Negura Bunget
Interview mit Negru (Drums) zu "Virstele Pamintului"

Interview

Im letzten Jahr wurden wir leider Zeuge des Auseinanderbrechens von NEGURA BUNGET sowie den anschließenden Schlagabtausch über die jeweils veröffentlichten Statements. Nach dem unser Chef bereits mit DORDEDUH, der neuen Bandheimat von Hupogrammos und Sol Faur, gesprochen hatte, lassen wir nun Negru seine Sicht der Dinge darlegen. Doch es geht in diesem Interview nicht nur um den Line-Up-Wechsel, sondern auch um richtig erfreuliche Dinge, wie das neue Studioalbum „Virstele Pamintului“, welches NEGURA BUNGET so stark wie eh und je zeigt und mit einem tollen Konzept aufwartet.

Negura Bunget

Zu Beginn des Interviews möchte ich zuerst auf die Dinge eingehen, welche letztes Jahr mit und um NEGURA BUNGET passiert sind. Zuerst erhielten wir ein Statement, dass sich die Band auflösen wird. Danach kam von dir die Information, dass du mit neuem Line-Up NEGURA BUNGET weiterführen wirst, und Hupogrammos und Sol Faur nicht mehr Teil der Band sind. Gab es jemals die Entscheidung, NEGURA BUNGET zu Grabe zu tragen? Und in ab welchem Zeitraum begannen die Überlegungen, Änderungen an der Band vorzunehmen?

Eigentlich gab es kein Statement über das Ende der Band. Es gab lediglich ein offizielles Statement, welches die Öffentlichkeit darüber informierte, dass Hupogrammos und Sol Faur sich dazu entschieden hatten, sich von NEGURA BUNGET zu trennen, in diesem Statement gaben wir auch das neue Line-Up bekannt. Danach veröffentlichten Hupogrammos und Sol Faur auf eigenem Weg weitere Statements. Aber wir hatten nie zusammen entschieden, die Band zu beenden.

Es war ihre Entscheidung, NEGURA BUNGET zu verlassen, und meine, weiterzumachen. Vielleicht wollten sie, dass ich auch NEGURA BUNGET beende, aber wir haben darüber nie übereingestimmt. Und ich dachte auch niemals, dass dies ihre Entscheidung wäre, dies zu tun, speziell unter diesen Umständen, wo sie mich einfach mit der ganzen Verantwortung zurückgelassen hatten und dachten, mir bliebe keine andere Wahl als aufzugeben. Meine ganze Konzentration zu dieser Zeit befasste sich damit, NEGURA BUNGET auf dem selben Entwicklungspfad weiterzuführen. Ich hätte niemals mit etwas weitergemacht, an was ich nicht zu 100% glaube.

Ich verstehe ihre Gründe, weshalb sie nicht mehr weitermachten, aber ich sah niemals daraus eine rechtmäßige Forderung von ihnen, dass ich als Konsequenz daraus das tun soll, was sie wollen. Jeder ist frei, seinem eigenen Weg zu folgen, und ich tat das. Ich kann auch verstehen, dass sie darüber nicht glücklich sind, dass ich mit der Band weitermache, aber die Art und Weise, wie sie damit umgehen… das ist komplett ihr eigener Schmutz. Es gab eine Sache, mit der wir uns einig waren, als sie uns verließen, dass egal was auch immer passieren wird, wir die Dinge für uns behalten.

Ich habe das Interview gelesen, welches metal.de mit Hupogrammos geführt hatte, in welchem er mich beschuldigte, dass ich diesen Zug schon lange geplant hätte, und er alle anderen aktuellen Bandmitglieder dafür in den Schmutz zieht. Das ist komplett unwahr. Ich habe niemals etwas wie das geplant. Ich dachte nur darüber nach, was ich tun könnte, nachdem sie mir mitgeteilt hatten, dass unsere Zusammenarbeit beendet wäre. Niemand anderes war darin involviert außer ich und Hupogrammos. Den anderen Mitglieder die Schuld zuweisen, inklusive der Leute, welche seit Jahren nahe mit uns zusammenarbeiten, für diesen angeblichen Anschlag gegen ihn, war eine schreckliche Sache, die er tat. Sie hatten daran keinen Anteil, und er und Sol Faur haben sie schlecht behandelt.

