Eluveitie
Spirit Of The Ancient Tour 2006
Konzertbericht
Der Hellraiser Club in Leipzig ist die perfekte Umgebung für einen heidnischen Konzertabend, denn die Hallenwände sind voll von Kriegergestalten, Drachen und anderen romantisch verklärten Metaller-Fantasien. Der zweite Gig auf der dreiwöchigen „Spirit Of The Ancient Tour 2006“, die METAL.DE selbstverständlich mitpräsentierte, wurde von den Cöthener Wikingern THRUDVANGAR eingeläutet, die mit ihrem epischen Pagan Metal besonders auf dem Live-Sektor punkten können. Los ging es mit dem, vom Auditorium weniger beachteten Song, „Asatru“ gefolgt von „Kriegernacht“, der schon etwas mehr Applaus hervorrief. Spätestens mit „Die Drachen Und Der Runenstein“ und „Jul“ ließ sich das Publikum auf die teils zu hellen Keyboardklänge und die kriegerische Musik der „Thrudhähne“ ein. Als besonderer Leckerbissen des Abends entpuppte sich das Lied „Piraten Des Nordens“ von der Debütscheibe „Ahnenthron“. Dieser Song glänzt durch eine herrliche Einleitung und gesprochene Texte am Anfang, gefolgt von treibendem Midtempo-Gebolze. Die leicht kitschigen Keyboardmelodien umrahmten die galoppierende Musik und den gutturalen Gesang von Sänger Matze. Eindeutig ein Klassiker. Nach zwei weiteren Songs war dann aber schon Schluss und das Publikum verlangte lauthals Zugabe, was die Band mit „Odins Jungfern“ auch ablieferte. Auch wenn das Auditorium sich nicht sofort auf die Mucke der sechs Nordmannen einlassen wollte und das leicht kitschige Keyboard etwas zu vordergründig war, überwog der positive Eindruck vollends – zumal die Playlist sehr ausgewogen war. Gerne wieder!
Danach folgte die Formation ODROERIR aus Thüringen, die sich besonders durch ihr aktuelles Album „Götterlieder“ in der Szene verdient gemacht hat. Die Sympathien waren zwar an dem Abend ganz klar bei den Schweizern von ELUVEITIE anzusiedeln, aber das Hörervolk war sehr angetan von den langsamen und erhabenen Klängen dieser Vorzeige-Heidencombo, die sich auch teils aus Mitgliedern von MENHIR und XIV DARK CENTURIES zusammensetzt. Das Intro bildete der Song „Weltenanfang“, der vom sanften Spiel der Akustikgitarre des Zweitsängers Fix getragen wurde. Nach einem Augenblick setzte die weibliche Stimme ein und dann auch Sänger Stickel selbst – einfach ein göttlicher Song. Es gibt sicherlich kaum eine bessere heidnische Truppe auf unserem Erdenrund. Der Auftritt dieser Jungs und Mädels war aber leider zu entspannt für die meisten Besucher vor Ort, denn ODROERIR wurde nicht so stark abgefeiert, wie ELUVEITIE im Anschluss. Ich vermute es lag an der Zusammensetzung des Publikums, denn der Metaller mit Shirts von Lärm-Combos überwog sehr offensichtlich. Der musikalische Erhabenheit von ODROERIR bedarf es aber ein wenig Geduld, der Affinität zu langsamer und erhabener Klangkunst, sowie der Kenntnisse der Texte/Mythologie, sonst macht die Band zugegebenermaßen weniger Spaß und wirkt eher einschläfernd. Und doch herrschte allgemein heitere Stimmung, denn der Sound war fast durchweg perfekt und die Texte gut herauszuhören. Das Sextett präsentierte sich zudem in altertümlichen authentischen Trachten und schmückte auch die Bühne mit Schildern, Hörnern und Wappen ihrer Band. Wie auch bei THRUDVANGAR wurden die Musiker von ODROERIR, das als nordische Synonym für den Skaldenmet steht, von den Fans zum Schluss mehr abgefeiert als zu Anfang – hier war ganz klar zu sehen, wie sich die Songs nach und nach im Ohr der Zuhörer festsetzten. Der Schwerpunkt des gespielten Liedguts lag ganz klar auf den älteren Songs, was ich ehrlich gesagt schade finde, denn das aktuelle Album „Götterlieder“ ist um ein Vielfaches besser, aber auch langsamer und emphatischer – was möglicherweise live nur schwer umzusetzen ist. Doch Songs wie „Zur Taverne“ und der lokalpatriotische Gassenhauer über einen Thüringer Volkshelden, „Iring“ waren einfach fantastisch, sodass alle mehr oder weniger wunschlos aus der Vorstellung rausgingen. Besonders der letztgenannte Song wuselte als Ohrwurm noch mehrere Tage in meinem Kopf rum. Als Fazit muss man festhalten, dass ODROERIR für mich viel überzeugender aber weniger packend rüberkamen als ELUVEITIE und ich fand es auch schade, dass die Schweizer den Headliner mimten und nicht verdientermaßen die Thüringer.
