Fiddlers Green
Seefestival Dettensee
Konzertbericht
Absolut kultig was die Schwaben so alles haben. Man braucht nur ein bisschen hinter Stuttgart und Tübingen weiterzufahren und schon landet man plötzlich im beschaulichen Nest Dettensee, welches an sich schon so dermaßen klein ist, dass wir uns wirklich schämen müssen anfangs das Festivalgelände gar nicht gefunden zu haben. Glücklicherweise war diese Verwirrung aber nur von kurzer Dauer, weswegen wir uns bald auf einem handballfeld-großen Platz wiederfanden wo sich Dorfjugend gemeinsam mit Stadtmoshern vor einer Bühne zwischen Kirmesdisco und Newcomerstage glücklich mit Bier zulaufen ließen. Hach, schön ist es gewesen. Nach so einem Empfang musste man einfach gut gelaunt sein.
ROOM #7
Und das, obwohl die Einstiegsband ROOM #7 deutlich hörbar eher in Richtung Dorfjugend statt Newcomerstage ging. Gleichzeitig war die Truppe aber noch dermaßen jung, dass man es ihnen hier nicht wirklich übel nehmen konnte, und die erste Dreiviertelstunde daher lieber zum vorglühen verwendete. Geboten wurden Songs zwischen sonnigem Ostküstenpop und den ÄRZTEn, die sich aber (wenn es nicht ohnehin schon Cover waren) wenig von den großen Vorbildern abheben konnten. Gleichzeitig gingen aber die instrumentalen Fähigkeiten der Band absolut in Ordnung, weswegen man es ihnen also beim besten Willen nicht übel nahm, mal „Westerland“ unter einem neuen Namen mit englischem Text, oder in „Desperate“ eine Variation auf SUM 41 zu hören. Wenn ein Dorf so eine Jugendband hervorbringen kann, dann muss es schon ganz okay sein.
HEAP OF RUINS
Deutlich besser gings dann aber mit HEAP OF RUINS weiter. Zwar haute die Mischung aus MANOWAR und IRON MAIDEN mit ner guten Portion Dreck ganz schön rein, wodurch die Einladung des Festivalsorganisators bei dem eher traditionell poprockfolkigen Publikum schon fast als Beschäftigungstherapie durchgegangen wäre, aber dem Zirkel eingefleischter Metaller ging es dabei sichtlich gut. Das lag auch insbesondere an Sänger Tobias Hübner und Gitarrist Matthias Ehmig, die beide technisch deutlich besser und spielfreudiger waren, als man es von einer Band mit solchem Undergroundstatus hätte erwarten können. Die selbstgeschriebenen Nummern konnten sich zwar noch nicht ganz mit Covern wie MAIDENs „The Trooper“ oder „The Gods Made Heavy Metal“ messen, aber auch da war ein Verständnis für ordentlich moshbare Breaks und Dreivierteltakte auf jeden Fall erkennbar. So kann aus der Band definitiv mal was werden!
ROSA ROSETTEN
Dachte ich dann aber beim Namen „Rosa Rosetten“ eigentlich an einen jungen JBO-Klon, war ich ziemlich überrascht schließlich auf der Bühne eine Band mit Bühnenerfahrung seit den 80ern zu sehen. Zumindest ging es darum irgendwie in ihrem ersten Lied, das leider wie jedes andere das noch kommen sollte, wie eine Hommage an die BÖHSEN ONKELZ klang. Jetzt scheiden sich darüber zwar die Geister, und das Publikum hat die Band auch überwiegend positiv aufgenommen, aber nachdem ich eine Stunde lang vergeblich versucht habe, mir Band und Musik schönzutrinken, kann ichs jetzt auch nicht mehr. Immerhin waren die Gitarren schön druckvoll abgemischt und die Riffs bis zum einsetzen platter deutscher Texte ganz moshbar gewesen. Größtenteils blieb aber nur die Hoffnung, dass es mit NO CREEPS besser werden würde.
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