Und beschuldigt zu werden für Dinge, welche lediglich auf Spekulationen beruhen, ist ziemlich lahm. Aber andererseits bin ich stark genug, die Verantwortung für meine Aktionen zu übernehmen, und habe kein Verlangen, mich selbst als Opfer darzustellen, um öffentliche Sympathien zu gewinnen. Ich fühlte auch nichts Gutes oder würdevolles, auf ihre Statements auf irgendeine Weise einzugehen, was sich nur in einen Medien Krieg ohne Bedeutung ausgeweitet hätte. Die Leute werden letzten Endes von selbst zur Wahrheit finden, und ich habe nichts zu verbergen oder mich deswegen zu schämen.

Was waren aus deinem Blickwinkel die Gründe für das Auseinanderbrechen der Band zwischen dir und den beiden anderen Gründungsmitgliedern? Stehst du mit ihnen noch in Kontakt?

Ich denke einfach, dass sich zu dieser Zeit zu viele Dinge angehäuft hatten, was letztendlich dazu führte, dass eine weitere Zusammenarbeit nicht mehr möglich war. Jeder war mit der Arbeit des anderen nicht zufrieden, es war also fast unmöglich, sich zusammen weiterzuentwickeln. Es gab keine große Auseinandersetzung oder neue Entwicklung, welche zu ihrem Verlassen führte, es waren nur kleine Dinge, die sich in dieser Zeit anhäuften. Wir hatten auch keinen Streit, und besprachen die Dinge auch ruhig, wenngleich in einer traurigen und deprimierten Atmosphäre. Ihre öffentliche Explosion danach kam total unerwartet. Wir stehen nicht mehr in Kontakt, außer es betrifft außergewöhnliche Situationen betreffs alter Absprachen der Band.

Hattest du jemals darüber nachgedacht, eine neue Band mit einem neuen Namen zu gründen?

Nein, ich habe niemals darüber nachgedacht, etwas wie dieses anstatt von NEGURA BUNGET zu tun. NEGURA BUNGET haben meine spirituelle Entwicklung für die letzten 15 Jahre definiert, und ich fühle, dass da noch ein langer Weg vor uns liegt, für mich selbst und für NEGURA BUNGET. Ich habe auch DIN BRAD, was mehr ein persönliches Projekt ist, aber ich sah es immer als etwas total unterschiedliches zu NEGURA BUNGET an.

Wie hast du die neuen Mitglieder für NEGURA BUNGET gefunden? Was brachte dich dazu, speziell diese Leute zu wählen?

Einige der aktuellen Mitglieder spielen bereits seit Jahren Live in NEGURA BUNGET, und ich wusste schon immer, dass sie offizielle Mitglieder der Band sein sollten. Die drei neuen Mitglieder zu finden war nicht einfach. Aber ich kannte sie alle bereits, und ich dachte einfach, sie würden zu uns passen. NEGURA BUNGET ist nicht die gewöhnliche Art von Band, wenn du einmal drin bist, musst du dich der Band zu 100% einsetzen und widmen. Dies war der wichtigste Aspekt nach dem ich suchte, als ich an sie herantrat. Bisher bin ich glücklich darüber zu sehen, dass ich die richtige Entscheidung getroffen habe.

Wie groß war ihr Einfluss auf das neue Album „Virstele Pamintului“? Befinden sich hierauf auch Songs und Teile, welche von Hupogrammos und Sol Faur geschrieben wurden?

Ihr Einfluss ist schon auf dieser ersten Veröffentlichung ziemlich groß. Wir erarbeiteten alles zusammen, und jeder hat einige persönliche Zeichen gesetzt. Es gibt darauf keine Songs, Parts oder Ideen, welche von Hupogrammos und Sol Faur geschrieben wurden. Die ganze Musik und die Texte für das neue Album wurden von der neuen Zusammenstellung der Band geschrieben.

Unglücklicher weise hattet ihr die Tour mit SATYRICON abgesagt. Was waren die Gründe hierfür?

Ja, das war eine große Enttäuschung für uns. Es gab einfach einige schlechte Absprachen um diese Tour. Der Organisator hat uns schlecht behandelt, so dass wir letztendlich unsere Beteiligung absagen mussten.

Das neue Album „Virstele Pamintului“ wird über Aural Music/Code666 Records veröffentlicht, während eure Re-Releases bei Prophecy Productions/Lupus Lounge erscheinen. Warum gibt es hier diese zweigleisige Strategie?

