Hells Pleasure Open Air
Hells Pleasure Open Air
Konzertbericht
Dass das diesjährige HELLS PLEASURE Open Air mit seinem überaus charmanten Billing zu einer Art Geheimtipp in der hiesigen Festivallandschaft mutiert ist, ist im Grunde eine überaus erfreuliche Sache. Wo andere Open Airs sich stets überbieten wollen und mehr an Masse statt an Klasse zulegen, bleibt sich das Pößnecker Veranstaltungsensemble treu und versucht das bisher in drei Jahren Festivalgeschichte erreichte schlicht zu optimieren und interessanter zu machen. Das Bands wie SHINING, MORTUARY DRAPE, ANCIENT RITES, NECROS CHRISTOS oder NEGURA BUNGET (von den überaus fairen Getränkepreisen einmal abgesehen,hehe) dabei eine überaus deutliche Sprache sprechen brauch an dieser Stelle wohl kaum weiter beleuchtet werden und so war es eigentlich keine Frage ob man sich auf den Weg ins schöne Pößneck machen sollte oder nicht. Nachdem sich die A4 zum wiederholten Male als absoluten Lustkiller herauskristallisiert hat (soviel Stau KANN es doch eigentlich garnicht geben,oder?!) erreichen wir also das kleine, aber feine Festivalgelände und staunen ersteinmal nicht schlecht: Regelrecht besinnlich geht es hier zu, die (laut Veranstalter) 1000 Besucher kommen einem eher vor wie 200 Näschen, es gibt fast keine ohrenbetäubende, laute Musik aus alten VW Golfs zu vernehmen und selbst „Slayer“ oder „Schlampen und Schnaps“- Rufe bleiben völlig aus. Befremdlich, aber sehr, sehr angenehm. Nachdem wir es endlich geschafft haben, auf dem überaus widerborstigen Boden unser Zelt aufzuschlagen und das erste Bier den Magen erreicht hat, machen wir uns also auf das Festivalgelände um uns die Sache mal genauer anzusehen. Ausser zwei, drei Verpflegungsständen, dem üblichen Merchandisekram und eben der unter einem Vorzelt situierten Bühne findet man eigentlich nicht viel mehr ausser einer handvoll Leute und Gras. Spitze, vielleicht sollte ich meine favorisierten Bands ja wirklich einmal komplett geniessen können, ohne mir ständiges Hohlgeschwaller antuen zu müssen. Da DETHRONATION aufgrund der tollsten Autobahn der Welt komplett verpasst wurden, und ich von SPEARHEAD (die ich wirklich gerne gesehen hätte) nur beim Aufbauen des Zeltes ihre sehr gute Mischung als Black und Death Metal mitbekommen konnte machte ich mich also daran die für OLD auflaufenden RAVEN BLACK NIGHT unter die Lupe zu nehmen.
Freitag, 20.07.2007
RAVEN BLACK NIGHT
Bitte? Das soll der Ersatz für eine dermaßen rotzige Band wie OLD es sind sein? Klar, die Mischung aus solidem Heavy/Power Metal und schweren Doom Tönen, denen sich die Australier verschrieben haben ist sicherlich alles andere als schlecht. Wirklich passen tut die Band jedoch nicht ins Billing, gerade als Ersatz für eine Back/Thrash Band. Das Publikum verhält sich unterdessen sehr gespalten, was RAVEN BLACK NIGHT angeht: Wo die einen die Band frenetisch abfeiern (mancher sprach sogar im Nachhinein von der besten Band des Festivals) verlassen die anderen nach ein paar Minuten eher gelangweilt das Geschehen. Insgesamt scheinen die Jungs aus dem Outback (im Übrigen verstärkt durch Mitglieder der Griechen ZEMIAL) mit ihrem Auftritt und den Publikumsreaktionen jedenfalls zufrieden zu sein, da man offensichtlich ein paar neue Fans für sich gewinnen konnte. Trotzdem nicht meine Baustelle!
