Albez Duz
Albez Duz
Interview
Zu meiner eigenen Überraschung hat mich das Debüt von ALBEZ DUZ doch mehr als überzeugt, obwohl ich Doom eigentlich selten bis gar nicht mag. Die Berliner schaffen es aber, mit ihrem Retrosound ein sehr schweres und druckvolles Stück Musik abzuliefern, so dass ich nicht umhin kam, der Band mit ein paar Fragen auf den Pelz zu rücken.
Jut, also, dann erzähl zuerst doch mal bitte ein wenig zum Hintergrund von ALBEZ DUZ.
Die Idee, die Band zu gründen, kam mir so 2006, verschwand aber kurz danach wieder in der Schublade. Wir alle waren zu diesem Zeitpunkt noch zu sehr mit unseren alten Bands beschäftigt. Mit ALBEZ DUZ wollen wir nun einen Gegenpol zu unserem bisherigen Schaffen entwickeln. Ergo Musik machen, die mit einfachsten Mitteln und so gut wie keinen technischen Raffinessen auskommt. Vor allem weg von hochgepitchten, leblosen Digitalproduktionen, die man kaum noch unterscheiden kann und die nur die Aufgabe haben „zu knallen“. Das mag man als Hörer erstmal gut finden, jedoch fehlt uns die Langzeitwirkung, und solche Alben landen nach kurzer Zeit meist wieder im Regal. Wir entdeckten unsere Liebe zu alten, zeitlosen Platten schnell wieder. Platten aus den frühen Neunzigern, wie die ersten Werke von z.B TIAMAT, PARADISE LOST, WINTER, AMORPHIS bis hin zu alten Siebziger-Schinken – HAWKWIND, BLACK WIDOW oder PINK FLOYD usw. Sprich Musik mit Spirit und Herz. Uns war danach zu diesen Wurzeln zurückzukehren und uns vom alten Feeling etwas treiben zu lassen.
Wie kam es zu Eurem Bandnamen und wofür steht er?
Wir wurden schon oft nach der Bedeutung gefragt. Viele vermuten einen Fantasienamen oder oder fremde Sprache dahinter. Von daher ist wohl eine kurze Erklärung angebracht. Tatsächlich stammt ALBEZ DUZ aus der mittelhochdeutschen Sprache von vor ungefähr 800 Jahren. ALBEZ ist der Schwan, DUZ steht für Rauschen, Getöse, Lärm. Wir suchten lange und wählten diesen Namen, weil er merkwürdig anmutet und einfach knallt. Der Bedeutung des Schwans interpretieren wir auf sehr eigene Art und Weise, das lässt sich wirklich schwer in Worte fassen.
In Eurer Bandbio steht zu lesen, dass es bei ALBEZ DUZ nicht um die Namen/Personen, die hinter der Musik stehen, geht, sondern um die Band, die sich als Einheit versteht. Woher kommt diese Idee, was für ein Gedanke verbirgt sich dahinter?
Das hat mehrere Gründe. In der Band gibt es zwar grundsätzlich einen stabilen Kern aus zwei Leuten, jedoch werden auch viele Musiker aus ganz anderen Richtungen involviert. Zum Schluss wussten wir gar nicht mehr so recht, wer bei den Aufnahmen was eingespielt hatte und so entschlossen wir uns, die reine Musik sprechen lassen und uns als Personen im Hintergrund zu halten. Namen und Zeit sind Schall und Rauch!
Werdet Ihr es dann dementsprechend weiterhin so halten, dass der feste Kern aus den zwei Leuten besteht, oder seid Ihr auf der Suche nach einem festen Line-Up, mit dem dann auch geprobt, etc. werden kann, einer richtigen Band also?
Nun, wenn die Songs im Proberaum entstehen, sind wir so gut wie immer nur zu zweit. Wir erschaffen somit das Grundgerüst der Lieder und greifen später auf Musiker aus unserem Freundeskreis zurück. Das hat diesmal wirklich gut funktioniert und wird, was Aufnahmen betrifft, auch so bleiben. ALBEZ DUZ ist mehr als nur die Summe der involvierten Personen. Spontanität und Improvisationen von außerhalb sind fester Bestandteil unserer Musik.
Eventuell werden wir nächstes Jahr versuchen, ein Line-Up für Konzerte aufzustellen, noch gibt es aber nichts Konkretes. Jetzt versuchen wir erstmal, ein geeignetes Label zu finden, welches unser fertig produziertes Debüt veröffentlichen kann!
Da Du gerade schon davon sprichst, Euer Debüt ist fertig. Über welchen Zeitaum wurden die Stücke denn geschrieben? Wie geht Ihr generell das Songwriting an, auf was legt Ihr besonderen Wert?