Das ist ziemlich einfach. Unser Vertrag mit Code666 war für drei Alben, „N crugu bradului“, „OM“ und nun „Virstele Pamintului“, während der Vertrag mit Prophecy für das vorherige Material, sowie drei neue Alben nach dem Ende des Geschäfts mit Code666 gilt. Wir gaben einfach Starthilfe, indem wir bereits unsere bisherigen Werke mit ihnen veröffentlichten, und nun eben noch „Maiestrit“, was eher neues Material enthält, als ein einfacher Re-Release zu sein.

Auf dem neuen Album wurden die Black-Metal-Elemente weiter runter geschraubt als früher, gleichzeitig finden wir darauf mehr Folklore. War dies eine natürliche Entwicklung, oder hattet ihr das in irgendeiner Weise geplant? Wie wichtig war es, den Anteil an Folklore zu erhöhen?

Es war einfach eine natürliche Entwicklung. In der Vergangenheit war unser Ansatz lyrisch näher mit unseren lokalen Elementen verbunden, während die Musik mehr dem Black Metal entsprach, aber mit der Zeit verschoben sich die Dinge ein wenig, die Musik wurde ein Ausdruck unserer lokalen Spiritualität, während die Texte auch mehr universelle Gestalten annehmen. Jedes Mal, wenn wir an neuem Material arbeiten, geht es darum, die Ideen und Bedeutungen auszudrücken, welche sie bestärken. Wir planen nicht wirklich, von dem etwas mehr und von dem etwas weniger, einfach die richtigen Bedeutungen, und diese ausdrücken.

Was kannst du uns über das lyrische Konzept hinter „Virstele Pamintului“ erzählen? Was ist die Bedeutung des Albumtitels?

Es bedeutet so viel wie „Alter der Erde/des Landes“. „Virstele Pamintului“ ist ein Album, welches sich um Plätze der Erde und Plätze der Spiritualität dreht, über Schrankenüberwindende Welten. Wir versuchten, ein spirituelles Konzept der lokalen Länder zu präsentieren, indem wir uns auf die verschiedenen Schichten, aus welchen diese bestehen, konzentrieren. Diese Schichten sind Zeitalter, welche wir auf den Songs des Albums erkunden. Auch wenn sie ziemlich verschieden sind, und manchmal auch weit voneinander entfernt, zeitlich oder in der Bedeutung, sind sie doch alle Teil eines einheitlichen Konzepts.

Um dir einige Beispiele zu geben, in dem Stück „Dacia Hiperboreana“ erkunden wir die spirituellen Pole dieses Landes zur Zeit der Antike (die Daker gelten als antike Vorgänger der Rumänen, Anmerk. d. Verf.). Einige Verbindungen, die man zwischen der lokalen dakischen Spiritualität und dem Vermächtnis der hyberboreanischen Spiritualität (ein sagenhaftes Land nach der griechischen Mythologie, Anmerk. d. Verf.) sind verblüffend und überraschend. In „Chei de roua“ erkunden wir eine spirituelle Schicht. Der Name „Chei de roua“, übersetzt so viel wie „Schlüssel des Taus“, ist ein Symbol der Zerbrechlichkeit des Weges, welchen wir benötigen, um Eingang in die spirituelle Welt zu finden, welche sich jenen öffnet, welche dem richtigen Pfad folgen. „Tara de dincolo de negura“, was so viel bedeutet wie „Das Land hinter dem dunklen Schleier“, erkundet die Verbindungen zwischen Welten, Welt der Spiritualität, Welt der Lebenden und der Welt der Toten, alles definiert nach lokalen Traditionen.

In diesem Zusammenhang, was bedeutet es für dich, in den Karpaten aufgenommen zu haben?

Jeder kleine Aspekt eines Albums ist wichtig. Wir sind glücklich, dass wir alles in unserem eigenen Studio aufnehmen konnten, daher können wir die Zeit für die Arbeit nutzen und das so lange, bis wir mit den Resultaten vollends zufrieden sind. Und wir waren dieses Mal sehr glücklich, dass wir für dieses Album in der Abgeschiedenheit der Berge arbeiten konnten, wo wir uns exklusiv darauf konzentrieren konnten, an seiner Form zu feilen. Es gibt dort nichts, verglichen damit, alle Zeit und Geist voll und ganz einem Projekt zu widmen.

