Truppensturm
Truppensturm

Interview

Brutal – viel mehr fällt mir zum neuen TRUPPENSTURM-Album nicht ein, denn die drei Herren aus dem Westen Deutschlands haben mich mit "Salute To The Iron Emperors" einfach weggeblasen. Eine Frage der Ehre also, Vangard, der nun eine ‚richtige‘ Band um sich geschart hat, mit ein paar Fragen auf den Pelz zu rücken. Deren Beantwortung wollen wir Euch natürlich nicht vorenthalten, hier also mein Bericht von der Front. Feuer frei!

TruppensturmZuerst bleibt mir erstmal nichts weiter übrig als zu gratulieren. Euer neues Werk ist wirklich fantastisch geworden. Wie fühlt man sich nach getaner Arbeit?

Hallo Philip,
es freut mich, dass Dir unser neues Werk so gut gefällt! Wir haben lange genug daran gearbeitet und sind nun froh, dass es endlich im Kasten ist und veröffentlicht werden kann. Jetzt bin ich sehr gespannt darauf, wie die Veröffentlichungen letztendlich aussehen werden.

Welche Art von Veröffentlichungen wird es denn geben? Es war bereits etwas von einer besonderen Vinyl-Version zu lesen – wie wichtig sind Euch Editionen dieser Art?

Von Ván-Records ist man es ja inzwischen gewöhnt, dass fast alle Veröffentlichungen etwas Besonderes sind. Es wird eine normale CD geben sowie eine ’normale‘ Vinylversion, die allerdings schon aufwendiger sein wird als das Wort ’normal‘ vermuten lässt.
Nun, in der Band gibt es eine gewisse Vorliebe für Vinyl. Insofern ist es uns schon wichtig, dass wir auch LPs veröffentlichen können. Weiterhin ist es mit Sveinn nicht möglich, einfach nur eine CD und eine LP zu veröffentlichen – irgendwas denkt der sich immer wieder auf´s Neue aus. Man darf gespannt sein.

Beginnen wir doch einmal bei der äußeren Verpackung, die sicherlich für viel Gesprächsstoff sorgen wird. Wie man bisher vernehmen konnte, gibt es wohl nur eine Möglichkeit: Sie zu hassen oder sie zu lieben. Welcher Gedanke steht dahinter und wer ist dafür verantwortlich?

Verantwortlich für das Cover zeichnet sich der Illustrator Josh McAlear .Ich bin über sein Plakat für das erste „Nuclear War Now“- Fest auf ihn gestoßen. Der Stil sowie die Atmosphäre dieses Posters haben mich so sehr beeindruckt, dass ich, nach kurzer Rücksprache mit Sveinn (der schließlich die Kosten tragen sollte), eine Anfrage bei Josh gestartet habe.
Zu meiner Verwunderung sollte sich herausstellen, dass Josh uns schon kannte und unsere Musik mochte. Also haben wir ihm kurzerhand den geplanten Titel „Salute To The Iron Emperors“ mitgeteilt und ihm einige Demoaufnahmen zum zweiten Album zukommen lassen.
Abgesehen von ein paar kleinen Randbedingungen ließen wir ihm absolute Freiheit für den ersten Entwurf. Als schließlich die erste grobe Zeichnung von ihm kam, war ich wirklich platt! Es handelte sich zwar nur um eine grobe schwarz/weiß Skizze – aber von diesem Moment an war ich von diesem Cover völlig begeistert.

Musikalisch gibt es wieder gewohnt brutale Kost. Van benennt das Ganze als Death Metal, ich las aber auch schon von War-oder eben Black Metal. Ist Euch eine passende Betitelung wichtig? Oder lasst Ihr einfach die Musik für sich sprechen, immerhin hat der Name TRUPPENSTURM bereits einen gewissen Klang im Underground.

Natürlich bin ich kein Freund dieser Stilbezeichnungen – aber in irgendeine Schublade wird man schließlich gesteckt. Interessant finde ich es zu beobachten, dass es bei TRUPPENSTURM scheinbar schwer fällt, uns direkt in irgendeine Schublade zu stecken. Wir halten uns schließlich bewusst daran, unseren eigenen Vorgaben zu folgen und nicht den Erkennungsmerkmalen eines bestimmten Genres.

Mal abseits der Stilbezeichnungen: Welches Publikum wollt Ihr denn mit TRUPPENSTURM erreichen? Und was kann der geneigte Hörer von „Salute To The Iron Emperors“ erwarten?

