Halford
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Interview

Ein großer Augenblick für jeden Metal-Fan. Das Interview mit der JUDAS PRIEST-Legende Rob HALFORD ist für 22:30 angesetzt, da sich der gute Mann derzeit in Los Angeles auf Promotiontour befindet. Promotet wird dabei sein neuestes musikalisches Machwerk „Winter Songs“, bei dem es sich um ein reines Weihnachtsalbum handelt. Der „Metal God“ goes Christmas? Kann das gut gehen? Anscheinend ja! Auch wenn mich HALFORDs Weihnachtstrip nur bedingt überzeugt hat, scheint die Platte in den USA über die Ladentische zu rattern wie sonntags die warmen Semmeln. Grund genug also, um eine lebende Metal-Legende ans Telefon zu holen und über zukünftige Pläne, typische Metal-Weihnachtstage und das Leben im Generellen zu sinnieren. Kaum sitze ich bereitwillig und wartend an meinem Tisch, klingelt auch schon das Telefon. Auf die Minute genau. „Hi Mathias, this is Rob speaking.“ Die zwanzig Minuten mit dem „Metal God“ können starten…

Halford

Hi Rob, zu Beginn möchte ich gleich von dir wissen, wie es dir derzeit geht?

Mir geht es fantastisch. Es könnte derzeit gar nicht besser laufen.

Das ist schön zu hören. Mit „Winter Songs“, einem reinen Weihnachts-Metal-Album, hast du ja definitiv neue Pfade eingeschlagen. Wie sehen die bisherigen Reaktionen zu deinem stilistischen Trip aus?

Ich muss sagen, dass wir sehr viele Reaktionen zu „Winter Songs“ erhalten haben. Die letzten Wochen waren sehr interessant, weil wir natürlich gespannt auf das Feedback von allen Seiten gewartet haben. Nachdem das Album nun aber draußen ist, kann ich dir erleichtert sagen, dass wir mit den Songs viele Metal-Fans überzeugt haben. Wir alle lieben das Weihnachtsfest. Und neben dem guten Essen und den warmen Getränken, können die Leute jetzt unsere „Winter Songs“ im Background hören! Auf alle Fälle waren die bisherigen Reaktionen fantastisch und ich freue mich über diese großartige Unterstützung!

Wie bist du eigentlich auf die Idee gekommen, ein solches Album zu machen? War es eine spezielle Herausforderung für dich?

Nein, nicht wirklich. Alles, was man als Musiker macht, ist Teil einer Ambition, einer Leidenschaft. Dieses Mal wollte ich die Aufregung spüren, die aufkommt, wenn man neue Elemente verwendet und einfach frische und neuartige Musik macht. Natürlich kann man es als Herausforderung betrachten, wenn man als Metalhead Weihnachtssongs aufnimmt, aber ich sehe es viel eher als eine Herausforderung für die Fans, die erst lernen müssen, mit diesem Material umzugehen. Wie ich aber schon zuvor erwähnt habe, war das bisherige Feedback überwältigend. Natürlich werden sich viele gedacht haben – „Oh Gott, jetzt macht der Halford auch noch Weihnachtssongs!“ Doch ich bin nicht der einzige Metal-Musiker, der sich an dieses schwierige Thema herangewagt hat. Trotz allem scheinen die Fans das Material zu mögen. Noch viel mehr, als ich mir es anfangs erwartet hatte und das bestärkt mich natürlich noch zusätzlich!

Unter den zehn Songs finden sich aber nicht wirklich bekannte Weihnachtssongs. Warum hast du dich für eine Mischung aus Eigenkompositionen und eher unbekannten Titeln entschieden?

Natürlich erwarten sich die Leute bei einem solchen Projekt bestimmte Titel. Ich wollte aber genau die Songs machen, die für mich am besten eine gewisse Weihnachtsstimmung transportieren. Wenn du dir die großartigen Gitarren und Melodien auf der Platte anhörst, weißt du, warum es nicht unbedingt die altbewährten Songs sein mussten. Ein großes Lob gebührt dabei natürlich auch meiner Band, die hervorragende Arbeit geleistet hat.

Wie schreibst du deine Songs? Wie können wir uns das vorstellen?