NEGURA BUNGET
Meine Fresse, was war ich im Vorfeld auf den Auftritt der Rumänen gespannt, schwärmte mir doch bislang ein Jeder von den Live-Qualitäten der Band vor und über das herausragende neue Album „OM“ brauch erstrecht nicht diskutiert werden. Als NEGURA BUNGET endlich nach dem obligatorischen Intro plus dazugehörigem Horn mit „Cunoa Terea Tãcutã“ loslegen bleibt die Stimmung trotz Allem eher verhalten: Die von der Band herbei gezauberte, psychedelisch anmutende Stimmung wirkt für mich auf der Bühne (wer zum Beispiel einmal einen DARKSPACE Auftritt verfolgen durfte, versteht vielleicht was ich im folgenden zu erklären versuche) einfach zu hypnotisch als dass ich mich komplett in der Musik verlieren könnte. So herrscht eine regelrechte, wenngleich positiv zu bewertende, Reizüberflutung, und es fällt einem einfach schwer, das Ganze in sich aufzusaugen. Der streckenweise eher durchwachsene Sound tut sein übriges und so rauscht die Band in der folgenden 50 Minuten regelrecht an mir vorbei. Das mag für den Einen oder Anderen an dieser Stelle vielleicht eher negativ klingen, soll es aber ganz und gar nicht. NEGURA BUNGET haben es an diesem Abend, trotz aller Soundprobleme, geschafft, mich für eine knappe Stunde in eine Art seltsamen Trancezustand zu versetzen, was irgendwo für sich Bände spricht. „Terasul De Lumini“ beendet dann einen wirklich überaus interessanten Auftritt einer Band, die zurecht an Bekanntheitsgrad gewonnen hat. Ich neige mein Haupt!
NECROS CHRISTOS
Das Berliner Kulttrio NECROS CHRISTOS fiel mit seinem groovigen Black/Death/Doom Metal also in eine ganz andere Kategorie als NEGURA BUNGET, und ein bisschen schwer war es zugegebenermaßen schon sich vorzustellen, vom „Trancezustand“ der Rumänen wieder umschalten zu können. Das NECROS CHRISTOS allerdings eine überaus herausragenden Livekapelle ist, und es im Handumdrehen schaffte, mich in ihren Bann zu ziehen soll an dieser Stelle mal für sich sprechen. Die kapuzentragenden Sonnenbrillenträger, nach dem Abgang des Schlagzeugers von einem Sessionmusiker verstärkt, feuerten also einen „Hit“ nach dem anderen auf das Publikum ab. Ob „Red Wine Runs Out Of The White Skull Of Jesus“, „Black Mass Desecration“ oder „Curse Of The Necromantical Sabbath“, es war so ziemlich alles an Songmaterial dabei und liess nahezu keine Wünsche offen. Dass die Band dabei trotz der „coolness“ sichtlich Spaß am Auftritt hatte, und sich diese Energie auch aufs Publikum übertrug äusserte sich in diversen Danksagungen und Sprechchören. NECROS CHRISTOS haben jedenfalls an diesem Abend bewiesen, dass sie Live noch einmal einen Tick besser als auf Platte sind, und die Tatsache, dass der mittlerweile gut gefüllte Platz die Band regelrecht abfeiert soll diesen Fakt einmal untermauern.
ANCIENT RITES
Dass ANCIENT RITES trotz des hohen Alters immer noch eine gefragte Kapelle in der Metalwelt sind, bewiesen sie bereits im Vorfeld mit ihrem Headlinerstatus am Freitag. Und auch wenn NECROS CHRISTOS ihnen diesen Platz durch einen herausragenden Auftritt streitig gemacht haben, und das Publikum sich allmählich wieder in seinen Rausch zurückflüchtet schaffen es die Belgier, die verbliebenen Nasen auf ihre Seite zu ziehen. Mich persönlich haut die Band allerdings nicht unbedingt vom Hocker, da mir der ganze Auftritt insgesamt zu kalkuliert und steril vorkommt. Da helfen auch die neuen Songs der Platte „Rubicon“ nicht wirklich. Die Fans der Band schienen allerdings auf ihre Kosten zu kommen, der Sound war im Gegensatz zu NEGURA BUNGET beispielsweise wieder angenehm differenziert und mit „Fatherlands“ brachte man die Anhängerschaft ein letztes Mal zum jubeln.
So klingt also der Freitag des Festivals relativ versöhnlich aus, und in den folgenden Stunden der Nacht wird erst einmal ausgiebig dem Alkohl- vorzugsweise billiger Schnaps mit koffeinhaltiger Limonade- gefrönt. Der Eindruck ist, bis auf vereinzelte Probleme mit dem Sound bisweilen ein äußerst positiver: Keine langen Schlangen an den Verkaufsständen, relativ reibungsloser Ablauf des Auf- und Abbaus, und das Publikum fühlt sich auch durch den x-ten Schnürsenkeltreter meinerseits (war da etwas schon etwas Alkohol im Spiel oder bin ich echt so tollpatschig?) nicht gestört. Zur frühen Morgenstunde geht es also in die Heia mit der Vorfreude im Bauch, am Samstag einen ähnlichen angenehmen, entspannten und regenfreien Festivaltag zu erleben. Um eins vorweg zu nehmen, das mit dem Regen ging schon mal in die Hose…
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