Superbutt
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Interview

Mit ihrem neuen Werk „You And Your Revolution“ können sich die Ungarn SUPERBUTT jetzt auch europaweit etablieren. Wir nutzten die Gelegenheit, Sänger Andras ein wenig über das Album, die Geschichte der Band und die weiteren Pläne auszuquetschen.

Superbutt

Hallo Andras, danke, dass du dir die Zeit für dieses Interview nimmst.
Für alle, die euch noch nicht kennen: bitte stelle eure Band kurz vor und schildere so ein wenig euren bisherigen Werdegang.

Hallo an alle – wir sind SUPERBUTT, die Band mit dem bekloppten Namen, ihr wisst schon! Ich find es wirklich gut, dass mal jemand nicht gefragt hat, warum wir diesen Namen gewählt haben…
Jedenfalls kommen wir aus Budapest in Ungarn und uns gibt es schon seit ungefähr 9 Jahren. Wir haben 4 Alben herausgebracht und auch eine EP, dazu touren wir eine Menge in Europa herum, und zum Glück lieben wir die Musik wie am ersten Tag, also hoffe ich, dass für uns bald noch sehr viel mehr kommt.

Was war damals eure Intension und Motivation, SUPERBUTT zu gründen? Und wart ihr zuvor in anderen Bands aktiv?

Ja, alle Gründungsmitglieder waren vorher auch schon in Bands als wir SUPERBUTT 2000 ins Leben gerufen haben. Man könnte sagen, dass wir alle ein wenig müde und genervt von den alten Projekten waren und wir uns dann genau im richtigen Moment gefunden haben, um etwas Neues zu machen.
Obwohl ich der Einzige bin, der von diesem Line-Up noch übrig geblieben ist, hat sich die Motivation von damals nie geändert: die Musik spielen, die wir mögen; auf Tour gehen; die Welt entdecken und kennen lernen in jeder Art und Weise, während wir uns selbst verwirklichen und eigentlich nur das Leben leben, das für uns sinnvoll ist und auch gleichermaßen einfach Spaß macht.

Seit wenigen Wochen ist euer Album „You And Your Revolution“ auf dem Markt. Wie sind die ersten Reaktionen bisher ausgefallen?

Überraschenderweise sehr gut! Es ist aber schon ein wenig witzig, dass die Leute in Deutschland denken, wir seien Promis in Ungarn… was wir nicht sind. Ich meine, klar, uns geht es gut, aber wir sind trotz dessen noch ein Stück davon entfernt, eine Major Rockband zu sein. Wir sind kein #1 mega-beworbenes Metal-Projekt in Ungarn, ich würde uns noch immer zu den Underground-Bands zählen. Aber das ist vollkommen okay, denn wir wollen auch keine lokalen LINKIN PARK oder so etwas in der Art werden. Dazu sind wir wahrscheinlich auch zu alt und hässlich, haha – wir brauchen uns da keine Sorgen machen, fürchte ich.
Nein, ernsthaft – wir schätzen es sehr und freuen uns, dass unser neues Album von fast jedem gemocht wird, und wir hoffen, wir können auch weiterhin so begeistern.

Eigentlich habt ihr das Album bereits Ende 2008 fertiggestellt. Was war der Grund, dass es nun erst so spät erhältlich ist?

Es waren ausschließlich formale Probleme. Die Veröffentlichung in Ungarn brauchte nicht viel Vorbereitung, da konnte das Album in den Handel gestellt werden, nachdem das Material fertig war. Wir wollten eh mit dem Veröffentlichen in Deutschland und anderen europäischen Ländern ein wenig warten, weil wir zwei Wochen vor Weihnachten 2008 dann doch unpassend fanden.
Dann wechselte unsere Plattenfirma ihren Vertrieb und auch noch das Büro im Frühjahr diesen Jahres. Plötzlich war es Sommer und wir waren mit all den Festivals und der Reiserei beschäftigt – schon war es Herbst 2009 und wir konnten „You And Your Revolution“ endlich auch außerhalb unserer Heimat herausbringen.
Ich weiß, dass es jetzt fast ein Jahr Zeitdifferenz ist, aber das ändert eigentlich nichts. Ich meine, wer auch immer die Band schon vorher kannte, wird sich das Album schon vor einem Jahr gekauft oder gedownloaded haben, und wer uns jetzt das erste Mal gehört hat, der bekommt eben ein „frisches“ Album.