Meine Songs sind eigentlich Reflektionen von mir und meinen Gedanken, die ich unbedingt mit meinen Fans teilen möchte. Das ist der große Vorteil einer Solo-Platte. Du kannst Dinge machen, für die du in einer Band einfach nicht die nötigen Möglichkeiten hast. Das Songwriting ist im Prinzip eine erweiterte Darstellung von mir. Meine Texte, vor allem auf „Winter Songs“, bedeuten mir sehr viel. Wenn ich sie singe, fühle ich die emotionale Verbindung zu mir und meinen Fans. Es ist das, was ich den Leuten mitgeben will. Es soll sich nicht nur echt anhören, es soll auch echt sein.

Möchtest du auch eine Weihnachtstour machen, bei der du speziell deine „Winter Songs“ präsentierst?

Das würde ich wirklich gerne, aber die Zeit lässt das leider nicht zu. Als ich aber die Idee zu „Winter Songs“ hatte, habe ich überhaupt nicht über eine eventuelle Tour nachgedacht. Ich wollte damit nur etwas Weihnachtsstimmung verbreiten. Meine Fans haben mich nun aber auch auf diese Idee gebracht. Das Problem ist nur, dass die Spielzeit des Albums (Anm. Red.: ca. 45 Minuten) viel zu kurz ist, um eine reine Christmas-Show auf die Beine zu stellen. Wenn das Feedback aber weiterhin so gut ausfällt, werde ich vielleicht noch ein paar weitere Songs schreiben, um eventuell nächstes Jahr eine umfangreiche und gute Show abliefern zu können. Das steht aber alles noch in den Sternen.

Hast du einen persönlichen Favoriten auf „Winter Songs“?

Das ist eine gute Frage. Im Prinzip mag ich natürlich alle Songs. Wenn ich aber genauer darüber nachdenke, muss ich zugeben, dass ich „Get Into The Spirit“, den Opener des Albums, besonders gut finde. Auch das traditionelle „We Three Kings“ gefällt mir total. Vor allem die Gesangslinien, die wir bei diesem Titel verwendet haben, sind einfach nur toll und hören sich von Mal zu Mal besser an [lacht]! Das großartige Arrangement der Songs, das ich meinen Jungs zu verdanken habe, darf ich dabei natürlich nicht vergessen [lacht]!

Die eingesessene HALFORD-Band rund um Produzenten-Mastermind Roy Z. hat dich also in deinem speziellen Vorhaben unterstützt?

Ja, total. Wir haben zusammen schon so viel durchgemacht. Wir haben schnelle und langsame Songs gespielt und sind schon so oft miteinander aufgetreten, da entwickelt sich ein gewisser Respekt zwischen den einzelnen Beteiligten. Wir mögen uns sehr und wünschen uns immer das Beste, egal welche Musik wir machen oder welche Ideen uns gerade durch den Kopf gehen. Und genau das ist das Wichtigste dabei.

Drehen wir das Rad der Zeit etwas zurück. Würdest du im Nachhinein in deiner langjährigen Karriere etwas anders machen wollen, wenn du heute die Möglichkeit dazu hättest?

Du meinst in meiner 40-jährigen Karriere als Metalhead?

Ja, genau.

Gute Frage. Das Problem ist, dass ich mich nur schwer an die gesamten letzten vierzig Jahre erinnern kann. Manchmal kann ich mich nicht einmal mehr an die letzte Woche erinnern [lacht]. Nein, Spaß beiseite. Ich finde, dass irgendwie alles seinen Sinn hat. Man muss die guten und die schlechten Seiten seines Lebens einfach hinnehmen, denn genau das macht es erst interessant. Je länger du lebst, desto mehr solltest du das Leben auch fühlen und spüren, es einfach erleben. Alles in allem muss ich sagen, dass ich wahrscheinlich nichts ändern würde. Mein Leben war seit je her mit der Musik verbunden und das ist auch gut so. Natürlich denkt man an manche Songs zurück, die man heute ganz anders gemacht hätte, aber das gehört einfach zum Dasein eines Künstlers. Es ist ein langer Prozess und Teil der Entwicklung, die man als kreative Person durchleben muss.