Ich denke nicht, dass wir ein bestimmtes Zielpublikum erreichen wollen. Bisher habe ich feststellen dürfen, dass unsere Liebhaber aus vielen unterschiedlichen Sparten des Metals kommen. Grundvoraussetzung ist jedoch sicherlich eine Vorliebe für sehr extreme und schnelle Musik.
Es fällt mir schwer zu beurteilen oder zu umschreiben, was man von unserem Album erwartet kann. Ich kann auch nicht neutral darüber urteilen, wie wir uns im Gegensatz zum ersten Album weiterentwickelt und dadurch evtl. verändert haben. Daher bin ich gespannt darauf, was ich in dem einen oder anderen Review zum Album lesen darf.

TRUPPENSTURM ist nun eine vollwertige Band. Inwiefern hat das die Arbeitssituation/das Songwriting beeinflusst und wie beurteilst Du Eure Zusammenarbeit?

Aus persönlichen Erfahrungen heraus haben wir irgendwann angefangen Soloprojekte zu gründen.
So verfolgte ein jeder mit seinem Projekt sein eigenes Ziel (Weigand mit KERMANIA, Meilenwald mit THE RUINS OF BEVERAST und ich mit ABUSUS) und wir konnten unsere Ideen besser entfalten. So war jeder in der Lage seine Ideen und Konzepte ohne Einschränkungen zu erschaffen und zu entwickeln. Benötigte jemand von uns Hilfe bei den Aufnahmen, so haben wir uns gerne untereinander geholfen.
Anfangs wollten mir die beiden bei TRUPPENSTURM einfach nur live aushelfen. Es ging im Grunde nur darum, die Lieder der EP für unser erstes Konzert in Arnheim spielen zu können. Da uns für diesen Gig jedoch noch ein paar Lieder fehlten, fing ich an, weiteres Material zu schreiben. Hierbei haben sich Meilenwald und Weigand natürlich schon in der Ausführung meines Songwritings eingebracht und somit den Charakter der Lieder beeinflusst. Inzwischen ist dieser Einfluss so weit gewachsen, dass die letzten Entscheidungen in der Band zwar weiterhin bei mir liegen, aber TRUPPENSTURM heutzutage einfach anders klingen würden, wenn ich weiterhin alles alleine machen würde.
Wichtigster Bestandteil der Band ist und bleibt jedoch die Freundschaft und der Spaß an der Sache.

Was den Sound angeht, so hat Dir Gnarl (GRAUPEL, VERDUNKELN) unter die Arme gegriffen. Wie bewertest Du diese Kooperation. Eine Zusammenarbeit für die Zukunft?Was macht für Dich den optimalen TRUPPENSTURM-Sound aus?

Die Kooperation mit Gnarl erwies sich leider als schwierig, was nicht an seiner Person lag – sondern an der Tatsache, dass er von Aachen nach Bochum gezogen ist und wir den ganzen Mix per Mail ausgearbeitet haben. Zudem musste er mit unseren Aufnahmen arbeiten, da wir ursprünglich alles selber machen wollten. Aber er hat einen guten Sound abgeliefert und unsere Vorgaben beachtet. Grundsätzlich kann Gnarl inzwischen einen hochwertigeren Sound erzeugen, aber bei TRUPPENSTURM wollten wir uns weiterhin eine dreckige und böse Atmosphäre bewahren und keinen klinisch reinen Studio-Sound erreichen. Der optimale TRUPPENSTURM-Sound besteht aus tiefen, bösen Stimmen, fetten Gitarren und einem sehr speziellen Schlagzeug-Sound.

Würdet Ihr den Sound des neuen Albums als Referenzsound für künftige TRUPPENSTURM-Veröffentlichungen bezeichnen oder seht Ihr noch Platz nach oben auf der ‚Skala der dreckigen Atmosphäre‘?

„Dreckiger geht immer“ würde Gnarl jetzt sagen. Nein, falls es eine neue TRUPPENSTURM Scheibe geben sollte, würde diese sicherlich in Songwriting und Sound eine Weiterentwicklung der bisherigen Sachen darstellen. Der Sound, den ich mir vorstelle, ist stark abhängig vom Charakter der Lieder. Wir entwickeln unsere Fähigkeiten gerne weiter – daher werde wir nicht auf der Stelle trampeln und versuchen einen Sound krampfhaft beizubehalten.

Betrachtet man nun noch das Label, so kann man fast behaupten „Salute To The Iron Emperor“ ist eine ‚Familienproduktion‘. Legt Ihr Wert darauf, dass, was die gesamten Belange des Albums angeht, Freunde involviert sind?