Warum habt ihr gerade diesen Albumtitel gewählt? Soll er eine Message transportieren?

Ich denke, Ironie ist eine der besten und wichtigsten Waffen, die wir gegen die Grausamkeiten dieser Welt besitzen, und der Albumtitel ist irgendwie mit dem Glauben daran verbunden.
Ja klar, wir mögen meinen, das was wir tun, sei revolutionär, und dabei meine ich nicht die Musik an sich, aber das volle Konzept mit dem „in einer Band sein“, frei und rebellisch sein, etc., aber für andere ist es möglicherweise nur ein Witz. Und obwohl es nicht unseren Enthusiasmus entkräften soll, so müssen wir doch immer auf der Hut sein, dass die Welt da draußen oft nur auf diesen großen Enthusiasmus mit Sätzen wie „Oh Jungs, ihr seid’s wieder mit euren tollen Revolution – ja, klar… viel Glück…“ reagiert.

Und wovon genau handeln die einzelnen Songs? Steht möglicherweise ein durchgehendes Konzept dahinter?

Es gibt kein Konzept, in dem wir eine Geschichte in zehn Songs erzählen oder so. Es ist mehr ein Gebilde aus Gedanken und Gefühlen. Wenn ich die Lyrics zusammenfassen müsste, wäre es wahrscheinlich dieser Satz aus unserem Song „In Vain“: …Praise How We Struggle In Vain…

Die Vorgänger-Werke bekamen schon gute Kritiken. Seht ihr „You And Your Revolution“ noch mal als Steigerung, bzw. als die Krönung eures bisherigen Schaffens?

Technisch gesehen war es auf jeden Fall eine Steigerung der vorherigen Alben, aber auch so war es die aufregendste Produktion, die wir je erlebt haben – wir sind immerhin ein paar Mal nach Stockholm geflogen und haben mit Leuten gearbeitet, die in ihrem Job nicht nur unglaublich gut sind, sondern die wir auch noch von damals aus dem Fernsehen kennen und von denen wir niemals gedacht hätten, dass sie einmal unsere Freunde sein werden. Ich meine, wie cool ist es denn, mit den Jungs von CLAWFINGER, MESHUGGAH, ENTOMBED und manchmal sogar mit Mitgliedern von den HELLACOPTERS nach den Stunden im Studio einen trinken zu gehen? Das ist schon eine nette Runde, oder?
Natürlich hatte der Spaß drum herum nichts mit der Produktion an sich zu tun, aber auch das war uns wichtig.
Es ist nicht so, dass man in Ungarn keinen guten Sound kreieren kann. Es gibt viele großartige Alben, die in lokalen Studios und von ungarischen Produzenten aufgenommen werden und auch ausländische Bands, die extra nach Budapest kommen, um ihre CDs aufnehmen, weil es weniger kostet und man ein unglaublich gutes Arbeitsklima genießt. Aber genau das war auch der Grund, warum wir das nicht wieder wollten – wir wollten mit anderen Leuten arbeiten und etwas, was wir zuvor noch nicht gemacht hatten. Wenn ich mir das Endergebnis anhöre, bin ich froh darüber, dass wir das getan haben und wir werden es bestimmt wieder tun.

Das Artwork von „You And Your Revolution“ ist schon ein bisschen auffällig. Was soll die geköpfte Lady symbolisieren?

Eine der ersten Ideen für den Titel war „Head“ und das Artwork-Konzept sollte natürlich auch von dieser Idee geprägt sein. Später haben wir uns dafür entschieden, den Titel zu ändern, weil es irgendwie nicht mehr passte, das Design haben wir jedoch behalten. Ich weiß nicht, ob wir mit diesem Design eine bestimmte Intention verfolgen. Ich finde es besser, wenn jeder seine eigene Erklärung dafür findet. Es sieht bizarr aus, ist aber gleichzeitig sehr ästhetisch. Das ist genug für mich, um es zu lieben.