Insgesamt dauerte der Prozess knapp drei Jahre. Was uns beim Songwriting wichtig ist? Schwere Frage… Ziel ist es, wie schon erwähnt, mit einfachen und minimalistischen Mitteln eine Grundatmosphäre zu schaffen. Uns geht es nicht um Geschwindigkeit oder darum permanent für Abwechslung zu sorgen. Wer unsere Songs hört wird schnell feststellen, dass sie durchweg langsam und schwer sind und eben nicht sieben, sondern nur zwei bis drei Riffs beinhalten. Komplexe Lieder mit viel Schnickschnack sich auszudenken ist kein Problem, aber das überlassen wir den zahlreichen anderen Bands. Lieder aber aufs Wesentliche zu beschränken ist da schon viel schwieriger.
Ich denke, dies konnten wir auf unserem Debüt ganz gut verwirklichen, in Zukunft werden wir aber versuchen mit noch weniger Ideen gute Songs zu schreiben.
Wo habt Ihr das Ganze denn aufgenommen, wie lange hat es gedauert und seid Ihr mit den Aufnahmen zufrieden?
Das war eine lange und anfangs qualvolle Odyssee. Ursprünglich sollte nämlich eine Frau singen und ein alter Mitstreiter sollte in seinem Studio das Ganze aufnehmen und abmischen. Das nahm allerdings ziemlich bizarre Züge an und beide stellten sich als vollkommen unzuverlässig heraus. Nach dieser Enttäuschung verging erstmal eine ganze Zeit, in der nichts passierte. Später kam die Gelegenheit, die Scheibe im Hellsounds Studio in Mecklenburg-Vorpommern aufzunehmen. Der Aufnahmeprozess ging innerhalb weniger Wochen über die Bühne. An dieser Stelle nochmal ein kräftiges Danke an Ronny Nolpa, der einen wirklich guten Job machte und uns den Sound gab, den wir brauchten. Wir sind also sehr zufrieden mit dem Endprodukt, und ohne seine Hilfsbereitschaft wäre das alles nicht möglich gewesen.
Es ist unser Debüt und Steigerungen sind sicherlich beim nächsten Mal noch möglich. Wir legen, wie gesagt, keinen Wert auf einen glasklaren Sound. Wichtig ist das Feeling – das, was Musik im Eigentlichen ausmacht, oder?
Definitiv. Welches Feeling soll Eure Musik denn ausstrahlen, genauer: was soll der Hörer spüren, wenn er einen Song von ALBEZ DUZ hört, was für eine Stimmung wollt Ihr vermitteln?
Unsere Songs tragen sehr unterschiedliche Stimmungen in sich. Es ist Musik aus unserem tiefsten inneren und so wird es zu unterschiedlichen Intepretationen kommen. Es geht um Blut, Okkultismus, das Streben nach Gnosis, das Auskosten von Nostalgie und Melancholie. Es soll nicht belehrt, sondern ein Ausgleich zur heutigen Welt geboten werden, ein spiritueller Rückzugspunkt.
Kommen wir einmal von der Musik weg und gehen über zu den Texten. Gibt es ein textliches Konzept, einen roten Faden? Wenn ja, worum dreht sich dieser?
Von einem textlichen roten Faden im Sinne eines Konzeptalbums lässt sich nur schwerlich sprechen. Viel eher handelt es sich bei den Texten – zumindest auf „Rev. in Blood“ und „Missa Lunaris“ bezogen – um in sich geschlossene, für sich stehende lyrische Konstrukte, die nichtsdestotrotz freilich ein gemeinsames thematisches Fundament aufweisen und die Bandbreite an Themen, die ALBEZ DUZ in sich eint, nahezu vollständig zu bedienen versuchen. Emotionalität in all ihren Extremen, von Liebe und Hochgefühlen bis hin zu Hass und schierer Verzweiflung, wird eine ebenso gewichtige Rolle zuteil wie dem thematisierten Streben nach Gnosis, dem nüchternen Betrachtungsbild der allgegenwärtigen akosmischen Destruktivität oder dem spirituellen Stelldichein mit okkult-relevanten Kontexten.
Du hast vorhin bereits angesprochen, dass es im kommenden Jahr Auftritte von Euch geben soll. Wie kann man sich denn einen Gig von ALBEZ DUZ vorstellen, gibt es schon konkrete Pläne?
