Laster - Het Wassen Oog

Review

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Wenn die Musik einer Band als „obskure Tanzmusik“ benannt wird, ist das schon für sich ganz schön suspekt. Im Falle von LASTER passt das aber eigentlich recht gut, wobei eine originelle, stilistische Mischung aus atmosphärischem Post Black Metal mit Shoegaze, Avantgarde, Jazz Rock, Dark Pop und Progressive Metal besser den Nagel auf den Kopf trifft. Nach dem vielbeachteten und gelobten „Ons Vrije Fatum“ (2017) veröffentlicht das niederländische, maskierte Trio nun über Prophecy Productions das dritte Album „Het Wassen Oog“.

„Het Wassen Oog“ – das entfesselte Kopfkino von LASTER

Erneut klingen die kreativen, vielschichtigen und wandelbaren Klangwelten von LASTER sehr stimmungsvoll, komplex verschachtelt und experimentell, eigenständig, dynamisch, Genreübergreifend, Grenzen überwindend. Dabei haben LASTER ihre cineastischen Qualitäten weiter forciert. Der musikalische Ansatz war, eine Art Soundtrack zu erschaffen zu einem nie gedrehten Film Noir des russischen Regisseurs Andrei Tarkowski mit seiner ruhigen Bildsprache. Passend dazu die neuen düsteren Stücke, oder besser gesagt musikalisch-haptischen Bildbeschreibungen, die klangstarken Visualisierungen, auf „Het Wassen Oog“. Eigenwillig, eindringlich und zugleich zurückhaltend, beklemmend. Ihren unweigerlichen Willen zur Exzentrik haben LASTER nochmals gesteigert. Im ihnen zugestandenen weiten Raum dürfen sich die Stücke frei entfalten. Stücke wie das ausufernd epische, vielschichtige „Zinsbetovering“ mit schwarzmetallisch fauchendem Gesang und düsteren Jazz-Rock-Elementen, dann wieder Black-Metal-Gitarrenwände und infernalisch rasende Rhythmen, ehe alles verhallt und ruhiger wird, in Verbindung mit Chören für eine meditative Stimmung sorgt. Der Opener „Vacuüm ≠ Behoud“ startet zunächst noch relativ typisch im atmosphärisch-melodischem Post Black Metal, um dann aber immer progressiver, verspielter zu werden, der klare Gesang erinnert hier etwas an Scott Walker, dazu als Kontrast harsche Schreie. Der Song entwickelt sich immer weiter, Mathcore trifft auf ruhigen Jazz und plötzlich werden noch Flamenco-Gitarren verwendet. Oder auch „Hat & Bonhomie“ mit seinem wunderschönen Gesangslinien und seinem äußerst kontrastreichem Aufbau. Hier treffen die härtesten Black-Metal-Momente von „Het Wassen Oog“ auf meditativ ruhige Dark-Rock-Klänge, die Unterschiede sind schon nahezu aberwitzig. Die dunklen Melodielinien auf „Het Wassen Oog“ erinnern häufiger an KILLING JOKE und BETHLEHEM, während sonst als Vergleiche VED BUENS ENDE, WOODS OF DESOLATION, SHINING und THE GREAT OLD ONES herhalten dürfen. Die Stücke sind nicht vorhersehbar und dadurch spannend gehalten; man weiß nie so recht, was passiert.

Ein grenzenloses Vergnügen – „Het Wassen Oog“

LASTER gehen den mit „Ons Vrije Fatum“ eingeschlagenen Weg weiter, haben sich aber auch hörbar weiterentwickelt in Richtung Avantgarde. Der Anteil des Black Metals ist etwas geringer, die harschen Schreie noch präsent aber weniger. „Het Wassen Oog“ ist ein detailverliebtes Album voller Widersprüche, unerwarteter Wendungen und Brüche, dennoch alles im Fluss. Komplex fordernd, manchmal anstrengend und insgesamt trotzdem verhältnismäßig eingängig. Ungewöhnlich und sehr interessant!

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15.04.2019

Geschäftsführender Redakteur (stellv. Redaktionsleitung, News-Planung)

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2 Kommentare zu Laster - Het Wassen Oog

  1. ClutchNixon sagt:

    Starkes Ding. John Zorn und die norwegischen Shining sind nie weit weg, aber kopiert wird hier nicht. Es ist natürlich zuweilen anstrengend, soll und darf es auch, und die Vocals brauche ich persönlich nicht, dennoch insgesamt eine coole Angelegenheit für gute Kopfhörer.

    7/10
  2. der holgi sagt:

    Holla, was ein wirres Zeug, aber sehr geil. Weiss noch nicht so recht was ich davon halten soll, aber spannend isses….