Nicht viele ungarische Bands können einen größeren Bekanntheitsgrad erzielen. Ihr habt es dennoch geschafft, dass ihr über die Grenzen der Heimat bekannt werdet. Wie schwierig ist es eigentlich für eine ungarische Band, sich international zu etablieren und was war euer Erfolgsrezept?

Es ist wirklich sehr schwierig, international bekannt zu werden… selbst wir haben ja schon unsere Mühe damit. Aber ernsthaft – ich bin nicht sicher, dass es ein Erfolgsrezept gibt und auch nicht, dass Erfolg messbar ist.
Es gibt nur eine Regel: Wenn du all das für Ruhm oder dem Geld machst, wirst du nicht glücklich werden. Es wird immer Jemanden geben, der erfolgreicher ist oder jedenfalls zu sein scheint und selbst wenn du die berühmteste Band der Welt bist, wird das nicht für immer anhalten. Musikmachen sollte kein Rennen oder kein Wettbewerb sein. Wenn man anders denkt, bringt das nur Bitterkeit, weil man nicht gewinnen kann. Ich sehe das so, dass man das einfach für sein eigenes Vergnügen machen sollte. Solange man sich daran erfreut, Musik zu machen, auf Tour zu gehen und Platten aufzunehmen, sollte man es tun!
Nicht auf andere achten, hart arbeiten und immer wieder mal zurückschauen, um zu sehen, was man alles durchgemacht hat, wie viele Orte man schon gesehen hat, wie viele Freunde man gemacht hat und wie viele deiner Kindheitsträume sich erfüllt haben – DAS nenn ich Erfolg, nichts anderes.

Ihr habt in 2004 den „Best-Modern-Rock-Band-Of-The-Year-Award“ des ungarischen MTV erhalten. Gab das eurer Karriere nochmal einen Schub?

Nicht wirklich. Es war eine tolle Veranstaltung, aber meine größte Sorge an dem Abend war, was ich mit diesem Bilderrahmen machen sollte, der einem da als Award ausgestellt wird. Ich wollte ihn nicht den ganzen Abend in der Hand halten und damit die ganze Nacht rumlaufen, also hab ich ihn schließlich an der Garderobe abgestellt… das soll jetzt nicht heißen, dass uns Awards nichts wert sind – wir freuen uns natürlich, wenn wir einen bekommen – aber es sind keine Highlights in unserer Karriere, eher eine nette Erinnerung und ein schönes, gerahmtes Bild.

Ihr lasst euch stilistisch ziemlich schlecht kategorisieren, finde ich. Es spielen Einflüsse von Metal, Rock, Alternative und Hardcore eine Rolle, und das ganze auf einer recht modernen Basis. Wie würdet ihr euren Stil denn selbst in einem Begriff umschreiben? Und von wem lasst ihr euch musikalisch inspirieren?

In einem Wort? Rock’n’Roll! Das sollte alles sagen. Wenn ich mir ansehe, wovon wir inspiriert werden, gibt es verschiedene Quellen, ganz klar. Jeder in der Band hört ganz unterschiedliche Musik, von 80ies Glam Metal (Peter, der Drummer) bis hin zu Black und Death Metal (Attila, einer der neuen Gitarristen, der auch in SEAR BLISS – DER führenden, ungarischen Black Metal Band spielt), mit oldschool Sachen wie OZZY oder AC/DC und neuerer Musik wie CONVERGE oder LAMB OF GOD. Man kann uns einen ziemlich kreativen Haufen nennen, der sich seine Ideen von überall her zusammensammelt… oder es einfach so sehen, dass wir uns unsere Musik schamlos von ganz vielen Quellen zusammenklauen, haha. Aber egal, wie man es nun hinnimmt, bei uns kommt alles in einen Topf und ergibt eine super Mischung, denke ich.

Wer ist für das Songwriting – sowohl musikalisch wie textlich – zuständig?

Die Musik wird normalerweise von der ganzen Band geschrieben, nachdem die Gitarristen angefangen haben, an einer bestimmten Idee zu arbeiten. Wir arbeiten dann alle zusammen an den Songs, bis am Ende jeder glücklich und zufrieden damit ist. Die Texte werden von mir geschrieben.