Diesen Monat erfolgt auch die Veröffentlichung von „Maiestrit“, der neu aufgenommenen Version des klassischen „Maiastru Sfetnic“ Albums aus dem Jahr 2000. Dies waren die letzten Aufnahmen, an welchen du noch zusammen mit Hupogrammos uns Sol Faur gearbeitet hast. Wie verliefen die Aufnahmen im Studio, und was waren die Gründe für diesen Re-Release?

Die grundlegenden Aufnahmen wurden vor dem Auseinanderbrechen fertiggestellt, wir mussten danach nur noch die restlichen Aufnahmen abschließen. Unter diesen Umständen war es keine einfache Angelegenheit. Aber letzten Endes einigten wir uns darauf, dass sie das Material beenden, während ich mich um den Rest der Live DVD kümmerte, welche wir ebenfalls aufgenommen hatten. Diese wird später dieses Jahres über Prophecy veröffentlicht. Wir waren niemals richtig zufrieden mit der originalen Version von „Maiastru sfetnic“, und seit wir es damals fertiggestellt hatten, wollten wir es schon immer nochmals neu aufnehmen.

Euer internationaler Durchbruch als Band kam dann mit dem „OM“ Album, nach vielen Jahren harter Arbeit. Was denkst du, weshalb es so lange gedauert hat? Wenn du zurückblickst, was denkst du ist so besonders an „OM“, und wie gefällt dir das Album heutzutage?

Es war niemals einfach für uns, ein neues Album zu beenden. Das war unsere natürliche Weise zu arbeiten, und es war viele Male ziemlich frustrierend. Auf der anderen Hand, haben wir uns immer die Zeit genommen, welche wir benötigten, und haben niemals hastig etwas aufgrund einer Deadline fertiggestellt, mit dem wir nicht komplett zufrieden waren. Ich denke, das ist etwas, was man am endgültigen Resultat immer feststellen kann. Ich höre „OM“ immer noch gerne an und bin auch noch immer davon überzeugt, dass wir viele der Teile nicht besser hätten hinbekommen können.

Du hast ja schon selbst die DVD angesprochen. Anfang 2009 gab es erstmals die Newsmeldung, dass ihr an einer Live DVD namens „Focul Viu“ arbeitet, welche im Januar 2008 in Bukarest aufgenommen wurde. Kannst du uns hierzu schon weitere Details geben?

Ja, wir werden die DVD noch in diesem Jahr über Prophecy veröffentlichen. Darauf ist tatsächlich eine Show, welche wir im Januar 2008 filmten, enthalten, und es ist wahrscheinlich das größte Projekt, welches wir jemals in Angriff genommen haben. Wir planten das ganze Konzert mit den Video- und Audioaufnahmen im Hinterkopf, und die DVD wird sich nur auf diese Show konzentrieren. Sie wird 90 Minuten Länge haben.

Ihr werdet auf Tour kommen, was sehr schön ist! Was können wir von den Shows mit dem neuen Line-Up sowie dem neuen Album erwarten?

Ich schätze, das musst du selbst erfahren und dann für dich selbst entscheiden. Was ich sagen kann ist, dass wir ein neues Bühnenkonzept für diese Tour haben werden, wir werden hauptsächlich die neuesten Veröffentlichungen der Band präsentieren, aber auch einige Songs aus der Vergangenheit.

Hast du schon etwas von DORDEDUH, der neuen Band deiner Ex-Mitglieder, gehört? Wie gefällt es dir?

Ich habe sie Live gesehen. Ich mochte die Parts, welche wir gemeinsam komponiert hatten, und sie entschieden sich dazu, diese als ihre eigenen auszugeben, hehe. Ich bin mir sicher, dass sie qualitative Musik machen werden.

Was bedeutet Black Metal für dich?

Ich sehe Black Metal als ein universelles, überweltliches Konzept, eines, welches mein Leben komplett verändert hat, und was mein Leben ständig weiter verändert.

Vielen Dank für das Interview! Die letzten Worte gehören dir!

Dir vielen Dank für die Unterstützung! Stay Black!

17.03.2010

Geschäftsführender Redakteur (stellv. Redaktionsleitung, News-Planung)

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