Ja – definitiv! Es ist bedeutend einfacher miteinander zu arbeiten, wenn man die Eigenarten des Anderen schon seit vielen Jahren kennt. Das betrifft die Band als auch Sveinn mit seinem Label. Wir haben bei TRUPPENSTURM eine sehr unprofessionelle Arbeitsweise, mit der nicht jedes Label umgehen könnte oder wollte.

Liegt diese ‚unprofessionelle Arbeitsweise‘ ganz einfach in Eurer Natur oder könnte man sogar von mangelndem Interesse sprechen, was das ganze Business angeht? So nach dem Motto: Das Ding ist draußen, wir sind damit glücklich, aber lasst uns bloß mit dem ganzen PR-Scheiß in Ruhe?

Musik ist mein Hobby – nicht mehr und nicht weniger. Das ist auch gut so, da es wichtigere Sachen im Leben gibt und ich mir den Spaß an meinem Hobby nicht nehmen lassen möchte. Ich kann nicht von der Hand weisen, dass mir das ‚Business‘ ein wenig auf den Sack geht. Ich pflege keine großen Kontakte zu anderen Bands und interessiere mich nicht sonderlich für die Szene.
Mir macht ausschließlich die direkte musikalische Arbeit Spaß – das ganze Drumherum mit Außendarstellung, Interviews und Kontakten pflegen ist wahrlich nicht mein Ding. Aber all dies ist Teil einer Maschinerie, die dazu beiträgt neue Hörer zu gewinnen und auch um genügend Zuschauer auf Konzerten zu erreichen.
Unsere unprofessionelle Arbeitsweise resultiert im Grunde daraus, dass wir unter der Woche keine Zeit für die Band finden. Wir haben es leider noch nicht zu Berufsmusikern geschafft und müssen uns nebenbei mit unseren Chefs rumärgern.

Leider liegen mir keine Texte vor, allerdings war Euer ‚Chef‘ so freundlich mich darauf hinzuweisen, dass das aktuelle Werk sich keineswegs nur um das Thema Krieg dreht, wie ich angenommen hatte, sondern neben diesem Thema auch eher dunkle, satanische Ideen aufgreift. Gibt es einen lyrisches Gesamtkonzept auf „Salute To The Iron Emperor“?

Ehrlich gesagt gibt es kein Gesamtkonzept hinter diesem Album. Wir haben es in der Vergangenheit vielleicht verpasst uns zwischen beiden Themen zu entscheiden. Auch hier bewegen wir uns zwischen den Schubladen und genießen inzwischen diese thematische Freiheit. Wobei natürlich eine primär martialische Thematik nicht von der Hand zu weisen ist.

Empfindet Ihr das Thema Krieg lediglich aufgrund seiner martialischen Ausstrahlung als interessant? Immerhin geht es dadurch natürlich einher mit dem musikalischen Konzept von TRUPPENSTURM. Oder geht Ihr darüber hinaus auch historisch in die Tiefe, wie Titel wie „Gustav- The Great“ annehmen lassen? Ich nehme an, es dreht sich dabei um den schwedischen König Gustav Adolf II?

Krieg ist die brutalste Form von Hass, die ein Mensch ausüben kann. Nichts passt thematisch besser zu der Art von Musik, die wir spielen. Dahinter sind allerdings keine weiteren politischen oder historischen Ansichten oder besondere Vorlieben für den Krieg zu finden.
Der Titel „Gustav – The Great“ ist vielleicht ein wenig irreführend, da es sich eigentlich um eine der größten, je gebauten Kanonen handelt, die den Namen ‚Schwerer Gustav‘ trug.
Inhaltlich behandeln wir im Grunde den Gigantismus und Größenwahn dieser absurden Waffe.

Da ich nun schon einmal daneben lag, wage ich mich gleich nochmal an den zweiten Titel, der mir besonders aufgefallen ist: „Huertgen“ ist mit 27 Sekunden nicht nur der kürzeste Song des Albums, es ist auch ein Ort ganz in der Nähe von Aachen, in dem historisch gesehen recht viel los war. Worum geht es also in dem Song? Die Schlacht vom Hürtgenwald oder eine Ode an die Heimat?

In erster Instanz stand der Gedanke ein max. 30 sek. langes Lied zu schreiben, welches noch einen Hauch schneller sein sollte als die restlichen Songs auf dem Album. Nach kurzer Überlegung entschlossen wir uns dazu, in wenigen Sätzen das sinnlose Gemetzel im Huertgenwald zu umschreiben. Es ist heutzutage immer noch gefährlich dort abseits der Wege spazieren zu gehen – und dadurch zu einem natürlichen Mahnmal geworden.