Die Schweizer ELUVEITIE waren wie bereits gesagt die Lieblinge des Abends und überzeugten durch viel Spielfreunde und sehr professionelles Stageacting. Mit einer Mischung aus keltischen Folkeinflüssen und astreinem kraftvollem Metal mischten sie das Auditorium so richtig auf. Der Sound war sehr wuchtig, da zum einen der Soundmann gute Arbeit leistete und zum anderen ganze acht Mann auf der Bühne standen. ELUVEITIE, die zu der, wie sie es selbst sagen, neuen Welle des Folk Metal gehören, machten ihre Sache perfekt, denn jede Kleinigkeit war aufeinander abgestimmt. Das Potpourri aus traditioneller Instrumentierung und keltischer Folklore passte an dem Abend wie die Faust aufs Auge und so wurden nicht nur Songs der neuen Platte „Spirit“, sondern auch die der EP „Vên“ zum Besten gegeben. Die Songs der Schweizer boten, anders als bei ODROERIR, viel mehr Möglichkeiten ordentlich die Matte zu schütteln, was von dem größten Teil der Anwesenden auch gerne in Anspruch genommen wurde. Gelegentlich hatte ich den Eindruck, als ob ELUVIETIE sich sehr an die Mucke der Schweden von IN FLAMES anlehnt, denn sie war häufig melodisch im Stil der Göteborger Schule gehalten. Um die Stimmung auf der Höhe zu halten, gab sich besonders der Flötenspieler, dessen Zwillingsbruder den Bass spielte, größte Mühe, das Publikum bei Laune zu halten und witzige Spielchen zu treiben – so meinte er, er habe mit der Band gewettet, dass diese lauter sei, als die Anwesenden. Und so wurde die Band natürlich in Grund und Boden geschrieen. Witzig! Auch erinnerte mich der besagte Flötenmeister an den Flötenspieler von JETHRO TULL, denn er nahm die berühmte Beinstellung ein und flötete sich die Seele aus dem Leib. Zum Abschluss gab es noch den IRON MAIDEN-Song „Run To The Hills“, der natürlich gut aufgenommen und heftigst abgefeiert wurde. Alles in allem war ich vom Auftritt von ODROERIR zwar mehr angetan, aber ich könnte mir vorstellen, mit dieser Meinung fast alleine dazustehen. ELUVEITIE sind zwar eine witzige Truppe und ihnen scheint die Sonne regelrecht aus dem Arsch, aber dennoch ist mir diese Erhabenheit der Musik der Thüringer von ODROERIR tausendmal lieber, als die Verspieltheit der Schweizer. Ganze klar: ODROERIR hätten Headliner sein sollen!
Besonderer Dank gilt www.metal-underground.net für die freundliche Bereitstellung der Bilder!
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