Watain
Interview mit E. über "Lawless Darkness"
Interview
Das neue Album der schwedischen Vorzeige-Schwarzmetall-Formation WATAIN „Lawless Darkness“ ist die Wiedergeburt des Black Metal. Das behauptet zumindest Fronter Erik Danielsson. Warum er überhaupt der Meinung ist, dass dieses Genre im vergangenen Jahrzehnt gestorben ist und wie WATAIN es nun wieder ins Leben zu rufen gedenken, erzählt er uns im Interview.
Grüß dich. Wie geht es dir heute?
Ich befinde mich gerade in einem erleuchtenden Stadium zwischen Leben und Tod.
Alles Gute zum bevorstehenden Release eures neuen Albums “Lawless Darkness ” am 7. Juni. Wie fühlt ihr euch damit?
Es ist die bei Weitem anspruchsvollste und dynamischste Kreation von WATAIN. Außerdem soll es als Reaktion auf die Fastfood-Kultur gesehen werden, zu der Metal infolge der faulen, Myspace-betäubten Mentalität von vielen Bands und Fans geworden ist. “Lawless Darkness” beansprucht weit mehr Aufmerksamkeit und Fokussierung als alles andere, woran die Menschen heutzutage gewohnt sind. Ich persönlich sehe das Album in einer Liga mit Klassikern wie “Master Of Puppets”, “Break The Oath”, “Reinkaos”, “Heaven And Hell” usw. Warum sind Klassiker eigentlich so rar heutzutage? Es kommt mir so vor, als gäbe es keine Künstler mehr, die das Zeug dazu haben, etwas zu erschaffen, das es wert ist, sich daran zu erinnern. Die Metal-Fans machen ihren Mund auf und die Bands scheißen einfach rein. Großartig… Nein, WATAIN möchten nichts mit dieser Ketzerei zu tun haben. Das Stück Eisen, mit dem wir begonnen haben, ist geformt und zu einer Klinge geschärft worden. Einer Klinge, scharf genug, um Leben zu nehmen.
Was symbolisiert der Titel des Albums?
Der Titel bezieht sich auf ein Stadium des Seins, das außerhalb von Form, Zeit, Gesetz und Anforderungen liegt. Eine vollständig uneingeschränkte und grenzenlose Dunkelheit, die als Widerspruch zu der Schöpfung, wie wir sie kennen, steht. “Lawless Darkness” ist die Befreiung des Satanisten, die Erlösung der verbotenen Paradieses.
Worum geht es in den Texten von “Lawless Darkness”? Welche Themen behandelt ihr darin und welche Botschaft wollt ihr damit überbringen?
In den Texten geht es um die Glorifizierung, Verehrung und Erforschung des Teufels und seiner Mysterien.
„Lawless Darkness“ ist ein sehr passender Titel für ein so dunkles, drückendes Album. Wie würdest du „Lawless Darkness“ am besten beschreiben und wie fügt es sich im Vergleich zu euren bisherigen Alben in die Diskographie ein?
Wir haben als Band elf Jahre daran gearbeitet, um an dem Punkt zu anzugelangen, an dem wir uns in unseren Fähigkeiten freier fühlen als je zuvor und so alles erschaffen können, was wir wollen. Mit den vorherigen Alben haben wir begonnen, ein Schloss zu errichten. Mit “Sworn To The Dark” sind wir sehr weit gekommen, die Konstruktion des Schlosses stand und darin die Grundrisse großer Hallen und winziger Kammern. Bei “Lawless Darkness” ist die Konstruktion viel größer und ausgefeilter, man kann nun riesige Türme in den Himmel ragen sehen und durch die kunstvoll verzierten Fenster Umrisse der Grausamkeiten, die darin vorgehen, erahnen. Draußen brennen Feuer, es gibt riesige Eisentore und in den Kellergewölben unter den gewundenen Treppen geschehen Dinge, die besser unbenannt bleiben sollten… Dieser gigantische Tempel ist im Namen Satans errichtet worden und wir werden nicht rasten, bis er die Sonne gänzlich verfinstern kann.