Nein, das ist noch vollkommen in der Schwebe. Wir haben schon viele Ideen für eine wirkungsvolle Live-Darbietung gesammelt und sind auf diesem Gebiet auch keine Anfänger. Wenn es dazu kommen sollte, wird es auf jeden Fall sehr aufwendig für uns werden. Wir selbst langweilen uns desöfteren bei Konzerten, wo einfach „nur“ die Musik gespielt wird und man nach fünf Minuten bereits die Theke aufsucht. Das wollen wir in jedem Fall vermeiden und dem interessierten Volk lange im Gedächtnis bleiben. Vor allem sind unsere Ideen eine Kostenfrage. Deswegen können wir an dieser Stelle noch nichts Konkretes verraten.
Wenn dann ein Konzept steht, würdest Du ALBEZ DUZ als Liveband sehen, die dann auch regelmäßig Gigs spielt, eventuell sogar tourt, oder werden sich Auftritte auf ausgewählte Termine konzentrieren?
Leider hat die beschissene Arbeitswelt uns fest im Griff. ALBEZ DUZ stellt für uns vor allem eine Fluchtmöglichkeit zu dieser schnelllebigen (falschen) Welt dar. Somit werden wir, wenn überhaupt, nur einzelne Konzerte spielen können. Eine Tour wäre natürlich klasse. Toll wäre es, mit Bands wie z.B. PENTAGRAM, JEX THOTH oder auch THE DEVIL’s BLOOD spielen zu können. Auch wenn wir eine andere Musik als sie spielen, ist der gleiche Grundgedanke vorhanden. Wir wollen keinen seelenlosen Einheitsbrei präsentieren und zur Reizüberflutung beitragen. Ein hohes Ziel, und die Zukunft wird zeigen, ob wir das können. Doch ich will nicht zu viel spekulieren, das verbietet mir der Aberglaube. We will see!
Diese Bands sind ein gutes Stichwort. JEX THOTH und besonders THE DEVIL’S BLOOD erfreuen sich ja heutzutage ja großer Beliebtheit. Wie erklärst Du Dir die Vorliebe vieler Menschen für diese doch sehr nostalgische Musik, die auf große Produktionen und auch musikalische Innovationen zu großen Teilen verzichtet?
Retromucke gefällt halt vielen, auch uns. Echte Musikfreaks suchen eben nicht nur den schnellen Kick, sondern vor allem Authentizität. Das, was man uns heute besonders im Metal-Bereich zum Fraß vorwirft, ist für viele nicht mehr das, warum sie überhaupt zur Musik gefunden haben. Schuld ist meiner Meinung nach der sogenannte „Loudness War“ (stammt übrigens ursprünglich aus der Radiowerbung) und das offensichtliche Getrickse in modernen Produktionen (Copy-and-Paste-Verfahren usw.). Nach soviel „Perfektion“ muss eben mal wieder eine alte IRON-MAIDEN-Platte aufgelegt werden. Natürlich mögen wir auch moderne Bands und Produktionen, wir haben lange selber so etwas gemacht.
Du hast erwähnt, dass Ihr mit dem neuen Album auf der Suche nach einem Label seid. Was hast Du denn für Ansprüche an eine Plattenfirma? Gibt es ein Wunschlabel?
Ein Wunschlabel gibt es in diesem Sinne keins. Zuverlässigkeit und der nötige Idealismus spielt für uns dabei eine übergeordnete Rolle. Außerdem suchen wir was Langfristiges und nicht die smarten Geschäftemacher, die schnell auftauchen und kurze Zeit später wieder untergehen. Auch hier haben wir damals alles unzumutbare erlebt und haben dadurch den richtigen Riecher, Methoden zu erkennen. Wir haben 2008 bereits ein kleines Promo gemacht, es aber eigentlich nur an paar Freunde verteilt. Daraufhin entschlossen wir uns, jetzt gleich eine volle CD aufzunehmen und uns damit bei einigen Labels zu bewerben. Sowohl die Aufnahme als auch die Bookletgestaltung stehen in den Startlöchern. Wir hoffen, einen geeigneten Partner zu finden. Sollten Labels schon jetzt Interesse haben: man spreche uns an und wir schicken eine CD vorbei.
Bis dahin können wir den Lesern nur anbieten, zwei Songs des Albums auf unserer Myspaceseite zu hören.
Diesem Rat kann ich mich nur anschließen, bzw. ihn Euch weitergeben. Freunde einer okkulten Mischung aus Doom und Rock sollten auf jeden Fall ein Ohr riskieren. Dann bedanke ich mich bei Euch!
Wir bedanken uns für dieses erste Interview und hoffen, die Möglichkeit zu kriegen, uns bald einem größeren Publikum zu präsentieren – Wir haben noch viel vor!
„Untime and disorder, and the suneater dwells in between, where nothing but nothingness has been.“
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