Hast Du eine Präferenz: Musik oder Texte? Welche Rolle spielen die Texte im Gesamtkonzept/Gesamterscheinungsbild von TRUPPENSTURM?

Ich persönlich habe eine Präferenz, die allerdings nicht auf die restlichen Bandmitglieder und deren Schaffen anzuwenden ist. Mir bedeutet die Musik einfach mehr als Text. Das liegt sicherlich ein wenig daran, dass es mir selber schwer fällt Texte zu schreiben. Zum Glück steuern Weigand und Meilenwald immer wieder Texte bei, die ich für TRUPPENSTURM nur allzu passend finde. Musik kann auch wortlos Gefühle erzeugen – daher sehe ich die Stimme und dessen Text nur als ein weiteres Instrument.

Wenn man Euch live genießt, dann fällt die unbändige Energie und brutale Stimmung auf, sowohl auf als auch vor der Bühne. Ist es Euch wichtig, dass das Publikum entsprechend auf Eure Musik reagiert? Was sieht Ihr als Voraussetzung für einen wirklich gelungenen Gig an?

Ich kann ehrlich gesagt, nicht von mir behaupten, dass ich energiegeladen oder aggressiv auf die Bühne gehe. Ich versuche zwar immer wieder daran zu arbeiten, weil es natürlich Einfluss nimmt auf den Eindruck, den eine Band bei den Zuschauern hinterlässt. Aber als erstes schau‘ ich immer, dass ich mich bloß nicht verspiele.
Der Moshpit, der seit je her bei einigen Aachener Bands auftritt, wird immer wieder von denselben Personen eingeleitet. So unterstützen sich einige Aachener Bands nun mal untereinander.
Das nervt zwar den einen oder anderen Konzertbesucher, der vielleicht lieber die Augen schließen und träumen möchte – aber manchmal kann der Hörgenuss nicht mehr durch einfaches bangen befriedigt werden. Und bei TRUPPENSTURM ist bangen eh sinnlos, weil wir schneller sind als Eure Köpfe sich drehen können!

Ein gelungener Gig besteht aus viel Bier, einem guten Catering, einer passenden Location und vielen netten Leuten, die man an diesem Abend trifft oder kennen lernt. Wenn dann noch der Sound und das Licht atmosphärisch wirken und wir keine groben Verspieler haben, kann man von einem gelungenen Gig sprechen. Bisher gab es in meinen Augen nur einen perfekten Gig von TRUPPENSTURM. Der wurde Ende 2008 von Sveinn in Aachen organisiert, als wir zusammen mit THE DEVIL’S BLOOD, URFAUST und GRAUPEL spielen durften. An diesem Abend stimmte einfach alles. Da meine Grippe an diesem Abend seinen Höhepunkt erreichte, musste ich vollgepumpt mit Medikamenten auf die Bühne. Komischerweise half mir das bei meiner Performance sehr.

Haha, wobei Eure Musik ja nun auch wirklich mehr zum Moshen denn zum Träumen mit geschlossenen Augen einlädt. Wie sieht es denn generell mit Gigs aus? Wollt Ihr deren Anzahl überschaubar halten, sei es aus Desinteresse oder Zeitmangel, oder könntet Ihr Euch vorstellen auch mal eine Tour zu fahren?

Eine Tour wäre nur bedingt möglich, da jeder von uns Verpflichtungen hat, bei denen es nur allzu schwer werden würde, alle unter einen Hut zu bekommen. Weigand zum Beispiel ist Vater von zwei Kindern – da kann man nicht mal kurz seinen Jahresurlaub für die Band aufbrauchen.
Ein allgemeines Desinteresse hinsichtlich Konzerten gibt es bei uns aber nicht – wir spielen gerne live und würden auch eine Tour mitmachen. Ich gehe aber mal davon aus, dass sich unsere Konzerttätigkeiten weiterhin nur auf einige Wochenenden im Jahr beschränken werden.

Dann bedanke ich mich bei Dir für das Interview und überlasse Dir das Wort für die letzten Worte

Ich möchte vor allem Sveinn für seine Arbeit und sein Vertrauen gegenüber der Band über die letzten Jahre danken! Weiterhin bedanke ich mich bei Metal.de für dieses Interview – vielleicht spricht man sich bald wieder!

29.05.2010

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