Ihr kündigt das Release des Albums als Wiedergeburt des Black Metal an. Ist Black Metal denn eurer Meinung nach derzeit tot? Warum denkt ihr so?
Weil dieses Genre sich in der letzten Dekade einfach nirgendwo hin bewegt hat. Niemand hatte die Ambition, etwas dafür zu tun. Aber genau in dem Moment seines endgültigen Niederganges, wenn all seine vorherigen Repräsentanten entweder Homosexuelle, Geschäftsmänner oder Rockstars geworden oder – bei einigen wenigen respektablen Fällen – tot sind, kommen WATAIN zurück, um die Lichter des Feuers der Unterwelt erneut zu entzünden. Kein Bullshit mehr, keine Rumhurerei mehr, keine Spielchen mehr. Die Zeit ist gekommen, um wahren Black Metal weg von den niedrigen Standarts zu bringen und zurück zu der Macht, für die er geschaffen wurde.
Offensichtlich werden die Menschen langsam müde von Bands, die nur spaßen. WATAIN begründen eine Opposition zu der Scharade und dem Zirkus, zu dem dieses Genre – zumindest an der Oberfläche – geworden ist. Denn WATAIN ist nicht nur eine Band, es ist eine totale, beständige musikalische Erfahrung, Philosophie, Kunst, Brüderschaft und purer Satanismus. Das ist etwas sehr Seltenes heutzutage, wenn die Menschen zu sehr in Eile sind, um Songs zu schreiben, an die man sich erinnert. “Lawless Darkness” ist ein Kind des Teufels, es hat die Charakteristika eines Gottes und natürlich werden Menschen, die Metal leben, es irgendwelchen Happy Metal-Bands wie KEEP OF KALESSIN vorziehen. Also ja, in diesem Sinne, es ist Zeit, den Black Metal an seinen Wurzeln auszureißen und in neue, fruchtbare Erde zu pflanzen. Und das Blut der Unreinen soll diese missgebildete Pflanze wässern… Und sie soll wachsen und das Fundament des Paradieses quälen, kreuzigen und töten.
Auf „Lawless Darkness“ befindet sich als Bonus Track das DEATH SS-Cover „Chains Of Death“. Welche Verbindung habt ihr zu der Band, dass ihr ihr ein Cover widmet?
DEATH SS ist eines der bestgehütetsten Geheimnisse der Heavy Metal-Geschichte. Wir sind immer große Fans der Band gewesen und es fühlt sich großartig an, endlich in der Lage zu sein, ihnen durch dieses Cover angemessenen Tribut zu zollen. Wenn ich den Song oder anderes frühes Material von ihnen höre, jagt es mir immer wieder wieder eiskalte Schauer über den Rücken. Magischer Black Metal…
In euren frühen Jahren habt ihr häufiger Cover auf euren Veröffentlichungen gehabt, so “Sons of Fucking Hell” von BLOODSOIL oder “Transilvanian Hunger” von DARKTHRONE. Das ist fast zehn Jahre her. Wie kommts, dass ihr euch jetzt wieder dazu entschlossen habt, einen Song zu covern und zu veröffentlichen?
Während unserer ganzen Laufbahn als Band haben wir immer mal wieder Cover aufgenommen. Ich denke, das liegt an der tiefen Zuneigung zum Metal. Er ist ein so großer Teil unseres Lebens und das ist einfach unser Weg, eine Hommage an ihn zu richten. Außerdem haben die Cover von BATHORY und DEATH SS einfach gut als Bonus-Material zum Album und der Single dazu gepasst.
Warum habt ihr euch dazu entschlossen, einen Track des Albums und das Cover im Vorfeld schon als EP heraus zu bringen?
Wir wollten für unsere Unterstützer, die so lange auf neues Material gewartet haben, etwas Besonderes machen. Also haben wir die EP als gute Chance gesehen, die schlafenden Massen fauler Myspace-Huren wachzurütteln, die nicht begreifen, dass etwas Wichtiges und Großes passieren wird. Ich glaube, es hat seinen Zweck erfüllt.
Die EP ist am Tage der Walpurgisnacht veröffentlicht worden. Was bedeutet dieses Datum für euch?