Da gebe ich dir Recht. Wenn du aber sagst, dass du dich kaum noch an letzte Woche erinnern kannst, wird dir dein allererster Auftritt wahrscheinlich auch abhanden gekommen sein, oder?

[Lacht]… Nein, daran kann ich mich noch genau erinnern. Ich war etwa sieben Jahre alt und habe an meiner Schule bei einer Weihnachtsfeier gesungen. Und zwar den Song „We Three Kings“. Und siehe da – fünfzig Jahre später habe ich erneut die Gelegenheit diesen Titel zu singen. Großartig, oder [lacht]?

Das ist natürlich das beste Beispiel für die Entwicklung eines Künstlers. Apropos Künstler. Viele Menschen verehren dich als Idol, als ihr persönliches Vorbild. Wenn man selbst als Idol gehandelt wird, hat man da überhaupt selbst noch Vorbilder?

Ja, natürlich. Für mich ist es zum Beispiel David BOWIE. Ich bin aber auch ein großer Fan alter Metal-Helden, wie zum Beispiel SLAYER oder METALLICA. Da gibt es sicherlich einige, die ich als Vorbild bezeichnen würde.

Wie können wir uns die typischen „Metal God Weihnachtsferien“ so vorstellen?

[Lacht]… Ich kann dich beruhigen. Bei mir sieht Weihnachten nicht wirklich anders aus, als bei anderen Leuten. Jedes Jahr stehen natürlich die alljährlichen Events auf dem Programm, die einfach dazu gehören. Ich werde die Weihnachtstage in England verbringen, zusammen mit meinen Eltern, meinen Geschwistern und einigen Verwandten. Dabei wollen wir uns einfach eine schöne Zeit machen, miteinander lachen, Witze machen, die knappe Zeit richtig ausnützen. Den „Metal God“ lasse ich dann einmal außen vor [lacht]. Nein, es geht mir einfach nur um die schönen Tage, die wir zusammen verbringen können und ich weiß auch, dass sich viele Metalheads auf das Fest freuen, auch wenn sie es vielleicht nicht immer zugeben würden [lacht]. Es unterscheidet sich also nicht wirklich von einem deutschen Weihnachtsfest, obwohl ich die feierliche Stimmung zu dieser Zeit in Deutschland total liebe. Die vielen Weihnachtsmärkte, das gute Essen und diese großen Bierkrüge – das passt einfach alles zusammen. Gerade überlege ich mir, ob ich nicht morgen in ein Flugzeug steigen und nach Deutschland fliegen sollte [lacht]!

Dann rufst du einfach bei mir an, wenn dein Flieger gelandet ist. Meine Nummer hast du ja.

Wird gemacht [lacht]…

Gut, ich komme darauf zurück. Trotzdem möchte ich zuerst noch von dir wissen, welche Musik während deiner spärlichen Freizeit läuft?

Das kann ich dir ganz genau sagen, wenn du ein paar Sekunden Zeit hast. Ich habe mir gerade so ein iPhone gekauft, da der Speicher meiner vier iPods schon lange aufgebraucht ist [lacht]!
[Kurzes Knacken und Rauschen…]
Okay, gefunden! Ich nenn dir jetzt einfach einmal die Bands, die ich in letzter Zeit gehört habe. Bist du bereit?

Kann losgehen…

Ich möchte, dass du alle Bands, die ich dir nenne, auf metal.de erwähnst, denn ich weiß, dass ihr eine der größten und beliebtesten Metal-Websites in Deutschland seid. Ich check das dann nächste Woche, okay [lacht]? Nein, kommen wir zur Sache. Zurzeit höre ich gerne AC/DC, ALICE IN CHAINS, BLACK SABBATH, CANNIBAL CORPSE, DEFTONES, EMPEROR, FIGHT, HEAVEN AND HELL, KORN, LYNYRD SKYNYRD, MUSE, METALLICA, NIRVANA, OPETH, P.O.D., PANTERA, PERFECT CIRCLE, PINK FLOYD, RAMMSTEIN, RAGE AGAINST THE MACHINE, ROB ZOMBIE, SLAYER, SOILWORK, SYSTEM OF A DOWN, TOOL, U2, THE WHITE STRIPES und außerdem noch Placido Domingo, JUDAS PRIEST und natürlich HALFORD und so weiter. Das würde jetzt noch ewig so weitergehen, aber ich glaube, du kannst ein gewisses Schema herauslesen.