Deinen Gesang finde ich äußerst markant. Teilweise geht dein rauhes Organ fast in Bereiche von Growls. Mich würde interessieren, ob das der normale Stimmklang ist, oder ob du diesen Eindruck durch eine bestimmte Singtechnik ganz bewusst erzeugen willst.

Nein, gar nicht. Ich glaube, ich bin einfach nur ein schlechter Sänger und das kommt dabei raus, wenn ich versuche, zu singen… Haha.

Mit welchen anderen ungarischen Bands seid ihr näher befreundet? Wie gut kennt man sich eigentlich in der ungarischen Szene untereinander? Ich hatte vor einiger Zeit ein Album der ungarischen Folk-Metal-Band DALRIADA reviewed. Das ist von eurer Musik natürlich ein Stück weit entfernt, aber kennt ihr die Band vielleicht?

DALRIADA kommen aus einer ganz anderen Stadt als wir, und wir kennen uns eigentlich nicht persönlich, aber wir wissen, dass sie mit ihrem letzten Album ganz gut unterwegs sind, und wir sind natürlich immer erfreut darüber, wenn eine ungarische Band Aufmerksamkeit bekommt. Andere heimische Bands, die unsere Freunde sind und die ich definitiv weiterempfehlen kann, sind BRIDGE TO SOLACE, die wirklich großartige Typen aus der Hardcore-Szene sind, oder BLIND MYSELF, eine vielschichtige Metalband, deren letztes Video „Lost In Time“ in den Top 50 der amerikanischen MTV’s Headbangers Ball Jahrescharts waren.
Ich könnte dir eine lange Liste mit Bands geben, die allesamt großartig sind. Manche davon haben auch schon in Deutschland gespielt, aber wenn man sich für die ungarische Musikszene interessiert, ist es echt das Einfachste, im Sommer zum Sziget Festival nach Budapest zu kommen… Sziget hat inzwischen 20 Bühnen, und innerhalb von einer Woche kommen über eine halbe Million Leute aus ganz Europa. Man hat dort immer eine super Zeit und man kann eine Menge neuer Bands auschecken. Es lohnt sich auf jeden Fall.

Wie sehen eure momentanen Live-Aktivitäten aus? Kann man euch möglicherweise demnächst mal im deutschsprachigen Raum live sehen?

Wir sind gerade dabei, viele Shows in Ungarn und den Nachbarländern wie Österreich, Slowenien, Serbien zu spielen. Die meisten Wochenenden sind somit komplett ausgebucht und wir bleiben busy – immerhin bis Ende März.
Danach kommen wir zurück nach Deutschland, nachdem wir im September mit MUCKY PUP zusammen getourt haben. Vielleicht als Support einer anderen Band, wir wissen es noch nicht. Wir arbeiten derzeit an den Details, und sobald etwas feststeht, lassen wir euch das natürlich wissen.

Was wäre denn überhaupt euer großer Traum, wo ihr gerne mal auftreten würdet, egal ob Arena oder Festival?

Auf dem Bankett der ungarischen Nationalmannschaft des Ice-Hockey-Teams, nachdem sie die Weltmeisterschaft gewonnen haben! Aber die Fußballmannschaft würde es auch machen. Ich fürchte aber leider, dass ich darauf noch ein bisschen länger warten muss… nun ja, wir sollten die Hoffnung nicht aufgeben, oder?

Möchtest du unseren Lesern noch ein paar abschließende Worte mit auf den Weg geben?

An alle, die das Interview bis hierher gelesen haben: Ich bewundere eure Geduld, um etwas so Langes lesen zu können und möchte euch für das Interesse an SUPERBUTT danken! Ich hoffe, wir können euch alle einmal auf einer Show treffen…

Andras, noch mal danke für die geduldige Beantwortung unserer Fragen und noch viel Spaß mit deiner Band und der Musik!

Vielen Dank, es war mir eine Freude!!

Und wer nun doch noch wissen will, wie der Bandname zustande kam, kann sich gerne noch unser Interview von 2004 durchlesen 😉

11.12.2009

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