Es ist eine der Nächte, in denen die Schleier zwischen den verschiedenen Stufen der Wirklichkeit am dünnsten sind, ein seltener Augenblick in der Bahn der Zeit und somit sehr geeignet für besonders magische Arbeiten und Opfer. Genau das ist es, was die “Reaping Death”-Single ist.
Auf dem diesjährigen Sweden Rock Festival habt ihr zusätzlich zu eurem normalen Set ein Tribut-Konzert gespielt mit BATHORY-Songs, bei dem sogar Quorthons Vater Börje Forsberg mitwirkte. Wie entstand der Kontakt zu ihm? Wie fühlte es sich für euch an, dieser Metal-Legende auf diese Art Tribut zu zollen?
Nun, ich habe Boss einfach angerufen und ihm von der Idee erzählt. Meine Intention war eigentlich gar nicht, ihn einzubeziehen, ich wollte nur, dass er von der Idee weiß. Wir sind gleich sehr gut miteinander zurecht gekommen und haben stundenlang geredet. Am Ende haben wir beschlossen, dass er eine zeremonielle Einführung zu der Show machen soll und das hat besser funktioniert als ich es je erhofft habe. BATHORY nimmt so einen wichtigen Platz in unseren Leben ein, dass wir einfach fühlten, dass es Zeit ist, das der Welt zu zeigen und auch, um Quorthon und sein Erbe zu ehren.
Erst kürzlich fand sich, ebenfalls als Bathory-Tribut, die Band TWILIGHT OF THE GODS zusammen, bestehend aus Members von PRIMORDIAL, MAYHEM, EINHERJER, usw. Was haltet ihr von dieser Kombo und wie kam es dazu, dass ihr auch eine solche Show spielt?
Die beiden Tribut-Bands haben rein gar nichts miteinander zu tun. Ich weiß nur, dass wir die ersten waren, die diese Idee hatten. Ich respektiere Alans Initiative und ich liebe die späten BATHORY-Werke natürlich auch. Dennoch glaube ich, dass unsere “Version” repräsentativer für die Seele BATHRORYs ist. Aber das ist meine Meinung.
Du wirst bei der kommenden Tour live die Rhythmus-Gitarre übernehmen, zusätzlich zu den Vocals. Warum konnte Set Teitan das diesmal nicht übernehmen?
Ich habe beim Maryland Deathfest im Mai live die Gitarre übernommen, das wird aber auf der kommenden Tour doch nicht mehr der Fall sein. Set konnte das nicht machen, weil er derzeit im Gefängnis ist.
Ihr seid in diesem Sommer auf einigen Festivals unterwegs, in Deutschland das Party San und das Summer Breeze Open Air. Plant ihr, um euer neues Album zu promoten, zusätzlich eine Tour oder weitere Festival-Shows in Europa?
Die “Reaping Death”-Tour wird ganz Europa erstürmen. Sie beginnt am 24. September und endet an Samhain, am 31. Oktober. Dabei sind DESTRÖYER666 und eine weitere Band, die wir gerade noch suchen. Ich denke, die vollständige Tour besteht aus 33 Terminen. Davon sind sieben in Deutschland. Wir freuen uns wirklich darauf, wieder auf Tour zu sein und uns mit allen unseren Unterstützern zusammen zu schließen. Es ist schon viel zu lange her.
Zum Schluss des Interviews ein kleines Spiel: Ich nenne dir einige Begriffe und du sagst, was dir als erstes dazu einfällt:
Satanismus: Der Weg zu der wahren Befreiung.
Black Metal: Satanische Kunst
Religion: Erkenntnis
Krieg: Einer von vielen Wegen, das Schwert für Satan zu führen.
Alte DARKTHRONE (“A Blaze In The Northern Sky”) vs. neue DARKTHRONE (“Circle The Wagons”): Ein Vergleich wäre respektlos gegenüber ihren alten Werken.
MANOWAR: Nicht wirklich einer meiner Favoriten.
Und zuletzt:
WATAIN: Mein Leben, meine Bruderschaft, mein alles.
Danke für deine Zeit. Die letzten Worte gehören dir.
Das ist die Wiedergeburt des Black Metal. Begleitet uns dabei…
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