Problemlos sogar. Zusammengefasst kann man behaupten, dass auch dein Privatleben von Rock und Metal bestimmt wird, oder?

Oh ja, du hast es erfasst [lacht]!

Daher kann man auch ganz einfach auf deinen Beinamen „Metal God“ schließen…

Ja! Die Fans haben mir diesen Namen gegeben. Ursprünglich war es ein Song auf dem JUDAS PRIEST-Album „British Steel“, das nächstes Jahr übrigens sein 30-jähriges Jubiläum feiert. Auf alle Fälle hat mich ein Fan so genannt und das Ganze hat sich dann schnell verbreitet. Plötzlich haben mich alle „Metal God“ genannt. Nicht nur die Fans, sondern auch die Presse und die Journalisten. Ich hätte mir nie selbst einen solchen Namen gegeben, das passt nicht zu meinem Naturell. Aber die Fans wollten es und ich liebe meine Fans und aus diesem Grund bin ich heute der „Metal God“!

Was können wir in nächster Zeit von dir bzw. JUDAS PRIEST erwarten?

Wir werden uns während der Weihnachtstage zusammensetzen und über das vergangene Jahr reden. Mit einem guten Essen redet es sich gleich viel leichter [lacht]. Wir werden dann über ein paar Pläne für 2010 sprechen, aber bis dato gibt es noch keine konkreten Planungen, die ich dir heute mitteilen könnte. Wenn es aber etwas Neues gibt, werdet ihr es auf unserer bzw. meiner Website sofort erfahren.

Lassen wir die Musik noch einmal kurz beiseite. Unter dem Namen „Metal God Apparel“ vertreibst du ja seit Kurzem deine eigenen Mode-Kreationen. Welche Produkte werden dabei angeboten?

Zurzeit gibt es nur T-Shirts. Es ist noch ein sehr kleines Unternehmen, wir müssen uns erst langsam entwickeln. Wir haben also mit unseren Shirts angefangen. Es ging mir dabei vor allem um das Design der Shirts und im Nachhinein kann ich sagen, dass der visuelle Aspekt wirklich aufregend und total ansprechend ausgefallen ist. Der typische Metal-Spirit soll mit unserer Mode transportiert werden und für die Fans soll es eine alternative Wahl zu den herkömmlichen Metal-Shirts darstellen, die es ja schon ewig gibt. Wenn du mit einem „Metal God“-Shirt durch die Stadt läufst, soll jeder sehen können, dass du ein richtiger Metalhead bist!

Das Ganze gibt es aber vorerst nur online zu kaufen…

Genau. Wir sind derzeit auf der Suche nach Großhändlern, aber das braucht alles seine Zeit. Deswegen haben wir uns vorerst auf einen reinen Internetvertrieb geeinigt. Außerdem ist RobHalford.com eine Website, auf die jeden Tag extrem oft zugegriffen wird und die eine enorme Menge an Datenverkehr hat, und was würde sich besser eignen, als unsere Shirts gleich direkt online an den Mann zu bringen. Trotzdem werde ich mich aber bemühen, ein paar Händler an Land zu ziehen. Vor allem in Deutschland möchte ich die „Metal God“-Shirts in den Shops sehen, doch, wie ich schon gesagt habe, ist das ganze noch in der Entwicklungsphase und wird dementsprechend noch dauern.

Also hast du dir für das kommende Jahr 2010 einiges vorgenommen. Bleiben da überhaupt noch Wünsche offen?

Metal, Metal und noch mehr Metal. Das ist alles [lacht]!

Das sind ein paar gute Vorsätze. In diesem Sinne bedanke ich mich bei dir. Es war mir eine Ehre mit dir zu sprechen und ich wünsche dir alles Gute!

Nein, ich muss dir danken, Mathias! Vielen Dank für dein Interesse. Ich wünsche dir ein schönes Metal-Weihnachten und alles Gute für 2010. Ich freue mich schon wieder darauf, nach Deutschland zu kommen und hoffe, dass es bald wieder soweit ist. Mit den deutschen Metal-Fans lässt es sich einfach großartig feiern! Ich wünsche euch nur das Beste!

18.11.2009

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