Wacken Open Air
Der große Festivalbericht 2002
Konzertbericht
Das war es nun also, das lange angekündigte und heiß herbeigesehnte 13. Wacken Open Air. Wie bei einem so großen Festival üblich gab es bereits im Vorfeld euphorische, aber auch sehr kritische Stimmen. Die Veranstalter taten ihr bestes, um das W:O:A auch in Zukunft als Nummer 1 auf dem Festivalsektor präsentieren zu können und versprachen, sich der Kritikpunkte des letztjährigen W:O:A anzunehmen (siehe WOA Story). Doch was ist aus den Bemühungen geworden ? Inwieweit hatten die Kritiker des W:O:A Recht behalten können ? Nun, es verdient zweifellos Anerkennung, wenn man ein stetig wachsendes Festival über Jahre hinweg erfolgreich (wenn auch nicht für alle Parteien zufriedenstellend) über die Bühne bringt, aber Undank ist dem Organisator gewiss, wenn mal wieder nicht alles läuft wie versprochen. Oder um es anders auszudrücken – das W:O:A Team hat dieses Jahr ganz schön eines auf die Mütze bekommen.
Im Mittelpunkt der Diskussion stand vor allem das liebe Geld. Es war nicht einmal der Eintrittspreis, der vielen Kopfschmerzen bereitet hat, es waren vielmehr die Kosten rund um das Festival. So wurden die Parkgebühren recht großzügig erhöht, und auch die Bierpreise zogen etwas an. Auch die Gebühren für die sanitären Anlagen erhitzten wieder die Gemüter. Immerhin sollten 0,50 € für den Besuch der Toiletten bezahlt werden, was vielen nicht nachvollziehbar schien. Ich bin dagegen durchaus davon überzeugt, dass dieser Ansatz der richtige ist. Meiner Meinung nach ist es für alle Beteiligten besser, wenn die Qualität und Quantität der Toiletten durch einen seperaten Beitrag auf einem akzeptablen Niveau gehalten werden kann. Was ich hingegen nicht gutheißen kann, ist die Gleichberechtigung in Bezug auf die Gebühr. Es standen den männlichen Festivalbesuchern mehrere kostenlose Möglichkeiten zur Verfügung, um sich ihres überschüssigen Bieres zu erleichtern (dass diese von offensichtlich recht abgestumpften Zeitgenossen zulasten der Zäune und Geländequalität oft missachtet wurden, ist eine andere Geschichte), während die Frauen mehr oder weniger gezwungen waren, die kostenpflichtigen Anlagen zu benutzen.
Doch nicht nur monetäre Bedenken plagten die W:O:A Teilnehmer – auch äusserst ärgerliche Änderungen in der Running Order, die – wenn überhaupt – einmalig per Mikro angekündigt wurden oder an vereinzelten Stellen zur Ansicht hingen. Hier wäre etwas mehr Engagement und Initiative seitens der Veranstalter angebracht; denn was gibt es schlimmeres auf einem Festival, als die lang ersehnten Gigs wegen schlecht kommunizierter Wechsel zu verpassen ? Ärgernis Nummer 1 war für die meisten wohl der verschobene Candlemass Auftritt (auch in unseren Reihen), doch besonders die Verschiebungen auf der WET Stage haben so manche Band um ihr Publikum gebracht. Bezüglich WET Stage gibt es aber auch positives zu vermelden. Der Eingang zu dem (wenn ich mich nicht täusche diesmal etwas größeren) Zelt lag wie angekündigt innerhalb des Geländes. Dazu kam, das der Sound meistens gut war und die Luft eigentlich nie richtig übel wurde. Ganz so viel Glück hatte die Party Stage jedoch nicht – klar, die Luft war gut, aber der Sound war nicht immer wie erhofft. Vor allem die Positionierung der Bühne ließ zu wünschen übrig. Ein Kritikpunkt, der mir persönlich am Herzen liegt – es waren erneut viel zu viele Bands am Start, wobei eine bestimmte Sparte des Metals eindeutig zu präsent war.
An den sonstigen Rahmenbedingungen gab es meines Erachtens wenig zu meckern. Das Wetter war unberechenbar, aber wer kurz darüber nachdenkt, was meteorologisch gesehen in den Tagen und Wochen danach alles passiert ist, wird sicher über den Regenschauer am Donnerstag hinwegsehen können. Schließlich hatten die Veranstalter recht schnell ausreichend Stroh am Start, um das Festivalgelände wieder begehbar zu machen. Die Security erntete überwiegend Lob und Anerkennung, was sie sich auch für ihre tolle Leistung verdient hat – zumindest ein Großteil der anwesenden Security. Während die IH Security aus Königstein und die Metal Guards positiv aufgefallen sind, zeigte sich die „Löwen Security“ aus Leipzig von ihrer schlechtesten Seite und hat die Bezeichnung Security meines Erachtens nicht verdient. Ich hoffe, dass dieser inkompetente Verein nächstes Jahr nicht wieder engagiert wird.
Sehr gelungen und auf jeden Fall erwähnenswert war auch der Paulaner Biergarten. Auch für Weißbier Verächter und Vegetarier ist diese gemütliche Sitzgelegenheit in ansprechendem Ambiente eines der Highlights für die ruhigen Stunden des Festivals gewesen. Hätten die Organisatoren gar noch eine Leinwand mit Liveübertragung dort plaziert, wäre so mancher Chefredakteur wohl gar nicht mehr auf dem Festivalgelände aufgetaucht. Azazel versucht seine Begeisterung in Worte zu fassen.
„Eine Neuerung beim diesjährigen Wacken-Open-Air, welche sicherlich nicht nur von meiner Seite bereits im Vorfeld mit großer Vorfreude aufgenommen wurde, stellte der original Paulaner Biergarten dar. Hierbei handelte es sich um einen riesigen Biergarten mit bayerischem Flair, der nicht nur mehreren hundert Leuten Platz, sondern zudem noch einen Blick aus der Ferne Richtung True- und Black-Stage bot, sodass es nicht verwunderte, dass die gemütlichen Schattenplätze durchaus hart umkämpft waren… Neben – na klar, dem Weissbier – wurde auch für die Brotzeit in Form von Weisswurst und Haxe gesorgt, welche mich als Hesse, kulinarisch jedoch weniger ansprach. Insgesamt gesehen war der Paulaner Biergarten ein voller Erfolg, sicher nicht nur im Sinne der Besucher – auch die Veranstalter dürften sich in den 3 Tagen des Wacken-Open-Airs ein ordentliches Sümmchen mit dem Getränke- und Speisenverkauf verdient haben. Daher sollte eigentlich kein Zweifel bestehen, diese gelungene Premiere im nächsten Jahr fortzusetzen.“
Zu dieser Annehmlichkeit gesellen sich weitere Goodies wie das kultige Jack Daniels Zelt, der – wie immer – besuchenswerte Supermarkt, Prince Body Wash, der Metal Markt, das immer besser werdende Angebot an Speisen aller Art uvm.
Alles in allem hatte das Wacken Open Air 2002 im nachhinein gesehen seine Höhen und Tiefen, wobei die Stimmung und die Atmosphäre die Mängel im Ablauf wieder mal übertrumpften. Die Organisatoren haben, teilweise zu Recht, harsche Kritik einstecken müssen, zeigen sich aber auch bemüht, die Situation zu verbessern. And at the end of the day ? Just another W:O:A, würde ich sagen.
Interessante Alben finden
Auf der Suche nach neuer Mucke? Durchsuche unser Review-Archiv mit aktuell 37188 Reviews und lass Dich inspirieren!
Kommentare
Sag Deine Meinung!