiten Weltkriegs gebauten Luftschutzbunker – ertönt eine kreischende Luftangriffsirene aus den mannshohen Boxen, und TRUPPENSTURM blasen zum Angriff. In nahezu konstanter Überschallgeschwindigkeit, nur unterbrochen von weiteren Kriegsszenarien-Intros, drischt das Trio nicht nur nahezu das gesamte Album „Fields Of Devastation“ in die Menge. Auch einige Stücke vom zweiten Album, das sich bereits in der Mache befindet, soll es Gerüchten zu Folge zu hören gegeben haben. In dem infernalischen Krach aus einer tiefer gestimmten Gitarre, einem brüllenden Bass und einem vor permanenten Prügeln heulenden Drumkit sind Songdetails allerdings nicht wirklich auszumachen. Allerdings wirkt die Band dadurch noch ein Stück ungreifbarer und brutaler. Der leicht unsaubere, aber durchaus drückende Sound macht den dreiviertelstündigen Luftangriff zu einem intensiven Erlebnis und leitet den Abend stilvoll ein. Fluchtversuche im Publikum sind nicht zu beobachten, zunehmende Spannung im Hinblick auf die mit Vorfreude erwarteten URFAUST schon eher.
Zunächst aber gibt es das Heimspiel GRAUPELs zu begutachten, die ein mit 30 Minuten erstaunlich kurzes Set darbieten. Der leicht matschige Sound ist jetzt deutlich klarer, klirrender und – vor allem durch den für GRAUPEL typisch verhallten Gitarreneffekt – atmosphärischer. Hinter am Bühnenrand drapierten Schafsköpfen und vor im Nebel brennenden umgedrehten Kreuzen post vor allem Sänger Zingultus wie ein Gott. Die Fans fressen ihm aus den Händen, während Gitarrist Gnarl und Bassist Hiemos die Leere zwischen Zingultus‘ ungekünstelt aufgestacheltem Gesang und Ratatyskes die Songs zusammen haltendem Blastbeat mit obskuren Riffs füllen. Die sieben für das Konzert ausgewählten Songs sind unter anderem das vernichtend eingängige „Saat zieht Zeit“ und der Titelsong vom Album „Der alte Weg“ (letzterer zu Ehren von THE DEVIL’S BLOOD in einer Rockversion!), „Weiß wie Schnee“ vom Demo, sowie „Westradikal“ und „Im Hause Escharra“ von der Split-LP mit den allseits geliebten ENDSTILLE. Dazu gibt es ein sich stilistisch extrem abhebendes neues Stück zu hören, das rhythmischer, dynamischer und vielfältiger als alle bisher bekannten GRAUPEL-Songs wirkt. Die Meute geht eine halbe Stunde lang konstant mit, die ersten Moshpits bilden sich, und GRAUPEL können mit ihrem Auftritt rundum zufrieden sein. So gut und intensiv habe ich sie noch nicht gesehen, und da bin ich mit meiner Meinung nicht alleine. Black Metal wie aus dem Lehrbuch.
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