Nick Oliveri & The Mondo Generator
Nick Oliveri & The Mondo Generator

Konzertbericht

Billing: Claus Grabke
Konzert vom 2006-11-06 | Lido, Berlin

Nick Oliveri & The Mondo Generator

Man kann unter anderem nette, erschöpfende, öde und stressige Abende mit Live-Musik verbringen. Die Gigs, bei denen nahezu alles stimmt, die also richtig rund sind und dem Zuschauer nach Möglichkeit auch noch mehr Energie geben als nehmen, sind dagegen relativ selten – und natürlich auch abhängig vom persönlichen Geschmack sowie individueller Gemütsverfassung des Besuchers. Die Bedingungen dafür, dass hier zu beschreibender Abend ein solcher Optimalfall werden würde, waren vorher nicht unbedingt absehbar: Ein weitgehend unbeschriebenes Blatt als Veranstaltungsort – das Lido öffnete seine Türen erst im Frühjahr dieses Jahres -, ein Montagabend, dazu eine Vorband, die erst mal beweisen musste, dass sie wirklich mehr als ein Grabke-Solotrip ist und mit NICK OLIVERI ein Hauptakteur, der in den letzten Jahren vor allem durch FKK-Konzerte für Aufmerksamkeit sorgte und auf der aktuellen Tour das Hamburger Konzert aufgrund eines zerknautschten Tour-Vehikels abgesagt hatte – Skeptiker vor…

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Die erste Überraschung war der Klub selbst: Beim Auftrittsbereich, dessen Fassungsvermögen über der 500-Leute-Marke liegen dürfte, dem hinteren Teil, der mit dezentem 60er-Charme aufwartet und einem Außenbereich mit Sitzbänken, dürften kaum größere Wünsche offen geblieben sein. Seitens der Veranstalter (Karrera Klub) wurde übrigens auch recht vorbildlich für das leibliche Wohl der auftretenden Künstler gesorgt – ich habe schon Bands zum Imbiss gehen sehen, weil im Backstage-Bereich nur alkoholische Flüssignahrung zu haben war.
Nachdem man bei GRABKEs einen ausführlichen Soundcheck in Anspruch genommen hatte (Claus: „Die (MONDO GENERATOR) behandeln uns gut. Dabei hatten wir vorher noch Sorgen…“), legte man folgerichtig mit sauberem Klang und ordentlich Druck los, als das eigentliche Konzert begann. Das dauerte dann wahrscheinlich nicht länger als der Soundcheck, doch ca. 30 Minuten reichten auch völlig aus, um einen Großteil von „Dead Hippies“, der Rockseite des aktuellen Erst- und Doppelschlags (den es übrigens zum Preis von einem gibt), ins Auditorium zu pusten. Dafür, dass selbigem die Lauscher schlackerten, sorgte neben der Lautstärke auch das spielstarke Trio, dem man spätestens nach diesem Auftritt abnimmt, dass es sich bei CLAUS GRABKE um mehr als nur ein Projekt handelt -obwohl Stöckleinschwinger Sven Pollkötter wegen Orchester-Verpflichtungen im Ausland weilte. Das aufgetriebene Vertreter-Bündel aus Haaren, Haut und Hackfreude leistete jedoch tadellose Arbeit beim Verprügeln seines Instrumentes, so dass erst gar keine falsche Sentimentalität aufkam. Dazu gesellte sich Lena Jeckel, die im Vergleich zu Claus Grabke deutlich jünger wirkte – okay, kein Kunststück bei einem Bandleader, der mehr als 40 Jahre auf dem Buckel hat. Jedenfalls fand sich in ihr der Ruhepunkt auf der Bühne – souverän spielend und blendend aussehend. Gute Figur machte auch Claus Grabke selber, obwohl er fast schon betont unmodisch mit seiner überdimensional wirkenden Gitarre auftrat. Bei der energischen und überzeugenden Performance gab es jedoch nichts zu kritisieren. Und in Berlin hielten auch die Stimmbänder, wegen denen zumindest einen Gig abgesagt werden musste. Eröffnet wurde mit ’’Cause I Can’ („Mehr von diesem Bass!“ – die Stoner-Fraktion), dazu kamen auf jeden Fall noch ’Start Walking The Walk’, ’Look Who’s Bad Right Now’ (inklusive gitarreanschreiendem Claus – oder war’s doch eine Hendrix-Einlage mit den Zähnen?) und mit ’110% Rock’ eine ALTERNATIVE-ALLSTARS-Nummer. Beim letzten Song hielt man sich dann wieder an die Album-Ordnung – ’Ode To My Solitude’ hat dieses großartig-lässige Auf-der-Flucht-über-den-Highway-mit-’ner-Pulle-Alk-Sonnenbrille-und-runtergelassenem-Verdeck-in-den-Sonnenuntergang-fahren-Flair. Richtig guter Auftritt. Folgerichtig schauten richtig viele Leute auch anschließend am gemeinsamen Merchandising-Stand beider Bands vorbei, an dem Lena Jeckel noch den restlichen Abend zu tun hatte – trotz vorangeganger Ansage, dass es von CLAUS GRABKE einzig und allein die CD zu erwerben gebe. Da „Dead Hippies“ aber praktisch fast ein Live-Album ist, dürfte sicher kein Käufer beim heimischen Probelauf enttäuscht gewesen sein. Im Gegenteil: Ich würde mich zu der Behauptung hinreißen lassen, dass das Erfahren dieser Live-Demonstration die Konserve noch aufgewertet hat. Bleibt abzuwarten, ob auch der experimentelle Silberling („Sad Robot“) in Zukunft aufgeführt wird. Das Konzept steht jedenfalls im Raum und zumindest die rockige Seite von CLAUS GRABKE sollte in letzter Zeit einige neue Anhänger unter den Besuchern von DATSUNS-, THERAPY?- und natürlich MONDO-GENERATOR-Konzerten gefunden haben.

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21.11.2006

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